Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung #17 - Daredevil: In den Armen des Teufels (Hachette)
Enthält die US-Hefte “Daredevil Vol. 2 #1-#8”.
Mittlerweile ist Karen Page schon über ein halbes Jahr verschwunden und der blinde Anwalt Matt Murdock, alias Daredevil, versucht sein Leben allmählich neu zu ordnen. In dieser schwierigen Situation kommt es zu einem etwas verwirrenden Zwischenfall. Eine unbekannte junge Frau legt ein weibliches Baby vor seiner Tür ab. Natürlich kümmert er sich sogleich darum, schon allein weil die Überbringerin davon sprach das kleine sei der neue Messias. Und wirklich wollen viele Bösewichte dem Kind das Leben verkürzen. So stellen sich ihm einmal mehr Kingpin, Mysterio, Bullseye und sogar höllische Dämonen entgegen. Unterstützt wird er bei seinem Kampf unter anderem durch Dr. Strange, Black Widow und seinen Kumpel Foggy Nelson. Foggy muss sich allerdings auch selbst in einem Prozess gegen Mordanschuldigungen verteidigen. Dann kommt auch noch Karen zurück und gesteht Matt, dass sie HIV-Positiv ist. Mit dem gleichzeitigen auftauchen von Engeln wird ersichtlich, dass es sich bei dem Baby in Wahrheit um den neuen Antichrist handelt. Daredevil versucht jedoch es weiterhin zu beschützen.
Stets schon hatte die Comicfigur Daredevil einen gewisse religiöse, oftmals katholisch geprägte Einfärbung. Durch den Namen und seinen Wirkungsort Hell’s Kitchen liegt es natürlich nahe, im Subtext in diese Richtung zu gehen. Nicht zuletzt spielte natürlich auch DD-Topwriter Frank Miller gerne mit solchen Bildern, Anspielungen und Gleichnissen. Auch Filmemacher und Comicnerd Kevin Smith versuchte sich während seines Devilrun daran. Leider ist Smiths herangehensweise an das Thema dann zu plump, zu offensichtlich und meist mit dem Holzhammer. Der Plot selbst ist ganz okay, reißt mich persönlich nicht vom Stuhl. Mysterio ist für mich kein geignetter Widersacher für Matt, gegen Bullseye und Kingpin kann man hingegen nichts haben. Der Nebenhandlung um Karen Page fehlt der nötige Druck, denn irgendwie weiß man wie sehr man mit ihr und Matt mitfühlen soll, so richtig kommen da aber keine Gefühle auf. Teilweise versucht man sehr stark die besseren dunklen Zeiten der Figur zu wiederholen, schafft es aber einfach nicht eine glaubwürdige Ernsthaftigkeit ins Spiel zu bringen.
Dies liegt natürlich auch am Artwork von Joe Quesada. Der heutige Marvel Obermensch ist zwar durchaus ein guter Künstler, der nicht unwichtig war darin, den modernen Marvel Stil zu prägen. Ich mag ihn trotzdem nicht so sehr. Zum Beispiel ist es vollkommen groß, wie er mit der Mimik der Figuren hantiert. Sehr lebendig und ausdrucksstark. Leider aber auch sehr cartoonig und bei vorgeblich ernstem Stoff wie diesem hier fehl am Platze. Was er optisch mit Mysterio und seinen Visionen anstellt ist hingegen top. Gleichzeitig nutzt er das Daredevil Gimmick der Blindheit nur sehr wenig, sodass es optisch eigentlich absolut keine Rolle mehr spielt. Außerdem sind einige Seiten stark überladen. Die Textlastigkeit stört eh schon ein wenig, wenn man dann noch so viele Panel, schnelle Bewegungen und nicht zuletzt noch viele Licht, Schatten und Partikeleffekte in die Bilder knallt wird es sehr schnell unübersichtlich. Dadurch scheint der Arc visuell auch relativ unstimmig zu sein. Da passt einfach vieles nicht so richtig zusammen.
Als Bonus wartet dieser Band mit Infos zu Kevin Smith und Joe Quesada auf und ihr bekommt drei Variant Cover zu sehen, genauso wie eine Bildergalerie von DD’s innigsten Erzfeinden.
5,8 von 10 kirchliche Ansprachen