Marvel Must-Have: Marvel Super Heroes: Secret Wars (Panini Comics)
Dieser pralle Hardcoverband enthält die komplette Miniserie “Secret Wars” #1-#12.
Hefte #1-#6: Von jetzt auf gleich werden Helden*innen und Schurk*innen der Erde plötzlich in ihre Bestandteile aufgelöst und an einem anderen Ort manifestieren sie sich dann wieder. Die Held*innen der Avengers: Captain America, Captain Marvel, Hawkeye, Iron Man, She-Hulk, Thor, Wasp; die X-Men: Colossus, Cyclops, Nightcrawler, Professor X, Rogue, Storm, Wolverine, sowie Lockheed der Drache; drei der fantastischen Vier: Thing, Reed und die Fackel sowie die Solohelden Spider-Man und Hulk, teilen sich ein Raumschiff mit dem vermeintlich immer bösen Mutanten Magneto. Auf eine andere Raumstation hat der neu entdeckte intergalaktische Schurke, der Beyonder, die Schurk*innen Absorbing Man, Doctor Doom, Doctor Octopus, die asgardische Enchantress, Kang the Conqueror, Klaw, den Lizard, Molecule Man, Ultron und die Wrecking Crew gebeamt. Gemeinsam mit den anderen Schurk*innen ist auch Galactus der Weltenfresser im Schiff eingesperrt wurde, der allerdings genauso wie Magneto bei der anderen Truppe die Rolle des Außenseiters und Beobachters einnimmt.
Bald darauf kommt auch schon die Nachricht des Beyonders, der dem siegreichen Team Ruhm, Ehre und die Erfüllung jeglicher Wünsche verspricht. Auf einem Extra für sie hergerichteten Kampfplaneten sollen die beiden Gruppen gegeneinander antreten. Auch Alienwaffen und Kampffahrzeuge finden sich in der kargen Steppe der Battleworld. Und schwupp, schon geht die Keilerei los.
Mitte der Achtziger ging es Marvel noch prima. Die Verkaufszahlen waren fantastisch und mitunter brachten sogar kleine Charaktere wie Dazzler es auf eine Auflage die doppelt so hoch wie die damalige von Superman war. Trotzdem konnte man bei Marvel nur schwer Merchandise Lizenzen los werden. Nachdem Kenner abgelehnt hatten und lieber eine DC Linie veröffentlichten, konnte man bei Marvel einen Deal mit Mattel klar machen. Allerdings war die Bedingung dafür, einen großen vernünftigen Event zu schreiben, der alle Figuren, die veröffentlicht werden sollen in einem Comic vereint. Und los ging es.
Es war also von Anfang an klar, dass dieser Event nur dazu dienen sollte Action Figuren zu verkaufen und so mit der Super Powers Collection von DC konkurrieren zu können. Es war also der erste Marvel Superevent dieser Art und als solcher erfüllt er zumeist auch nur die rudimentärsten Anforderungen an einen Event Plot. Alle Charaktere werden aus irgendeinem fadenscheinigen Grund zusammengewürfelt und alle prügeln sich. Dazwischen ist viel Leerlauf und wenig Sinn. Wichtig ist der erste geheime Krieg eigentlich nur weil es was neues im vereinten Marvel Universum war. Daher wohl auch nur für die interessant, die sich tiefer mit der Marvel Geschichte befassen wollen. Ansonsten hat Jim Shooter hier nicht viel zu bieten. Noch jedenfalls nicht. Mit dem Beyonder, Titania und Volcana wurden drei neue Figuren eingeführt, die in der weiteren Geschichte von Marvel nicht unbedingt federführend waren. Ein paar coole Sachen hat der Event allerdings noch zu bieten, dazu aber mehr im Teil zu den Heften 7-12. Shooter ist kein schlechter Autor, der Event ist bisher allerdings trotzdem öde und nicht immer so kompetent geschrieben wie man es erwarten dürfte.
