Nachdem sein Vorgänger unter mysteriösen Umstanden verschwunden ist wird der junge Polizist Daigo Agawa in ein kleines japanisches Bergdorf versetzt. Zuerst fühlen sich Daigo, sowie seine Frau und ihre gemeinsame Tochter relativ wohl in ihrer neuen Umgebung. Doch schon bald wird die Oma des Goto Familienclans, vermutlich durch einen Bären, getötet. Das mehr als verdächtige verhalten der Gotos erschwert allerdings seine Ermittlungen und schnell verdichtet sich sein Verdacht, diese komische Familie könnte mehr mit dem Verschwinden des vorherigen Dorfpolizisten haben als bisher angenommen wurde.
Nachdem Ende letzten Jahres die Serienadaption von Masaaki Ninomiyas Horrormanga „Gannibal“ über Disney+ zu streamen war kommen wir jetzt auch in Deutschland in den Genuss der Mangavorlage. Wie der Titel vermuten lässt und was schon auf den ersten Seiten offenbart wird, ist dass wir es hier mit Kannibalenhorror zu tun haben. Dabei orientiert Ninomiya sich eher weniger an kannibalistischen Mutanten à la „The Hills have Eyes“ (1977) oder „Wrong Turn“ (2003), stattdessen versucht er sich mehr daran die Atmosphäre moderner Folk-Horror Filme wie „Kill List“ (2011) oder „Midsommar“ (2019) einzufangen auch „Resident Evil 4“ kommt einem als Einfluss schnell in den Sinn. Was ihm insgesamt auch gut gelingt. Jedenfalls ist die Atmosphäre auch mit Abstand das beste an „Gannibal“.
Leider kann nämlich der Rest des
Pakets nicht immer überzeugen. Die Zeichnungen sind teilweise
gruselig und stimmungsvoll, vor allem der eher dreckige Zeichenstil,
der teils stark an die düsteren Momente in „Golden Kamuy“
erinnert, kann gefallen. Vieles andere erscheint jedoch gehetzt und
schwach zusammen gemengt. Hintergründe sind mal hübsch und
detailliert, mal gar nicht vorhanden oder einfach nur wenig über
gezeichnete Fotos. Gerade bei Actionszenen kann es schwer werden der
Handlung zu folgen. Andererseits sind es teils gerade diese Momente
in denen der Manga es schafft die Energetik von Underground Manga zu
kanalisieren und somit gerade durch seine rohe Kraft rebellisch und
eigenständig zu wirken.
Und auch die Handlung ist ein
zweischneidiges Schwert, denn neben einer dichten Atmosphäre und
einigen bedrohlichen Dialogen, ist einiges zu plakativ. Es gibt vom
Beginn an nur wenig mysteriöses vieles wird sofort offen
ausgesprochen und Leser*innen bekommen gar nicht erst die Möglichkeit
bei den Ermittlungen mitzufiebern was Wirklich bei den Gotos vor sich
geht. Schade das gleich am Anfang zu viel Potential verschenkt wird.
Vor allem da die Geschichte noch einige Bände weitergehen wird,
hätte etwas mehr Ambivalenz der Geschichte sehr gut getan.