Mittwoch, 8. Juli 2020

The Flesh & Blood Show (1972) [Wicked Vision]

The Flesh & Blood Show (1972) [Wicked Vision]

Eine Truppe junger Schauspieler*innen folgt der Einladung einer neuen Theatertruppe. In einem alten verfallenen Theater auf einem Pier, sollen sie an einer improvisierten Show arbeiten. Immer wieder lassen sie sich dabei von ihren attraktiven Kolleg*innen ablenken und frönen der körperlichen Lust. Lange Zeit zum Schmusen bleibt allerdings nicht, denn schon kurz nach ihrem ersten Probetag verschwindet die erste Schauspielerin und wird kurz danach geköpft aufgefunden. Als jedoch die Polizei eintrifft ist die Leiche verschwunden. Bei dem einen Opfer soll es natürlich nicht bleiben und so verschwinden in den folgenden Tagen weitere Menschen aus dem Theater.

Nach einer ganzen Reihe von Nackidei- und Bumsfilmen war „Im Rampenlicht des Bösen“, so der deutsche Titel der Flesh & Blood Show erst sein dritter Film außerhalb der günstigen Erotikunterhaltung. So folgte der Film 1972 auf „Männer der Gewalt“ (1970) und „Schrei nach Leben“ (1971), Pete Walker selbst war künstlerisch noch sehr nahe an dem was er die Jahre zuvor filmte. Mir war der Film bisher nur durch einige Trailer Compilations bekannt in denen dieser Streifen gerne mal vorkommt. Schon der Trailer wirkt etwas zu sehr auf nackte Tatsachen fokusiert und etwas blutleer. Leider kann der Film auch in seiner vollen Spiellänge nicht mehr begeistern als seine Vorschau.

Geboten bekommt ihr eine Art von Proto-Slasher mit leichtem Miträtselfaktor. Das Rätsel ist aber weder wirklich schwer zu lösen, noch ist es allzu gut arrangiert. Schnell ist der schuldige ausgemacht und eine wirkliche Überraschung bleibt aus. Die meiste Zeit verbringen wir hier damit halbnackte junge Frauen in wenig erotisierenden Settings zu beobachten. Das erweckt dann aber auch keine wirklich prickelnden Gefühle, sondern wirkt fast ausnahmslos deplatziert und uninspiriert. An Spannung fehlt es dem Streifen dann leider auch noch und was ihm letztlich wohl vollends das Genick bricht ist das Fernbleiben von Blut oder irgendwelcher körperlicher Action.

Somit besteht der Film fast ausschließlich aus plakativer, aber trotzdem verklemmt wirkender Nacktheit und Schauspieler*innen, die viel ohne Sinn und Verstand durch ein dunkles und verstaubtes Theater schlurfen. Dabei ist es dennoch vollkommen richtig und wichtig anzuerkennen, dass Pete Walker hier zumindest handwerklich gar nicht zu viel falsch macht. Es gibt einige Einstellungen die sehr gut geplant wirken. Die toll ausgeleuchtet sind durchaus atmosphärische Züge aufweisen. Diese werden durch Handkameraarbeiten aufgebrochen die dem Film mehr Dynamik geben. Nur inhaltlich kann die Geschichte nichts derartiges Vorweisen.

Ebenso können die Darsteller*innen wenig für die Langeweile. Jenny Hanley ist bekannt aus Hammers „Dracula - Nächte des Entsetzens“ (1970). Luan Peters aus „Nur Vampire küssen blutig“ (1971), ebenfalls ein Hammer Film. Und Robin Askwith hat an „Frankensteins Horror-Klinik“ (1973) mitgewirkt. Alle Darsteller*innen haben neben wenigen bekannteren Filmen vor allem in etlichen britischen TV-Produktionen mitgewirkt, was durchaus plausibel ist. So haben sie doch alle etwas Ausstrahlung, etwas Bühnenpräsenz und wirken authentisch, so richtig aus der Maße herausstechen kann von ihnen leider niemand. Dabei sei gesagt, dass der Film unbedingt im britischen O-Ton gesehen werden sollte, da der britische Akzent dem Film wenigstens noch etwas eigenen Charakter verleihen kann. Leider kann die deutsche Synchronisation nur wenig begeistern. Obwohl hier einige hochkarätige Namen wie Manfred Seipold (Unter den Dächern von St. Pauli, 1970) zu hören sind, liegt die Nachvertonung einige male weit neben dem Original.

Jetzt sind wir am Ende und ich habe das beste Feature des Films ganz vergessen. Der Film kulminiert nämlich final in einer längeren Rückblende, die gänzlich in 3-D gefilmt wurde. Holt also eure alten anaglyphen rot-cyan Brillen aus dem Schrank und genießt die ziemlich unnötig drangepappte Gimmicksequenz in der Pete Walker selbst einen Gastauftritt hinlegt.

„The Flesh & Blood Show“ ist die Nummer vier der Pete Walker Collection von Wicked Vision. Als Release dieser Reihe kommt der Film natürlich in Form eines schönen Mediabooks in euer Regal geflattert. Mit dabei ein 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Dr. Rolf Giesen. Auf der Blu-ray, beziehungsweise der DVD findet ihr ebenso einige Extras. Zuerst ist da der Audiokommentar mit Christian Klaese, Matthias Künnecke & Dr. Gerd Naumann. Dazu kommt ein Interview mit Pete Walker, die 3D-Sequenz, eine Bildergalerie und Trailer. Der Film wurde vom 35mm-Negativ neu abgetastet und restauriert. Somit feiert der Film so seine deutsche HD-Premiere. Zudem ist der Film jetzt ungeschnitten zu sehen. Es fehlte zwar kein Blut, sondern stattdessen einige längere, für den Plot durchaus nicht unwichtige Sequenzen in der deutschen Schnittfassung.

5 von 10 Gummihände