Monsieur Mardi-Gras unter Knochen #1 - Willkommen! (Splitter)
Punkt 12 genau zwischen Fastnacht und Ascher Mittwoch, eine Badezimmer, rutschige Fliesen, ein vergessenes Spielzeugauto: Klonk! Zwei glatte Brüche in Hals Höhe. Der dritte und der fünfte Wirbel sind hin. Tja, das bedeutet ohne Zweifel den Tod. Allerdings ist der Tod noch lange nicht das Ende wie der Kartograph Victor Tourterelle feststellen muss, der eben noch auf dem Spielzeugauto seines Kindes ausgerutscht ist und an den Folgen des Sturzes verstorben ist. Verdattert erwacht er, mittlerweile nur noch ein knöchernes Skelett, in einer Kreidewüste. Einsam ist es, langweilig und überhaupt nicht so wie er sich die Zeit nach dem Tod vorgestellt hat. Lange bleibt er aber nicht allein und ein Postbote holt ihn ab, bringt ihn in die Stadt des Königreichs der Tränen und gibt ihm den neuen Namen den er aufgrund seines Todeszeitpunkts verpasst bekommt: Monsieur Mardi-Gras!
In der Stadt muss er schnell feststellen das die Toten sich mit ihrem Schicksal abgefunden haben und ihren Kummer in Quecksilber und anderen schädlichen Stoffen aus der anderen Welt ertränken. Manchmal auch mit Kaffee wenn etwas davon den Weg in die Nachwelt findet. Monsieur Mardi-Gras will sich mit all dem nicht abfinden. Keinen alberneren neuen Namen für ihn, kein Kummer und auch vom Quecksilber möchte er nichts wissen. Abfinden muss er sich mit all dem allerdings sowieso nicht, denn unheimliche Mächte haben ganz andere Pläne für ihn…
Den Begriff kafkaesk bemühen Kritiker oft und gerne, meist reicht es auch schon aus das die Geschichte etwas Merkwürdig ist um das Label anzubringen. Hier trifft es aber wohl mal wirklich zu.
Victor muss im ersten Band die Geflogenheiten seiner neuen Welt erlernen und versuchen sich damit zu arrangieren. Am besten untergehen in der Masse und möglichst wenig auffallen. Dem widersetzt er sich aber und so wird er schnell zur Zielscheibe der nachweltlichen Bürokratie, die fast so unausweichlich ist wie die unsere. Dabei überrascht Éric Liberge immer wieder mit neuen absurden Ideen und verrückten Panel. Die Skelette die Knochen verloren haben bauen sich Ersatzteile aus dem Unrat der sie umgibt und durch giftige Substanzen versuchen sie der Einöde zu entfliehen. Dabei sind die Zeichnungen immer gut, wirken aber durch die immer akkurate Anordnung der Panel oft wie in Stein gemeißelt. Dynamik kommt dabei keine auf. Schade ist es auch wenn zuviel Text verwendet wird, da die Sprechblasen eh schon sehr groß und eckig sind und oft viel zu viel der tollen Bilder verdecken. Am besten wirkt das Artwork in den weitläufigen Splash Pages die voll mit tollen Feinheiten sind, die ansonsten oft leider untergehen. Davon abgesehen kann Monsieur Mardi-Gras durch seinen rabenschwarzen Humor und einer schrulligen Version der Hölle begeistern.
7,8 von 10 nummerierte Knochen