Sonntag, 13. Oktober 2024

Carlsen Manga im Oktober 2024!

Carlsen Manga im Oktober 2024!

Die Gesellschaft der Tiere #1

Ein Vater und seine Tochter überleben nur knapp einen Autounfall, werden aber zum Glück von den Bewohner*innen eines kleinen Dorfes gerettet und versorgt. Leider müssen sie am nächsten Morgen feststellen, dass ihre Retter*innen sehr eigennützig gehandelt haben. Denn es handelt sich bei ihnen um eine Gesellschaft von Mensch-Tier-Hybriden, die Menschen nur bei der Jagd, als Haustiere oder auf dem Teller tolerieren.

„Die Gesellschaft der Tiere“ verschenkt viel Potential. Zwar lotet Takuya Okada, ein Mangaka der sich fast ganz den anthropomorphen Tieren gewidmet hat, hier ein wenig die Möglichkeiten von ethisch vertretbarem Fleischkonsum aus, dem kommt aber die sehr platte Gewaltdarstellung in die Quere. Der erste dieser Schockmomente ist noch zugegebenermaßen effektiv, der Effekt nutzt sich jedoch sehr schnell ab und die Gewalt wird im Verlauf immer stumpfer und teils schon recht kindisch. Und nicht nur die Handlung muss sich sich der überbordenden Gewalt unterordnen sondern auch die Charaktere, sowie das Artwork. Denn während Dialoge meist sehr simpel und unspannend arrangiert wurden, liegt auch optisch der Fokus ganz klar auf dem Splatter. Die Gewaltexzesse sind dann auch mit weitem Abstand das visuell beeindruckendste. Hätte der Rest der Geschichte die selbe Aufmerksamkeit bekommen wäre dieser Manga eine große Empfehlung, so bleibt er nur für hartgesottene Horrorfans interessant und auch diese werden sich meist etwas mehr Inhalt wünschen.


The Story of our Corpse Hunt #1

Isshin und seine Freund*innen machen sich in den Sommerferien auf die Suche nach einem vermissten Mädchen aus ihrer Schule. Fest entschlossen die Leiche zu entdecken machen sie sich auf eine Abenteuerliche Reise. Umso näher sie dabei jedoch der Wahrheit kommen, desto gefährlicher wird der Detektivfall aber auch.

Falls euch die Handlung stark an Stephen Kings Novelle „Die Leiche“ erinnert, die auch unter dem Namen „Stand by me“ verfilmt wurde, liegt ihr sehr richtig. Mangaka Hosui Yamazaki ist sehr offensichtlich von King beeinflusst und nutzt die Suche nach einer Leiche wie er es auch tat um eine einfühlsame Coming-of-Age Geschichte zu erzählen. Zwar gelingt es dem Manga nicht so sehr wie es King gelang in die Tiefen der Emotionen heranwachsender einzutauchen, dafür wächst der Manga im Verlauf des ersten Bands langsam aus dem engen Korsett seiner Inspirationsquelle heraus. Zum Ende hin verlässt die Geschichte den ausgetrampelten Pfad und geht eigene Wege. Unterhaltsam ist das zwar bisher aber ob der Weg sich auch lohnt müssen die folgenden Bände erst einmal zeigen.


Marry My Husband #1

Jiwon ist 37 Jahre alt und unheilbar an Krebs erkrankt. Aber wie es im Leben so ist kommt es jetzt noch schlimmer: Eines Tages erwischt sie ihren Ehemann mit ihrer besten Freundin im Bett und zu guter Letzt tötet dieser sie dann auch noch bei dem darauffolgenden Streit. Doch anstatt einfach nur zu sterben, wird Jiwon stattdessen wacht sie zehn Jahre vor dem Unfall wieder auf. Sofort beschließt sie sich zu rächen: Wenn ihr zukünftiger Ex-Ehemann und ihre Freundin sich wollen, haben die Beiden sich auch verdient und so setzt sie alles daran, dass die Beiden zusammenkommen.

