Gibt es vielleicht die Möglichkeit,
dass Johann nicht aus Bosheit tötet sondern an einer psychischen
Krankheit leidet? Jedenfalls hat Dr. Tenma den Verdacht es könnte so
sein. Daher kontaktiert er den Kriminalpsychologen Dr. Gillen, mit
dem er einst zusammen zur Uni ging. Gillen jedoch, hegt den Verdacht
Tenma könnte unter Schizophrenie leiden und für die Mordserie an
den Paaren verantwortlich sein. Während Tenma weiterhin quer durch
Deutschland und Europa vor der Polizei flieht studiert Johann Jura
und verdient sein Geld als Vorleser für einen blinden
Multimillionär.
Auf den über 400 Seiten des dritten
Bands der Monster Perfect Edition passiert einiges. Nur leider kann
ich davon hier nur wenige Details erwähnen weil eigentlich jede
Information schon zu viel verraten wäre. Zu sehr bringt es Spaß
jede einzelne Information direkt durch die Erzählung von Naoki
Urasawa (Billy Bat) zu erfahren. Auch in seinem Klassiker „Monster“
schafft er es auf die ihm sehr eigene Art viele verschiedene
Handlungsorte, Zeitpunkte Charaktere und Nebenplots nebeneinander
laufen zu lassen und immer wieder in aufschlussreichen und
aufregenden Höhepunkten zusammen zu führen.
Der Plot bleibt pausenlos spannend ohne
sich dabei auf Action verlassen zu müssen. Denn selbst wenn keine
körperliche Gefahr auf unsere Protagonist*innen wartet kann die
Spannung durch die Handlung stetig aufrecht gehalten werden.
Ursasawas größte Leitung liegt allerdings darin wie er seine
Figuren schreibt. Jede Person in dieser Geschichte ist viel
schichtig, weder nur gut noch nur böse und hat eigene Motivationen
und Ziele. Es verkommen also keine der Figuren zu bloßen
Plotelementen, die keine andere Aufgabe haben als die Handlung voran
zu treiben. Dadurch wirkt die Interaktion zwischen den Charakteren
umso glaubhafter und wichtiger.
Aber auch optisch kann Urasawas Arbeit
hier sehr gut gefallen. Seine Charakterdesigns sind immer klasse.
Sein Stil dabei immer zu erkennen, dennoch klont er nicht einfach die
immer gleichen Figuren. Die Hintergründe zeigen hingegen wie viel
Arbeit er in seine Recherche investiert. Egal ob die Handlung gerade
in Nizza spielt oder einem kleinen bayrischen Dorf, die Handlungsorte
wirken authentisch und zugleich lebendig.
„Monster“ ist mitreißend erzählt,
bewegend, durchweg spannend und frei von den meisten gängigen
Mangaklischees. Die Spannung zieht sich durch den gesamten Band und
eskaliert in kurzen Momenten in aufregenden aber nie ausufernden
Actionsequenzen. Der Fokus liegt nämlich auf den Charakteren und
ihrer Entwicklung und das ist schließlich etwas, dass Urasawa
beherrscht wie nur wenige andere in dem Medium.
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