Dialoge mit mir selbst #1 (Carlsen
Manga)
Ihr erster großer Erfolg mit ihrem
Non-Fiction Manga „Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit“ ist
die große Chance für Kabi Nagata. In diesem Manga erzählte sie von
ihrem eigenen Alltag und davon wie sie zum ersten mal Sex hatte, mit
einer Sexarbeiterin. Der Erfolg bietet ihr neue Möglichkeiten,
bringt aber auch neue Probleme mit sich. Ihre größten Probleme,
ihre Einsamkeit und der Fakt, dass sie es einfach nicht schafft bei
ihrer Familie auszuziehen und für sich selbst zu sorgen sind somit
ebenfalls nicht aus dem Weg geschafft. Auch ihr neues Projekt
„Dialoge mit mir selbst“ beschäftigen sich mit ihrem
Privatleben. Jedes Kapitel ist ein Brief an ihr ich aus der Zukunft.
Schonungslos offen, sehr nahe und stets
überraschend verletzlich lässt uns Kabi Nagata an ihrem meist
trostlosen Alltag teilhaben. Dieser Band zeigt sie auf ihrer Odyssee
eine eigene Wohnung zu finden und zu halten. Was letztlich mehr als
nur ein paar Versuche benötigt. Die meiste Zeit beobachten wir die
Autorin und Zeichnerin bei der Reflektion ihrer Lage. Nur selten
passiert es das wir mit ihr etwas unternehmen. Die meiste Zeit
arbeitet sie oder lebt isoliert alleine oder mit ihrer Familie.
Letzteres ist teilweise sogar noch trostloser als ihr Leben allein.
Gerade hier wird es spannend wenn sie uns erzählt wie sie versucht
mit ihrer Familie umzugehen. Sie versucht verzweifelt die emotionale
Unterstützung ihrer Eltern zu bekommen, zugleich ist ihr aber auch
klar, das ihr Manga, der die Wahrheit über das Verhältnis von ihr
zu ihrer Familie erzählt dabei sicherlich keine Hilfe sein wird.
Auch ihre unerfüllte Liebe und Sexualität spielt natürlich wieder
eine tragende Rolle, wobei ich hier sehr spannend fand zu sehen wie
sie selbst realisiert, dass sie in ihrem Zustand keine gute Partnerin
wäre und es solange es ihr so geht unfair wäre eine Beziehung
einzugehen. Auch ihre Gedanken zu ihrer internalisierten
Homofeindlichkeit sind durchaus spannend zu lesen.
Optisch strotzt der Manga von vor
vielen tollen Ideen und spielerischen Stilmitteln. Auch wenn es
zeichnerisch manchmal sehr einfach aussieht, steckt in den meisten
Seiten doch sehr viel mehr liebe fürs Detail und Feinheiten als man
zuerst glauben würde.
„Dialoge mit mir selbst“ lässt uns
sehr nahe an das Leben eines Menschen herantreten, der zudem jegliche
Abwehrmechanismen hat fallen lassen. Kabi Nagata erzählt ihre
Geschichte ohne Zynismus oder andere Mittel die mehr Distanz zwischen
ihre Emotionen und der Geschichte bringen würde. Somit ist dieser
Manga vor allem eins: Unheimlich ehrlich und sicherlich eine
aufschlussreiche Stütze für alle Menschen die ähnliche Dinge
fühlen wie Nagata.
8 von 10 blutige Reisklumpen