Ikigami - Der Todesbote #3 (Carlsen Manga)
Auch dieses mal muss Fujimoto zwei Ikigami Benachrichtigungen zustellen. Der junge Mann arbeitete nämlich für die Regierung und benachrichtigt in ihrem Auftrag eben diese 0,01% der japanischen Bevölkerung, die durch eine Nanokapsel im Herz sterben müssen. Schuld an alldem ist das GFW, das Gesetz für Fortschritt und Wohlstand, durch das die Bürger, durch die Angst vor dem Tod zu guten Bürgern gemacht werden sollen. In dieser Ausgabe erleben wir erst den letzten Tag im Leben von Naoki Takimoto mit. Naoki ist ein von seinen Eltern ungeliebtes Kind. Immer war er seiner karrieregeilen Mutter im Weg. Erst recht als sie Politikerin wurde und der depressive Junge ein schlechtes Bild auf ihr Privatleben warf. Und selbst an seinem letzten Tag möchte sie das Schicksal ihres Kinds medienwirksam für den Wahlkampf nutzen. Womit sie ihn noch mehr zum verzweifeln bringt und dass jetzt wo er eh nichts mehr zu verlieren hat.
Den nächsten Ikigami muss er an Satoshi Iizuka ausstellen, ein junger Mann, der es nach seiner Jugend im Heim endlich geschafft hat ein, zumindest nach außen hin normales Leben zu führen. Endlich verdient er genügend Geld um eine Wohnung zu mieten, die nicht nur für ihn, sondern auch für seine 14-jährige Schwester Sakura groß genug ist. Somit kann er das, seit einem Unfall erblindete Mädchen auch endlich aus dem Heim holen. Doch gerade als es zum ersten mal so läuft wie er es möchte ereilt ihn die Botschaft das er in 24 Stunden sterben wird. Als letztes Geschenk möchte er seiner kleinen Schwester seine Netzhaut spenden, aber sie will sie nicht annehmen, da er dafür sterben muss und dann verbirgt er noch ein großes Geheimnis.
Im ersten der beiden Schicksale, die in diesem Band erzählt werden, beleuchtete Motoro Mase etwas näher wie die Politik rund ums GFW mit dem Privatleben der Leute zusammenhängt. Gerade durch den Wahlkampf rund um das zweifelhafte Gesetz, den die Politikerin mit dem Schicksal ihres Sohns verbindet, wird etwas klarer wie dieses schlimme System und sein fortbestand funktioniert. Einen anderen, bisher noch nicht gesehen Twist gibt es bei der zweiten Geschichte. Dabei wird gezeigt, wie Fujimoto sich nicht an die Regeln hält und viel aufs Spiel setzt um den kleinen Mädchen und ihrem Bruder zu helfen. Dafür kassiert er am Ende zwar einen kleinen Tadel, aber er ist wieder zufriedener. Interessant ist, dass viele Charaktere verstehen, dass dieses Gesetz falsch ist oder daran Zweifeln. Doch auch wenn es manchmal so aussieht als würden sie ausbrechen, finden die meisten letztlich irgend eine Lösung, wie sie mit dem System klarkommen in dem sie Leben. Selbst die meisten Opfer des Gesetzes geben sich meist relativ schnell damit ab wie es ist. Manchmal offensichtlich, meistens aber versteckter bröckelt es überall an dem Gesetz und ich bin mir sicher das sich noch vieles ändern wird innerhalb der Reihe, auch wenn es vermutlich noch lange genauso wie jetzt weitergehen wird. Solange aber weiterhin so viele spannende und interessante Geschichten zu erzählen sind, darf es so weitergehen.
Auf schockierende Bilder oder krasse Action kann man sich bei den meist sehr ruhig erzählten Geschichten nicht verlassen. Daher setzt der Mangaka und sein Team auch mehr auf starke Emotionen. Teilweise etwas zu typisch fürs Medium, schießt man dabei übers Ziel hinaus und erweckt einen dezent theatralischen Eindruck. Teilweise ist die Mimik der Charaktere aber auch exzellent getroffen und wirkt sehr glaubhaft. Auch bei den Hintergründen hat man viel Zeit und Mühe investiert, was sich im Endergebnis sehen lassen kann. Emotionell trifft man trotz der Stellenweisen Übertreibung aber wirklich oft den richtigen Ton und zieht den Leser somit auch Gefühlstechnisch in die Handlung.
Trotz kleinerer Mängel hat mich auch der dritte Band der Reihe sehr spannend unterhalten und wer auf echte Science-Fiction ohne Raumschiffe und Aliens steht, sollte unbedingt mal reingeschaut haben.
7,7 von 10 Poster im Krankenhaus