Malcolm mittendrin - Collector’s Box: Staffel 1-3 (2000-2003) [Turbine]
Irgendwo in den USA lebt eine namenlose Familie, die man durchaus als etwas speziell beschreiben kann. Anführerin der chaotischen Truppe ist Lois (Jane Kaczmarek), etwas hysterisch, kontrollsüchtig, hält den Haufen aber zusammen. Ihr Ehemann ist Hal (Bryan Cranston). Als einfacher Bürojobber versucht er Geld für seine Familie zu verdienen, zu Hause ist er aber eher lethargischer Beobachter des Drunter & Drübers. Francis (Christopher Masterson), der älteste Sohn der Familie wurde wegen seinem schlechten Benehmen auf die Marlin Armeeakademie geschickt. So bleiben noch drei Jungs daheim. Der älteste ist Reese (Justin Berfield), ein Bully wie er im Buche steht, stets daran interessiert jedem in seiner Nähe das Leben zur Hölle zu machen. Allerdings auch eine, in Wahrheit, empfindsame Seele, die Gedichte schreibt und ein Fable fürs Kochen hat. Der mittlere Bruder ist Malcolm (Frankie Muniz), ein kleines Genie, das gerade erst in die Begabtenklasse gesteckt wurde und dann ist da noch der kleine Dewey (Erik Per Sullivan). Dewey ist nicht der hellste, dafür aber äußerst putzig und lebt oft in seiner eigenen Fantasiewelt. Zusammen sind sie zwar White Trash der übelsten Sorte, am Ende halten sie aber doch immer zusammen und wenn es darauf ankommt, beweist jeder von ihnen Herz und Seele.
Die FOX Serie “Malcolm in the Middle” war bei während der Erstausstrahlung und den endlosen Wiederholungen ein Dauerbrenner. Auch in Deutschland. Ich mochte die Serie damals sehr gerne, habe jetzt aber seit einigen Jahren keine einzige Folge mehr gesehen. Als jetzt Staffel 1-3 bei mir ins Zimmerchen flatterten war ich erstmal sehr gespannt wie gut die Serie gealtert ist. Schließlich war ich damals noch nicht mal annähernd volljährig und vermutlich noch etwas stumpfer als Heute. Nach den ersten Episoden habe ich erstaunt festgestellt, dass die Serie mir sehr gut, in manchen Punkten sogar noch besser gefällt als damals. Größter Schwachpunkt ist wohl die namens gebende Hauptfigur. Frankie Muniz ist tierisch unsympathisch und die gesamte Serie über vollkommen überheblich und unausstehlich. Malcolm ist zwar intelligent, aber dafür in allen anderen Bereichen des Lebens unfähig. Irgendwie hält er die Familie wohl zusammen, hat auch ein paar nette Momente, als Charakter ist er auf Dauer aber ziemlich uninteressant. Außer andere Figuren sagen ihm mal was sie von ihm halten, dann wird es doch etwas komisch. Genauso sind Reese und Francis eher Figuren die nur als Gagzulieferer funktionieren. Dabei lockern vor allem die Subplots um Francis die Handlung ziemlich auf, wenn auch meistens nur durch einen stärkeren Fokus auf Slapstick.
Dafür sind so gut wie alle Nebenfiguren der totale Brenner. Besonders Malcolms bester Freund, der asthmatische Rollifahrer Stevie Kenarban (Craig Lamar Traylor) ist einer meiner Lieblinge. Allein wie großartig er es hinbekommt allein aus seiner schweren Atmung Gags zu ziehen ist klasse. Toll ist auch Lois dicker Vorarbeiter Craig Feldspar (David Anthony Higgins), der immer für eine Albernheit missbraucht werden kann. Ohne scheiß, die Art wie er in der Folge “Monkey” gequält wird, kann man eigentlich nicht mehr toppen.
