Mittwoch, 12. April 2023

Gannibal #1 (Carlsen Manga)

 Gannibal #1 (Carlsen Manga)

Nachdem sein Vorgänger unter mysteriösen Umstanden verschwunden ist wird der junge Polizist Daigo Agawa in ein kleines japanisches Bergdorf versetzt. Zuerst fühlen sich Daigo, sowie seine Frau und ihre gemeinsame Tochter relativ wohl in ihrer neuen Umgebung. Doch schon bald wird die Oma des Goto Familienclans, vermutlich durch einen Bären, getötet. Das mehr als verdächtige verhalten der Gotos erschwert allerdings seine Ermittlungen und schnell verdichtet sich sein Verdacht, diese komische Familie könnte mehr mit dem Verschwinden des vorherigen Dorfpolizisten haben als bisher angenommen wurde.

Nachdem Ende letzten Jahres die Serienadaption von Masaaki Ninomiyas Horrormanga „Gannibal“ über Disney+ zu streamen war kommen wir jetzt auch in Deutschland in den Genuss der Mangavorlage. Wie der Titel vermuten lässt und was schon auf den ersten Seiten offenbart wird, ist dass wir es hier mit Kannibalenhorror zu tun haben. Dabei orientiert Ninomiya sich eher weniger an kannibalistischen Mutanten à la „The Hills have Eyes“ (1977) oder „Wrong Turn“ (2003), stattdessen versucht er sich mehr daran die Atmosphäre moderner Folk-Horror Filme wie „Kill List“ (2011) oder „Midsommar“ (2019) einzufangen auch „Resident Evil 4“ kommt einem als Einfluss schnell in den Sinn. Was ihm insgesamt auch gut gelingt. Jedenfalls ist die Atmosphäre auch mit Abstand das beste an „Gannibal“.

Leider kann nämlich der Rest des Pakets nicht immer überzeugen. Die Zeichnungen sind teilweise gruselig und stimmungsvoll, vor allem der eher dreckige Zeichenstil, der teils stark an die düsteren Momente in „Golden Kamuy“ erinnert, kann gefallen. Vieles andere erscheint jedoch gehetzt und schwach zusammen gemengt. Hintergründe sind mal hübsch und detailliert, mal gar nicht vorhanden oder einfach nur wenig über gezeichnete Fotos. Gerade bei Actionszenen kann es schwer werden der Handlung zu folgen. Andererseits sind es teils gerade diese Momente in denen der Manga es schafft die Energetik von Underground Manga zu kanalisieren und somit gerade durch seine rohe Kraft rebellisch und eigenständig zu wirken.

Und auch die Handlung ist ein zweischneidiges Schwert, denn neben einer dichten Atmosphäre und einigen bedrohlichen Dialogen, ist einiges zu plakativ. Es gibt vom Beginn an nur wenig mysteriöses vieles wird sofort offen ausgesprochen und Leser*innen bekommen gar nicht erst die Möglichkeit bei den Ermittlungen mitzufiebern was Wirklich bei den Gotos vor sich geht. Schade das gleich am Anfang zu viel Potential verschenkt wird. Vor allem da die Geschichte noch einige Bände weitergehen wird, hätte etwas mehr Ambivalenz der Geschichte sehr gut getan.