Dienstag, 11. August 2020

Willy Morgan and the Curse of Bone Town (imaginaryLab) [PC]

Willy Morgan and the Curse of Bone Town (imaginaryLab) [PC]

Es ist schon 10 lange Jahre her das der Vater von Willy, der weltberühmte Archäologe, Henry Morgan von einem auf den anderen Tag spurlos verschwand. Seit dem ist die kleine Familie zerrissen, die Mutter verdrängt den Schmerz ihres Verlustes mit ihrer Forschungsarbeit und der junge Willy Morgan versucht einfach Antworten auf das zu bekommen, was vor so vielen Jahren geschehen ist - ohne Erfolg. Bis eines Tages ein Brief aus der Vergangenheit alles ändern soll.

Ein an Henrys Todestag abgeschickter Brief erreicht nun so viele Jahre später seinen Absender. Darin gibt Henry seinem Sohn einige Hinweise auf die Entdeckungen in den letzten Tagen vor seinem verschwinden. Die Reise führt Willy Morgen in das von Menschen verlassene „Bone Town“, ein bereits vor Jahrhunderten von Piraten gegründetes Städtchen voller Geheimnisse. Die letzten verbleibenden Bewohner*innen sind allesamt Nachfahr*innen jener damaligen Gründerpiraten (schöner Name für ein Start-Up). Der Zusammenhang zwischen diesen unterschiedlichen Familien liegt in der Legende eines zur damaligen Zeit verschwundenen Schatzes, dessen Fundort auf einer verschollenen Karte markiert sein soll von der jedes der damaligen Besatzungsmitglieder einen Teil erhielt. Ein richtiges Piratenabenteuer liegt vor dem klugen aber unbedarften Willy Morgan, der nicht ahnt das einige finstere Gestalten schon seit Jahren auf eine Chance warten die Beute zu plündern.

Piratenschätze, verlassene Städte und Abenteuer, dass klingt nicht nur durch Zufall wie eine Anlehnung an die beliebte Monkey Island Serie, die Entwickler*innen von imaginaryLab weisen sogar selbst darauf hin von diesen legendären Point-and-Click Adventures inspiriert worden zu sein. Die Freude daran begegnet uns in Form vieler liebevoller in der Spielwelt platzierter Referenzen und Anspielungen in den Dialogen, die manchmal witzig und manchmal etwas zu forciert wirken.
Die Dialoge gehören auch im Allgemeinen zu den schwächeren Teilen des Spieles, die Vertonung mit unterschiedlichen Sprecher*innen ist solide in englischer Sprache mit verschieden sprachigen Untertitel vorhanden, jedoch fehlt es ihnen etwas an emotionalem Ausdruck. Sie können den Humor oder die Dramatik einer Situation nicht so richtig einfangen, wodurch die Charaktere dann leider etwas teilnahmslos oder flach wirken.

Etwas das wir über die grafische Präsentation von „Willy Morgan and the Curse of Bone Town“ nicht sagen können, die wunderschön gerenderten Hintergründe sind fast fotorealistisch und selbst in 4K noch knackig scharf. Dazu kommen die in einem leicht realistischem Cartoon-Stil gestalteten Charaktermodelle die sehr gut in die Umgebung passen, einzig einige etwas ruppige Animationen trüben den ansonsten sehr guten visuellen Eindruck leicht.
Steuern lässt sich Willy auf die wohl klassischste Art eines Point-and-Click Adventures. Wir bewegen uns durch Linksklick in der Welt umher können mit der rechten Maustaste alles untersuchen und haben ein Inventar an der Unterseite des Bildschirms. Aktions- oder die noch historischeren Verbenmenüs gibt es zum Wohle der modernen Einsteigerfreundlichkeit nicht. Im Sinne des gemütlichen Spielekomforts hat es aber die seit vielen Jahren zum Standard gehörende Hotspotanzeige in das Spiel geschafft, die es euch ermöglicht alle interessanten Orte und Objekte auf dem Bildschirm anzeigen zu lassen.
Ein wichtiger Kern jedes Videospieles ist das Gameplay, bei Adventures kommt es dabei vor Allem auf ein geschicktes Rätseldesign mit Kombinations-, Dialog und Umgebungsrätseln an. Die oben bereits erwähnten Piratenabenteuer von Lucasfilm Games taten dies zu ihrer Zeit trotz technischer Limitierung sehr gut. Die Rätsel von Willy Morgan stehen in einer ähnlichen Tradition es bedarf oft kreativer Lösungen für eine bevorstehende Aufgabe, leider bieten Sie für erfahrenere Abenteurer*innen keine große Herausforderung. Die Rätselketten bestehen meist aus einfachem von A nach B tragen und auch das so schöne kombinieren von Gegenständen im Inventar kommt so gut wie nicht vor, hier wurde meiner Meinung nach einiges an Potenzial verschenkt.

„Willy Morgan and the Curse of Bone Town“ ist ein grafisch ansprechendes Adventure, dass versucht in die sehr großen Fussstapfen seiner geistigen Vorgänger zu schlüpfen. Die im Ganzen zu einfachen Rätsel und die etwas leblosen Dialoge machen es dem Spiel dann aber leider unnötig schwer und so bleibt es ein nettes Einsteigerspiel für zwischendurch, dass aber nicht an die Legenden des Genres anknüpfen kann.

7.2 von 10 keksnaschenden Möwen