Montag, 13. Juli 2020

The Black Torment (1964) [Wicked Vision]

The Black Torment (1964) [Wicked Vision]

Wir befinden uns im ländlichen England, gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Der Lord Richard Fordyke (John Turner) kehrt nach längerem Aufenthalt in London zurück zu seinem Anwesen. Nach dem mysteriösen Tod seiner Frau hat er inzwischen seine Elizabeth (Heather Sears) geheiratet. Nun soll sie auf dem Landsitz seiner Familie dem Vater von Richard vorgestellt werden. Doch schon auf dem Weg zum Anwesen erfährt Richard Anfeindungen durch den örtlichen Schmied (Francis De Wolff). Vor kurzem verstarb erneut eine junge Frau unter ungeklärten Umständen. Mit ihren letzten Kräften beschuldigte sie den, jedoch zu diesem Zeitpunkt noch in London mit seiner Frau verweilenden Richard. In den folgenden Tagen passieren immer wieder merkwürdige Dinge und schließlich überrascht Richard sogar eine geisterhafte weibliche Erscheinung, die ihn als Mörder betitelt. Im Dorf verfestigt sich der Glaube an Richards Schuld und sogar er selbst beginnt an sich zu zweifeln, doch was steckt hinter all diesen unerklärlichen Geschehnissen?

Oftmals denke ich bei Gothic Horror zuerst an die späteren Filme der Hammer Studios, die mit mehr Sex und Blut. Auch die früheren, weniger reißerischen – die natürlich sehr viel bessere Beispiele für das Subgenre sind – können mir meist gefallen. Genauso wie Roger Corman Schauerfilme nach Motiven von Edgar Allan Poe. Allerdings wird Robert Hartford-Davis „Das Grauen auf Black Torment“ auch vielen Freund*innen des gemächlichen Schauderkinos etwas zu langsam voranschreiten. Vor allem fehlt dem etwas langatmigem Plot an herausragenden Momenten und Spannung. Die Handlung plätschert eher nebenher und lässt nicht nur Grusel vermissen, sondern versäumt es obendrein noch den finalen Twist vor uns Zuschauer*innen geheim zu halten. Somit werden wohl fast alle Zusehenden schon nach der Hälfte der Spielzeit wissen worauf es hier hinausläuft, was somit den letzten Funken Spannung löscht.

Natürlich haben sich unsere Sehgewohnheiten in den letzten Jahrzehnten stark verändert und damals war diese Art von Film sicherlich noch etwas bewegender, die langsame Gangart gewohnter. Aber selbst im Vergleich zu Genrekonkurrenten der selben Zeit wirkt „The Black Torment“ doch arg blutlos und in fast allen Punkten deutlich veraltet.

Was aber nichts daran ändert das es sich hierbei um einen handwerklich ordentlich gemachten Film handelt. Die Sets sehen stimmig aus und für einen niedrig budgettierten Film wirken vor allem die Kostüme glaubwürdig. Die Kameraarbeit ist zudem ruhig und nüchtern aufs Geschehen fokussiert. Sicher keine große Kunst, dennoch immer eine schöne Abwechslung zum meist Ideenlosen Kamerageschwenke vieler moderner Genretitel.

Unter den Darsteller*innen befinden sich auf den ersten Blick zwar keine Weltstars, Genrefans erkennen im Hintergrund dennoch das eine oder andere bekannte Gesicht. In der Hauptrolle findet sich zum Beispiel John Turner wieder, der noch ein paar Jahre zuvor in „Das Ungeheuer von Loch Ness“ (1959) mit dem radioaktiv verstrahlten, Titelgebenden Monster ringen musste. Heather Sears wird Genrefans vermutlich bekannt sein als Jungfrau in Nöten in Hammers „Das Rätsel der unheimlichen Maske“ (1962). Hier darf sie sogar mal etwas kratzbürstiger agieren und sich sogar mal gegen ihren Mann erheben. Sicherlich keine starke weibliche Rolle, aber etwas aktiver als in vielen Filmen dieser Art. Ebenfalls durch Hammer bekannt ist Norman Bird, der einst an der Seite von Peter Cushing in „Cash on Demand“ (1961) zu sehen war. Mein persönliches Highlight ist jedoch Francis De Wolff, vor allem wohl bekannt aus Terence Fishers Verfilmung von „Der Hund von Baskerville“ (1959) und „Doctor Who“ (1964-1965).

Mit nötigem Sitzfleisch und einer Vorliebe für langsamen britischen Grusel ist „Das Grauen auf Black Torment“ durchaus eine Sichtung wert, wer aber wirklich Grauen und Horror erwartet wird enttäuscht werden.Dank der Leute von Wicked Vision darf „Das Grauen auf Black Torment“ endlich seine deutsche HD-Premiere feiern, neu vom 35mm-Negativ abgetastet. Der Film ist als Mediabook mitsamt 24-seitigem Booklet erschienen. Das Booklet enthält einen Text auf deutsch und englisch von Dr. Rolf Giesen. Auf der Disc findet ihr einige exklusiv für diese Veröffentlichung erstellte Extras. Da wäre der obligatorische Audiokommentar mit Dr. Rolf Giesen und Dr. Gerd Naumann und die zwei Featuerettes „Gothic Cinema: Eine Einführung von Filmwissenschaftler Prof. Dr. Marcus Stiglegger“ und „Return to Black Torment – Ein Interview mit Annette Whiteley und Roger Croucher“. Dazu gibt es noch den deutschen Kinovorspann des Films, sowie den deutschen Kinotrailer und eine Bildergalerie.

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