Von gesellschaftskritischen Humor der windigsten Sorte (siehe: “Poker”) bis hin zu tollen Running Gags (der Hamster der dritten Staffel) und eher einfacher Slapstick “Rollerskates”, kann die Serie auch immer wieder ernste Töne ansprechen ohne dabei predigend zu wirken. Viele Kritiker sprechen bei “Malcolm mittendrin” von den Simpsons als Realfilmserie, treffender wäre aber sicherlich, dass es sich bei der Serie um eine moderne Variante von “Roseanne”. Denn auch hier ist die Familie arm, eigentlich völlig zerrüttet und trotzdem funktionieren sie im Alltag, da sie zusammenhalten können wenn es nötig ist. In vielen Sitcoms sind diese Familien die rüpelhaften Nachbarn über die man sich lustig macht, dabei sind die meisten Zuschauer genau diese flegelhaften Nachbarn und genau diese Menschen werden hier zu liebenswerten, wenn auch teilweise gescheiterten Persönlichkeiten gemacht.
Das herausragende an der Serie ist aber vermutlich die Machart, denn in einer zeit in der im Sitcom Bereich nichts ohne fest montierte Kameras an starren und leblosen Sets ging, jede Serie seelenlos und so schnell wie möglich vor Publikum eingespielt wurde um dann mit einem Laugh Track versehen ausgestrahlt zu werden, trauten Linwood Boomer (Red Dwarf) und sein Team sich in aufwendigeren Sets zu drehen, die dank mehrer mobiler Kameras richtige Orte und nicht nur 2-dimensionale Pappaufsteller sein mussten. Dadurch war es nicht nur möglich den altbackenen Sitcom Look abzuschütteln, sondern auch rasant die Orte zu wechseln viele Sets zu nutzen und vor allem auch Außenszenen einzubinden. Dabei kommt es zwar zu einigen Greenscreen Aufnahmen die recht schlecht gealtert sind, dafür sieht man hier aber Kamerafahrten und sogar sehr hübsche Crane Shots, die man sonst zu dieser Zeit in keiner anderen Sitcom bekommen konnte. Was man damit erreichen kann wird klar, wenn man sich vollkommen zu recht prämierte Folgen wie “Bowling” aus der zweiten Staffel anschaut. Besser als diese Episode kann man eine wöchentliche Sitcom nicht mehr machen. Dazu dann noch der tolle Soundtrack der Nerdhelden “They might bei Giants” und alles ist bestens. Es gibt zwar ein paar Charaktere die auf Dauer nerven, aber solange man perfekte Schauspieler wie Bryan Cranston (Breaking Bad) hat, kann man sich einiges erlauben. Selbst Sachen wie die Clipshowfolge aus der dritten Staffel. Sicherlich das nervigste Sitcom Klischee überhaupt wenn ihr mich fragt.
Mit der Malcolm mittendrin der ersten drei Staffeln, hat Turbine ein feines Paket geschnürt. Es gibt ungefähr 23 Stunden Serie und dazu noch mehre Stunden Bonusmaterial. So enthalten die 9 DVD’s nicht nur alle 63 Episoden dieser Seasons, sondern auch noch die erste Folge im Directors Cut, Audiokommentare mit Cast und Crew zu ausgewählten Szenen aller Folgen der ersten Staffel, die umfangreiche Retrospektive “Malcolm mittendrin - Ein Geniestreich”, Ein Tag mit Dewey mittendrin, Outtakes, unveröffentlichte Szenen, zusätzliche Cold Openings, Goofs, ein Making Of, ein Rundgang durch das Haus, Interviews mit Bryan Cranston, Writer Linwood Boomer und anderen Mitgliedern von Cash & Crew und “Das Firmenpicknick” im Directors Cut. Die Veröffentlichung entspricht den Einzelreleases, nur eben diesmal in einem Pappschuber gesammelt. Ton und Bildqualität schwanken ziemlich stark, wirklich schlimme Mängel gibt es aber nicht und für eine Sitcom sieht Malcolm in the Middle eh meist ziemlich gut aus. Die deutsche Synchro ist ziemlich gut und verschenkt möglichst wenige Gags. Zudem gibt es die Serie hier endlich im 16:9 Format und nicht in der üblichen 4:3 TV-Variante. Man sieht der Sache dann aber teilweise an, dass die Serie nie dazu gedacht war in 16:9 ausgestrahlt zu werden. Puristen können aber natürlich auch das Originalformat auswählen.
8,6 von 10 mörderische Affen