Schrei, wenn der Tingler kommt (1959) [Anolis]
Dr. Warren Chapin (Vincent Price) ist ein Pathologe und unter anderem damit beauftragt die Autopsien bei sämtlichen Opfern der örtlichen Todesstrafe durchzuführen. Dabei macht er immer wieder die gleiche erstaunliche Entdeckung. Im Moment der Todesangst scheint es so als würde in der Wirbelsäule ein großes Insekt heranwachsen, dass sich nur durch einen entsetzlichen Angstschrei wieder vertreiben lässt. Er vermutet, dieses Insekt könnte seinen Wirt töten, falls dieser nicht rechtzeitig seine Angst durch einen beherzten Schrei von sich brüllt. Als er Ollie (Philip Coolidge) und Martha Higgins (Judith Evelyn), die Besitzer eines Stummfilmkinos, kennenlernt kommt ihm eine nicht ganz ethische Idee. Martha ist nämlich taubstumm und kann daher ihre Angst nicht weg schreien. Vielleicht muss er sie nur zu Tode erschrecken und könnte so den Tingler extrahieren.
Zurzeit ist Tofu Nerdpunk schlimm im Umzugs- und Renovierungsstress. Daher ist mit Reviews grad auch relativ Essig. Zeit und Lust für Filme sind nicht vorhanden und wenn doch pennt der Rezensent sowieso sofort ein. Eine kleine Pause wurde sich jetzt aber doch gegönnt und zwar für einen kleinen niedlichen Film der sich “The Tingler” nennt oder auf deutsch “Schrei, wenn der Tingler kommt”.
Vol. 3 der “Die Rache der Galerie des Grauens” Reihe kramt einen vergessenen Klassiker vom Gimmick Regisseur William Castle raus, der zwar nicht unbedingt der cleverste Film aller Zeiten ist, dafür aber doch sehr spaßig daherkommt. Das Gimmick des Films war damals ein kleiner Motor, der unter die Sitze gebaut wurde. Dieser sorgte dafür, dass die Zuschauer*innen in der Szene, in der der Tingler durchs Kino schleicht, ein wenig durchvibriert wurden. Außerdem werden die Zuschauer dazu aufgerufen selbst zu schreien um den Tingler zu vertreiben. Für diese Szene gibt es sogar eine reguläre Kino und eine Autokinofassung. Im Autokino sollten die Gäste die Lichter der Autos einschalten um es dem Tingler zu geben.
Der gesamte Film dreht sich sehr stark um das Gimmick, zu den wissenschaftlichen Bemühungen des Doktors kommt noch ein kleines Ehedrama dazu und am Ende sogar noch etwas Crime. Der Tingler selbst sorgt für die nötige Prise B-Movie Tierhorror und rundet das ganze sympathisch ab. Toll wie dieses Gummitierchen ein seinen gut sichtbaren Drähten durchs Zimmer geschleift wird. Neben dem Tierchen ist natürlich auch Vincent Price eines der Highlights des Streifens. Er nimmt seines Rolle herrlich ernst, selbst in den absurdesten, unwissenschaftlichen Momenten. Herausragend ist zudem noch eine Szene in der das Blut farbig ist, während der gesamte Rest des Films in schwarzweiß gedreht wurde, starker Effekt.
Davon abgesehen geht dem Film zwischenzeitlich immer wieder die Puste aus und vor allem das Ende gerät ein wenig zu sehr durcheinander und scheint sich ein wenig zu verzetteln. Jedenfalls endet der Film eher sang- und klanglos und nicht mit einem großen Paukenschlag. Für einen gemütlichen Abend bietet der Tingler jedoch kurzeilige Unterhaltung und dank des Gimmicks bietet er zudem noch einige Möglichkeiten für lustige Anekdoten.
Anolis bringt den Film jetzt in einer wunderbar restaurierten DVD/Blu-ray Fassung heraus. Die 2-Disc-Edition bringt euch den Film auf DVD und Blu-ray, beides toll restauriert, mit sehr gutem Bild und Ton. Dazu wie immer ein informatives Booklet und diesmal sogar zwei Audiokommentare. Einer mit Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad der andere mit Ingo Strecker und Robert Zion. Dazu kommt die deutsche Kinofassung, der deutsche und der US-Trailer, die Tingler Doku „Scream For Your Life“ und die Schrei-Szene aus dem Kino und dem Autokino, genauso wie die obligatorische Bildergalerie.
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