I Kill Giants (Splitter)
Barbara hat es nicht leicht.
Die Elfjährige wird zur Zeit von ihrer großen Schwester Karen
aufgezogen, der Vater kümmert sich nicht um seine Familie und ist
verschwunden und auch in der Schule läuft es ziemlich schlecht. Sie
hat Stress mit den Lehrer*innen, den Bullys und Freund*innen hat sie auch
keine. Nur als Dungeon Master in Dungeons & Dragons hat sie ein
wenig Spaß. Für andere Sachen hat sie im Grunde aber auch keine
Zeit, schließlich muss sie die Welt vor den Riesen retten. Diese
werden nämlich bald auf die Erde zurückkehren und alles vernichten.
Zumindest glaubt Barbara ganz fest daran, aber was hat es mit ihren
Befürchtungen auf sich?
Nun ist Joe Kellys und Ken
Niimuras Miniserie „I Kill Giants“ schon zehn Jahre alt und erst
jetzt erscheint die Serie endlich in einer deutschen Übersetzung.
Für die späte, aber dennoch erfolgte Übersetzung ist vermutlich
die aktuelle Verfilmung des Comics verantwortlich. Einmal mehr zeigt
sich: Egal wie gut ein Comic ist, erst eine Verfilmung mit
internationalen Interesse garantiert die Veröffentlichung in
Deutschland. Dafür hat sich mit dem Splitter Verlag ein toller
Verlag finden lassen, der die Geschichte als Hardcover mit sehr viel
Bonusmaterial veröffentlicht.
„I Kill Giants“ ist ein
äußerst bewegendes und einfühlsam geschriebenes Jugenddrama. Der
Fantasyanteil ist relativ gering und metaphorisch angelegt. Die
Geschichte könnte auch jegliche Fantasyelemente erzählt werden.
Dennoch schafft es Autor Joe Kelly (Elephantmen) durch die
fantastischen Anleihen das Geschehen noch nachfühlbarer zu
gestalten. Er erzählt eine Geschichte von Einsamkeit, Trauer, Angst,
sozialen Problemen und das alles im Strudel der Pubertät, es geht um
den alltäglichen Schrecken und familiäre Katastrophen die sich in
riesigen Monstern manifestieren. Vor diesen Monstern kann nicht
geflohen werden, nicht auf Dauer, gegen sie müssen wir und in diesem
Fall speziell Barbara kämpfen.
Vor allem Kellys Feingefühl
beim Erzählen zerbrechlicher Emotionen lässt den Comic so großartig
wirken. Dazu kommt noch die äußerst sympathischen Figuren, die
trotz der relativ knappen Erzählweise, die mitunter etwas zu sehr
hetzt, dadurch aber auch nie langwierig ist, facettenreich und
vielschichtig sind. Auch das Artwork von Ken Niimura kann durchweg
gefallen und bietet eine etwas verschrobene, aber immer begeisternde
stilistische Mischung aus Indipendent Comic und Manga Kunst. Vor
allem in den Actionsequenzen kann Niimura es mit den aktuellen
Mangagrößen aufnehmen. In den ruhigen Momenten konzentriert sich
das Artwork auf seine starken Charaktere. Die Hintergründe sind
meist eher einfach gehalten, werden aber in den richtigen Momenten
sehr detailliert um Atmosphäre zu erzeugen.
Ein wunderschöner
Jugendcomic, der sehr schwere Themen zugänglich und verständnisvoll
umsetzt. Der Erzählstil ist auf das wichtigste reduziert und nie
versucht der Comic mehr als das zu sein, was er darstellt: Ein
bewegendes Teenagerdrama.
Im Splitter Verlag erscheint
die gesamte Serie, also alle sieben Hefte als Hardcover im US-Format.
Neben allen Heften findet ihr darin jedoch auch noch viele Extras wie
Pin-Up Zeichnungen, Skizzen, Entwürfe, sowie Kommentare von Joe
Kelly & Ken Niimura und die Minicomics Joe & Ken.
8,9 von 10 geschlagene
Psychologinnen