Die Prämisse dieses koreanischen Webcomics in westlicher Leserichtung ist ein guter Aufhänger und weckt sicherlich schnell Interesse. Kein Wunder also, dass die in acht Bänden abgeschlossene Reihe in Korea bereits erfolgreich verfilmt wurde. Ohne Zweifel hat die Handlung auch ihre starken Momente, konnte mir insgesamt aber nur mittelmäßig gefallen. Vielleicht werden die weiteren Bände etwas stärker bisher ist da aber nur das recht schwache, wenn auch kolorierte Artwork und nur wenige spannende Ideen, die dann auch nur selten richtig gut genutzt werden. Ich verstehe den Reiz von „Marry My Husband“ zwar, weiterlesen werde ich aber wohl eher nicht.



The Ichinose Family’s Deadly Sins #3

Opa Kozo lässt die Wahrheitsbombe platzen: Er und seine Familie sind seit langer Zeit in einer Zeitschleife gefangen und erlebten seit jeher den schicksalhaften Autounfall über 2000 mal. Tsubasa versucht aus der Zeitschleife auszubrechen und das Geheimnis hinter dem Unfall aufzuklären.

„Deadly Sins“ fing sehr interessant an, aber jedes gelüftete Geheimnis lässt mein Interesse an diesem eigentlich rundum gelungenen Manga schwinden. Auch der dritte Band kann zwar gut unterhalten, insgesamt geht die Handlung aber in eine für mich wenig spannende Richtung mit einigen zu sehr verbrauchten Ideen. Was daraus gemacht wird ist zwar besser als in ähnlichen Mangareihen, die anfängliche Prämisse fand ich dennoch deutlich interessanter als das Zeitschleifengedöns.


Fool Night #2

„Fool Night“ spielt in einer dystopischen Zukunft in der es kein Sonnenlicht mehr gibt. Ohne Licht starben dann alle Pflanzen und die Menschheit war darauf angewiesen
Menschen in Pflanzen umzuwandeln um weiterhin Sauerstoff u generieren. In dieser Welt arbeitet Toshiro für das Institut für Transfloration, da er die Fähigkeit hat Pflanzenmenschen zu verstehen. Eine Fähigkeit die noch extra nützlich wird, schließlich treibt einen verpflanzter Killer sein Unwesen.

Die Prämisse klingt albern, ist sie irgendwie auch, das Worldbuilding um diese Idee ist jedoch stark und gut geschrieben. Die Charaktere sind glaubwürdige Figuren in der beschriebenen Welt und es werden durchaus gesellschaftlich relevante Fragen innerhalb des Szenarios aufgeworfen. Hinzu kommt das starke Artwork. Die Hintergründe sind oft detailliert ausgearbeitet, die Pflanzen schaffen den Spagat zwischen Schönheit und Bodyhorror, während Bewegungen dank des dynamischen Layouts temporeich und leicht nachvollziehbar aufs Papier gebracht werden. Die Abwesenheit von Licht wird durch starke Schatten vermittelt und zu guter Letzt überzeugt der Manga durch eine durchgängig drückende Melancholie, die das Lebensgefühl in der Welt von „Fool Night“ bestens verdeutlicht.

Hatschi!

 Naoki Urasawa Fans können die Wartezeit bis zum nächsten „Asadora!“ Band etwas verkürzen und zwar mit acht Kurzgeschichten aus verschiedenen Etappen von Urasawas Karriere. Highlights sind „DAMIYAN!“ eine von „Das Omen“ inspirierte Gangsterkomödie,“Wirf das Ding Richtung Mond!“, erinnert stark an einen Prototypen von „Billy Bat“ und die sehr westliche Hommage an „Tom & Jerry“ mit dem Titel „Henry und Charles“. In letzterer nehmen zwei Ratten mit Hunger auf Erdbeertorte es mit einer Katze auf. „Die alten Knacker“, „Musica Nostra“ und „It’s a Beautiful Day“ hingegen zeugen von Urasawas musikalischer Ader. Wobei es sich bei „Musica Nostra“ um einen Travelmanga handelt der davon handelt wie Naoki den Plattenboss der Beatles traf und auf einem Festival Neil Young sehen durfte. Eine ähnliche Kerbe wie „Asadora!“ schlägt „Das Königreich der Kaiju“ und auch die fürs französische „Metal Hurlant“ Zine gezeichnete Geschichte „Solo Mission“ ist nicht zu weit von Kaijus entfernt. Sehr kurzweiliger Spaß und mit Abstand mein Manga Highlight des Monats.