Plötzlich verschwindet es vom Radar und das Wrack wird irgendwo im Dannekin-Graben vermutet. Was wirklich mit dem Forschungs-U-Boot Sirene 1 geschah, kann jedoch niemand genau sagen. Da er maßgeblich an der Konstruktion an diesem U-Boot und auch dem Nachfolgeschiff Sirene 2 beteiligt war, holt die Regierung den Ingenieur Wick Hayes (Jack Scalia) ins nicht nur sprichwörtliche Boot. Gemeinsam mit der Crew der Sirene 2, angeführt vom raubeinigen US-Navy Captain Phillips (R. Lee Ermey) und delikater Weise auch Hayes Ex-Frau Lt. Nina Crowley (Deborah Adair), machen sie sich auf die Suche nach dem verunglückten U-Boot. Schon auf halbem Wege werden sie von einer gigantischen Qualle attackiert und mit den Algen in der Tiefe stimmt auch etwas nicht. Als sie dann aber in einer großen Unterseehöhle einen Notruf empfangen, eskaliert die Situation völlig. Sie entdecken eine Maschine, einen DNS-Beschleuniger, der wohl schon etwas länger dort herumsteht und munter biologische Kampfmittel kreiert, sowie dicke Gehirnkäfer, Wurmkobras, Grabschemonster und wütende Seesterne. Selbst ein Piranhaconda und Kiemenmenschen sind unter den illustren Monstern der Tiefseehöhle. Friedliche Koexistenz steht nicht zur Debatte, also wird geballert und gebombt.
Ich kenne nur eine Hand voll der Regiearbeiten des spanischen Regisseurs/Produzenten/Autors Juan Piquer Simón. Alle seine Filme, die ich bisher gesehen habe, hatten aber einige Gemeinsamkeiten. Vor allem sind sie alle zwar handwerklich solide gemacht, aber es wird meist schon früh klar, das hier an allen Ecken gespart wurde und diesen Projekten wohl nur kurze Produktionszeiträume zur Verfügung standen. Trotzdem sind die Filme von Simón meist auf eine drollige Weise charmant und vor allem immer unterhaltsam. Egal ob in „Slugs“ (1988) die Nacktschnecken eskalieren oder wir uns bei „Das Geheimnis der Monsterinsel“ (1981) mit prähistorischen Monstern und Golddieben rumärgern müssen. Simón ist dabei eigentlich immer Garant für leichtfüßige und wenig verkniffene B-Movie Unterhaltung. Er versucht dabei augenscheinlich schon sein Bestes, wenn das Budget jedoch nicht mehr hergibt, scheint ihn das aber auch nicht zu viel auszumachen.
Genau da reiht sich „Sirene 1“, auch „The Rift“ genannt, nahtlos ein. Der ganze U-Boot Kram ist etwas langweilig, aber einige der Effektszenen unter Wasser sehen für ein Budget von knapp über einer Million doch auffallend gut aus. Die Crew auf dem Schiff ist bunt zusammengewürfelt, etwas zu sehr klischeebeladen und wenn wir ehrlich sind, auch die Darsteller*innen sind meist nicht die überzeugendsten. Dennoch entwickelt man im Laufe des Films zarte Sympathien für die Gruppe. Unter den Darstellenden können sich vor allem zwei Namen positiv hervortun. U-Boot Captain ist kein geringerer als R. Lee Ermey, berühmt und berüchtigt durch seinen Auftritt als Drillsergeant Hartman in Stanley Kubricks „Full Metal Jacket“ (1987). Hier lässt er es etwas ruhiger angehen, aber natürlich liegt ihm das Navy Chef sein im Blut und so liefert er überzeugend ab. Neben den Monstern muss es ebenso einen menschlichen Gegenpart zu den Protagonisten geben. In diesem Fall wird dieser verkörpert von Ray Wise, wohl am besten bekannt als Leland Palmer, dem Vater von Laura Palmer in David Lynchs Kultserie „Das Geheimnis von Twin Peaks“ (1990-1991). Sicherlich war Wise schon mal besser als hier, aber er hat offensichtlich Freude an seinem bösen Tun und das reicht mir.
Der Film würde aber überhaupt nichts taugen ohne die vielseitigen Monster, die wie aus dem Nichts im zweiten Akt auftauchen. Plötzlich krabbeln sie aus den Wänden, kommen aus dem Boden, dem Wasser, stürzen sich von der Decke oder schlendern schlecht gelaunt durchs Bild und reißen spontan Beine aus oder verteilen tödliche Kopfnüsse. Die Qualität rangiert dabei zwischen gut gemacht creepy und ein wenig räudig. Gefällt mir insgesamt sehr gut, finde es nur schade, wie sehr der Monsterangriff auf so wenige Szenen beschränkt ist. Statt den einzelnen Monstern etwas Rampenlicht zu gönnen, werden sie wie ein Kübel dreckiges Wasser über den Film ausgekippt. So plötzlich wie der splattrig schleimige Spaß beginnt, endet er auch wieder. Ein paar eklige Effekte warten aber auch am Ende noch und auch wenn eben dieses etwas sehr schnulzig peinlich ist und ich auch nicht unbedingt traurig war, als die gut 80 Minuten vorbei waren, so blieb ich dann doch befriedigt zurück und war froh darüber, einen weiteren schmierigen Monsterfilm gesehen zu haben.
In allem also keine große Kunst, aber genau das, was man als anspruchsloser Monsterfan braucht, um einen schönen Abend ausklingen zu lassen. Spaßig, kurzweilig und nimmt sich selbst nicht zu ernst. Geht gut weg.
Das limitierte Mediabook von Wicked Vision kommt in drei verschiedenen Cover-Variationen und kann neben einem Booklet und dem Film auf Blu-ray und DVD noch mit einigen Extras aufwarten. Es gibt eine 10-minütige Kurzdoku über die Effekte des Films, Interviews mit den Darstellern Ray Wise, Jack Saclia und R. Lee Ermey sowie eine Bildergalerie und den deutschen sowie den Originaltrailer.
5 von 10 Leichenlecker