The Communion Girl (2022) [Pierrot le Fou]
Sara (Carla Campra) ist mit ihrer Familie in ein Dorf gezogen. Und wie es in Dörfern öfter vorkommt, ist es auch hier so, dass Zugezogene eher skeptisch betrachtet werden von der Dorfbevölkerung. In der rebellischen Rebe (Aina Quiñones) findet die Teenagerin aber eine verlässliche Freundin, mit der sie auch manchmal in den nächst größeren Ort zum Feiern fahren kann. Bei einem dieser Partyausflüge läuft ihnen auf dem nächtlichen Rückweg ein unheimliches Phantom über den Weg und auch die gruselige Kommunionspuppe, die sie im Wald gefunden haben lässt nichts gutes ahnen. So kommt es auch, dass die beiden schon bald von weiteren angsteinflößenden Erscheinungen geplagt werden und zudem finden die jungen Frauen besorgniserregende Flecken auf ihrer Haut, die nicht wenig Ähnlichkeit haben mit denen aus den düsteren Legenden des Ortes.
Bisher hatte Víctor Garcia eine schwere Karriere in der Filmwelt. Nach seinem gelungenen Einstand mit seinem Erstlings Kurzfilm „El ciclo“ (2003) konnte er das Interesse amerikanischer Produzenten erwecken. Was eigentlich ein großer Durchbruch sein sollte war in meinen Augen eher ein Rückschritt für Garcias künstlerisches Schaffen. Zwar konnte er danach mit regelmäßiger Kontinuität neue Filme auf den Markt werfen, so handelte es sich dabei jedoch lediglich um ungewollte neue Titel einiger Franchise die nicht mehr viel zu bieten hatten. Sein Schaffen bestand somit in den nächsten Jahren nur aus Titeln wie „Haunted Hill - Die Rückkehr in das Haus des Schreckens“ (2007), „Mirrors 2“ (2010), „Hellraiser: Revelations“ (2011), sowie der Miniserie „30 Days of Night: Blood Trails“ (2007) und dem „Predators“ Mockbuster „Arctic Predator - Der weiße Tod“ (2010) für den amerikanischen SyFy Channel. Demnach waren meine Erwartungen für „The Communion Girl“ nicht sehr hochgesteckt. Trotzdem oder auch vielleicht gerade deshalb konnte mich Garcias neuester Erguss positiv überraschen, auch wenn ich hier sofort verraten kann, dass auch dieser Film sicherlich kein überragendes Genrewerk geworden ist.
Communion Girl macht wenig komplett falsch aber auch ebenso wenig kann der Film durch irgendwelche Qualitäten überzeugen. Handwerklich ist das hier ordentlich gefilmt, das Monster Make-Up ist in Ordnung, wenn auch nicht wirklich gruselig und es wird meist auf CGI verzichtet. Wenn dann aber doch mal der Computer bemüht wird, sieht es leider auf eine andere Art schauerlich aus als beabsichtigt. Die Geschichte erfüllt die Mindeststandards von dem, was ich von solch einer sehr altbackenen Geisterstory erwarten würde. Das Setting im Spanien der späten 1980er gibt dem Film wenigstens ein wenig Wiedererkennungswert. Schauspielerisch ist das auch alles okay, vor allem Carlos Oviedo, der hier als der Drogendealer Skin Chivo zu sehen ist, kommt authentisch rüber. Auch die Atmosphäre des einsamen Dorfes ist relativ gelungen, könnte durch besseres Worldbuilding jedoch auch noch stärker ausgebaut werden.
Insgesamt bleibt aber mal wieder ein fragendes Warum? zurück. Der Film orientiert sich an vielen glatten Hollywood Gruselproduktionen. Annabelle (2014) kommt da sofort in den Sinn. Aber auch die US-Remakes von „Ring“ (2002) sowie „Dark Water - Dunkle Wasser“ (2005) kommen einem in den Sinn. Der Film hat keinerlei Ambitionen mehr zu sein als eine mild unterhaltsame Teenygeisterstory, was vielleicht nicht so schlimm wäre wenn Garcia den Teil mit der Unterhaltung etwas besser hinbekommen hätte. Was wir jetzt bekommen haben ist ein in allen Punkten sehr mittelmäßigen Film, der es leider gar nicht richtig versucht, und dessen größten Horrormomente Klopapier klauende Geister, flackernde Lampen und zickige Tanten sind. Zusätzlich endet der Film nicht mit einer vernünftigen Auflösung, stattdessen wirft man auf den letzten Metern die Botschaft des Films um, nur um sehr bemüht zu versuchen sich noch Raum für eine Fortsetzung offen zu halten.
Der Film erscheint bei Pierrot le Fou in einem sehr schön anzusehenden und auf 2.500 Stück limitierten Mediabook. Als Bonus bekommt ihr neben den obligatorischen Trailern lediglich knapp über fünf Minuten Making-Of Material. Das Booklet enthält ein Essay zum Film und zu spanischem Horror im Allgemeinen und ein Interview mit Garcia. Ach und ein Poster liegt dem Mediabook ebenfalls noch bei.
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