Es kommt ja aber auch darauf an was man optisch draus macht. Dafür war Mike Zeck zuständig, der bei seinen Zeichnungen von Bob Layton unterstützt wurde. Bei der Farbgebung muss man sich natürlich erst einmal an den Stil der Achtziger gewöhnen, dann fetzen die Zeichnungen aber eigentlich. Natürlich sind die beiden jetzt nicht die einflussreichsten Künstler ihrer Zeit, aber zum Beispiel Galactus und Magneto werden sehr Stil sicher aufs Papier gebracht. Wenn es aber mal wuseliger im Panel wird, verlieren sich die meisten Feinheiten allerdings schnell. Wer sich aber an der, sehr an Fan-Fiction orientierten Story nicht stört, wird vermutlich auch diese Kleinigkeiten übersehen können.
Hefte #7-#12: Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt entbrennt ein geheimer Krieg. Die größten Held*innen und Schurk*innen der Erde wurden auf den Planeten des Beyonders gezaubert und sollen dort auf einem Arenaplaneten, vollgepackt mit Waffen, gegeneinander kämpfen. Auf der einen Seite stehen die Fantastischen drei von vier, die Rächer*innen und einige der X-Men, ja sogar Magneto auf der anderen Seite sind die Schurk*innen. Angeführt von Dr. Doom, während der Beyonder und Galactus nur beobachten und Enchentress im Hintergrund ihr Zaubernetz spinnt. Mit Netzen ist auch ansonsten viel los, denn es taucht nicht nur eine neue Spider-Woman auf, sondern Spider-Man bekommt auch noch ein neues Kostüm von unbekannter Herkunft, dafür aber im schicken Schwarz. Die Situation wird zunehmend unkontrollierbar und selbst Giganten wie Hulk bekommen es mit Schwierigkeiten zu tun. Plötzlich kommt Doom an die unendliche Kraft des Beyonders und damit ist das Schicksal der Held*innen der Erde besiegelt.
Weiter geht es mit den letzten sechs Heften des Events, die natürlich auch richtig schön Werbung für die neuen Marvel Actionfiguren machen sollten. Ab der siebten Ausgabe kommt die Geschichte ja auch endlich in fahrt. Sofort wird Spider-Woman als neue Figur eingeführt und Spider-Man bekommt endlich den schwarzen Symbiontenanzug, der sich später noch als dunkle außerirdische Macht herausstellt, die aus Eddie Brock Spideys berühmten Widersacher Venom machen wird. Auch für die Fantastischen Vier oder zumindest eines ihrer Mitglieder hat diese Geschichte auch eine große Auswirkung. Dadurch wird sich dann auch für She-Hulk einiges ändern und sie wird im Zuge dieses Events zum ersten Helden, der gleichzeitig bei den Rächern und den FF war. Auch Colossus ändert durch den Secret War etwas wichtiges in seinem Leben und so ist der Event dann doch nicht mehr so hohl und von Werbung dominiert wie man erst glauben mag.
Hätte Jim Shooter diese teils doch sehr faszinierenden Ideen schon früher einfließen lassen, so wäre die gesamte Geschichte sicherlich runder geworden. Besonders viel halte ich auch nach diesem Teil nicht unbedingt von diesem Event, allerdings bin ich milde gestimmt und es gibt ja zugegebenermaßen auch genug coole Momente um die gute Laune aufrecht zu erhalten. Gerade am Ende kann besonders Doc Doom die Spannung ganz schön anziehen und auch das Tempo stimmt durchgängig.Mit Mike Zeck und Bob Layton sind zwei versierte Künstler an Bord, die das Artwork aus heutiger Sicht vor allem charmant umsetzen. Die Designs des neuen Spider-Mans, sowie der Spinnenfrau sind sehr gelungen, genauso wie der mächtige Victor Von Doom, den wir hier ohne Maske sehen können und der sich einen ausufernden Kampf mit seinen Feind*innen und Konkurrent*innen liefert. Die Zeichnungen selbst sind durchgängig gut, die Kolorierung finde ich, wie bei allen alten Comics zuerst mal gewöhnungsbedürftig, hat man sich dann aber erstmal daran gewöhnt, dann gibt es eigentlich nichts daran auszusetzen.
Falls ihr die Hefte nicht schon in anderer Form besitzt, zum Beispiel den beiden Hachette Hardcoverbänden, ist dieser Marvel Must-Have Band von Panini eine preiswerte und kompakte Empfehlung. Neben allen zwölf Heften und den dazugehörigen Covern enthält das Hardcover auch noch eine kleine Skizzengalerie und einige Hintergrundinformationen.
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