Crossed + Einhundert #1 (Panini)
Enthält die US-Hefte Crossed + One Hundred #1-#6.
Das Jahr 2108, 100 Jahre nachdem die gefirmten die Welt, wie wir sie kennen zerstört haben. Seitdem hat die frenetische Lust auf Gewalt die Infizierten dazu gebracht nicht nur die Menschheit, sondern auch sich selbst beinahe vollkommen auszulöschen. Future Taylor ist eine der Überlebenden. Sie ist Archivarin unserer Zeit und sucht in den Ruinen von Heute nach Hinweisen auf die alte Kultur, genauso wie auch nach der Kultur der Gefirmten. In den Ruinen lauern neben weiteren Klans von Überlebenden auch natürliche Gefahren, die sich den amerikanischen Kontinent zurück erobert haben, genauso wie die Gekreuzigten, die immer noch mordend durch die weite Natur pilgern.
Alan Moore (Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen) schreibt Crossed. Nicht das die Serie schon kaputt genug wäre. Allerdings geht er einen etwas anderen Weg als Garth Ennis und David Lapham, die geistigen Väter des Crossed Universums. Natürlich verzichtet auch Moore nicht auf explizite Darstellung von Sex und Gewalt, geht dabei aber anders an die Psyche der Gefirmten heran, nachdem er im Vorwort schon die vorliebe der Leser*innen für Sex und Gewalt kommentiert. Spannender ist aber noch, wie er die Welt 100 Jahre später skizziert. Da vieles aus unserer Zeit und unserem Alltäglichen Leben wohl noch nicht von den Archivaren entdeckt wurde, ist der menschliche Umgang miteinander stark mutiert, teils auch klar von den Gefirmten beeinflusst. Auch die Sprache hat sich zu etwas anderem entwickelt eine Mischung aus jugendlichem Slang und einer deutlicheren Bildsprache. Also in etwa so als würden Kinder anhand von Emoticons sprechen lernen. Moore hat sich wie immer sehr viel Mühe gegeben und sicherlich sehr viel mehr Gehirnsäfte verbraucht als seine Kollegen, am Ende bleibt es allerdings einfach nur eine spannende Idee, die ich nach diesem Band nicht unbedingt weiterverfolgen muss. Natürlich hat er damit eine ganz neue Erzählebene aufgeworfen und zum ersten mal ist Crossed so etwas wie höhere Kunst, aber am Ende bleibt nicht mehr als eine spannende Idee. Durchaus gut, aber eben auch so speziell das es vielleicht besser nur bei diesem Experiment bleiben sollte. Insgesamt eher etwas für Moore Fans als für Crossed Fanatiker. Für letztere ist der Comic wohl auch etwas verklopft und nicht wild genug.
Fürs Optische sorgt Gabriel Andrade (Ferals) der anstatt Werwölfen mal mörderische Kreuzträger zeichnen darf. Cool ist der Steampunk Einfluss, den diese Zukunftsvision ein wenig bekommen hat, auch wenn dieser nicht unbedingt in allen Punkten Sinn ergibt. Auch historische Anspielungen innerhalb der Zeichnungen sind dufte, aber sicherlich eher Moores verdienst als der von Andrade. Dazu dann wie immer die typische Avatar Kolorierung und fertig ist ein ganz netter Comic, der aber sicherlich den meisten Erwartungen nicht gerecht wird. Was der Autor aber vermutlich auch nicht erreichen wollte.
7 von 10 Wolfrodel