Search And Destroy #1 (Carlsen Manga)
Nach dem großen Krieg, für den die meisten der Roboter, die sogenannten Kreaturen, gebaut wurden, verloren die Maschinen ihre Bedeutung für die Menschen, von den Robotern Sapos genannt. Die Maschinen leben nun entweder auf der Straße oder haben sich zu Yakuza Familien zusammengefunden. Andere werden von Menschen für einfache Arbeiten ausgenutzt. In dieser Welt lebt Doro. Ein junges Waisenmädchen, das sich als Taschendiebin durchkämpft. Als sie eines Tages von den örtlichen Yakuza fasst exikutiert wird, ist eine junge Frau, fast eine Maschine gehüllt in stinkendem Pelz und mit tödlichen Scherenhänden ausgestattet ihre letzte Chance fürs Überleben. Doch anstatt mit ihr herumzuziehen, hat die mysteriöse Frau eigene Pläne, denn insgesamt 48 Roboter haben Körperteile von ihr geraubt, die sie nun zurückfordern möchte um wieder ein vollwertiger Mensch zu werden.
Osamu Tezuka, einer der Grundsteine der Anime und Manga Welt erschuf die Serie „Dororo“ Ende der 1960er Jahre. Auf die Mangareihe folgte die Animeserie und bis Heute mehrere Reboots der Geschichte. Die neueste Reinkarnation dieses Stoffes kommt von Atsushi Kaneko (Wet Moon) und versetzt die Geschichte aus dem Samurai Setting in eine leicht retro angehauchte Cyberpunk Zukunft. Die Handlung erscheint zwar in neuem Gewand, an dem Plot selbst wurde aber nicht zu viel geändert bisher. Was allerdings bei Tezuka vor 50 Jahren noch bahnbrechend neu und aufregend war erscheint hier eher wie der Plot eines mittelmäßgen Shounen Manga. Das Konzept von „du musst eine bestimmte Anzahl an Feinden besiegen um dein Ziel zu erreichen und um das Rätsel deiner Vergangenheit zu lösen“ ist heute doch stark überstrapaziert und eher einfallslosem schreiben zu zuordnen. So bietet die Handlung auch im ersten der drei Bände wenig besonderes. Die Charaktere sind jedoch gut geschrieben, so dass man mit den Protagonist*innen gut mitfühlen kann und die Bösewichte sind so eklig das man ihnen schnell gönnt was auf sie zu kommt.
Wo dieser Mangaband aber durchaus glänzen kann ist das tolle Artwork. Sofort fallen die vielen interessanten und teils sehr ungewöhnlichen Charakteredesigns auf. Während Hyaku noch sehr starke Ähnlichkeit zu Battle Angel Alita aufweist sind alle anderen Figuren ziemlich aufregend und cool gestaltet. Ebenfalls sehr positiv aufgefallen sind mir die einfallsreichen Verwundungsmöglichkeiten von Rasterfolien. Zudem muss das spannende Spiel mit negativem Raum gelobt werden, das teils an die Comics von Daniel Clowes erinnert. Auch in Punkto düsterer Atmosphäre und mildem, aber dennoch effektivem Body Horror haben beide Autoren Ähnlichkeiten zueinander.
Optisch ein totaler Hit. Inhaltlich gelingt es mir nicht sehr begeistert zu sein. Ich fühle mich ganz gut unterhalten, aber insgesamt habe ich mir von einer modernen Neuauflage solch einer Geschichte mehr erwartet.
6,7 von 10 nach Austern riechende Zungen