Billy Bat #1 (Carlsen Manga)
Amerika in den 1940’er Jahren: Der Amerikaner japanischer Abstummung, Kevin Yamagata, ist ein großer Autor von Marble Comics. Er erschuf die Rätsel lösende und Abenteuer bestehende Comicfigur Billy Bat. Eine Fledermaus in menschlicher gestalt, die bei ihrem Job als Privatdetektiv immer wieder geheimnisvolle Straftaten aufdeckt. Gegenüber von Kevins Arbeitsplatz vermutet die Polizei kommunistisches Treiben, daher nisten die Cops sich bei ihm ein, um die Nachbarn durchs Fenster zu beobachten. Einer der Polizisten, der ebenso wie Kevin selbst im besetzten Japan stationiert war erkennt dabei Billy Bat wieder. Scheinbar gibt es in Japan eine Mangafigur, die genauso aussieht. Ist Billy Bat also nur ein Plagiat? Kevin erinnert sich nicht daran den Charakter während seiner Zeit in Japan, wo er als Dolmetscher für das amerikanische Militär gearbeitet hat, gesehen zu haben. Vielleicht ja auch nur unbewusst? Jedenfalls muss er der Sache nachgehen und im Zweifelsfall den eigentlichen Erfinder um Erlaubnis bitten. Um ohne Probleme und Einschränkungen nach Japan zu gelangen geht er zurück zur Armee. Seine Aufgabe in Japan ist es nun alte Akten durchzugehen und alles zu vernichten was irgendjemanden nach dem Krieg in Schwierigkeiten bringen könnte. Dabei entdeckt er ein altes Papier mit dem Fledermauslogo, aber auch in der Stadt findet er ein altes Graffiti mit der Maus. Bei seinen Nachforschungen werden ihnen Dinge aus seiner Vergangenheit bewusst die ihm entfallen waren, er lernt viele Leute kennen die irgendeine Verbindung zur der Fledermaus haben, es geschehen Morde, Selbstmorde und sogar ein Politiker verschwindet. Mittendrin steht Kevin nun und es ist zu spät einfach zurück nach Hause zu gehen.
Billy Bat ist eine Mysterythriller Mangareihe geschrieben von Naoki Urasawa und Takashi Nagasaki. Seit 2008 erscheint die Serie in Weekly Morning und hat es in Japan bisher auf 9 Sammelbände gebracht. Naoki Urasawa ist dabei nicht nur der Hauptverantwortliche für die Story, sondern übernimmt auch noch das Zeichnen. Bisher habe ich eigentlich nur gutes über die Manga gelesen und wirklich, Billy Bat ist sehr eigenständig, hat eine außergewöhnlich interessante Story (wobei die Story gar nicht mal so interessant klingt wenn man den Inhalt knapp wiedergibt) und sehr solides Artwork.
Alles beginnt also damit wie Kevin, eigentlich Kenji, auf der Suche nach dem wahren Schöpfer von Billy zurück nach Japan reist. Vorher dürfen wir aber noch zwei Comicabenteuer der Fledermaus miterleben und diese sogar vollkommen in Farbe. Das sind fast 40 Farbseiten. In Japan macht Kevin sich dann auf die Suche nach hinweisen auf die Entstehung der Fledermaus, dabei erfährt er das diese Figur wohl schon ziemlich alt ist und selbst der alte Mangaka sie von noch älteren Zeichnungen kopiert hat. Es gibt aber eine weiße und eine schwarze Fledermaus, die verschiedene Bedeutungen für eine unbekannte Geheimorganisation haben. Dabei wechselt die Erzählweise immer wieder von der Realität in die Billy Bat Comics, wobei die Comics auch immer eine symbolische Bedeutung für die realen Ereignisse haben, in etwa vergleichbar mit “Tales of the Black Freighter” in Watchmen. Dabei sind auch die Übergänge fließend und toll in die Geschichte eingewoben. Der Mystery Anteil wird durch den Cliffhanger sehr strange und scheinbar steckt da noch viel mehr hinter. Sehr spannend. Genauso spannend, ist aber das man die damaligen politischen Umstände sehr gut mit eingespannt hat. Die politische Stimmung im Nachkriegsjapan wird toll eingefangen und viele der verwendeten Politiker und Soldaten sind auch historisch korrekt. Zudem geht es auch gerade im Comicanteil um die amerikanische “Red Scare” Ära. Durch all dies bekommt der Manga einen sehr schlüssig und fundiert wirkenden Anker zur Realität. Macht insgesamt einen sehr durchdachten und cleveren Eindruck und liest sich sowohl spannend, als auch lustig.
Die Parts der Billy Bat Comics erinnern Stark an den Mangastil der Fünfziger, was ja auch wirklich Sinn macht. Im eigentlichen Manga sieht es dann schon moderner aus, allerdings ist der Zeichenstil schon recht selbstständig. Die Charakterdesigns sind ziemlich zeitlos, passen aber in die angelegte Epoche, während einige Stilmittel dann doch recht Oldschool wirken, andere wiederum auch modern sind. Sicherlich ein Manga, der in den nächsten Jahrzehnten immer wieder gelesen werden kann und auch für spätere Generationen von Lesern zum Klassiker werden könnte. Selbst Speedlines werden hier so eingesetzt das sie nicht billig wirken oder auch Spiegelungen und Lichtverhältnisse haben ihre gekonnt gewählten Plätze bekommen.
Wenn die Serie dieses Qualitätslevel halten kann, bleibe ich auf jeden Fall dran und wenn es dann auch noch sooo gut wird wie der Cliffhanger es verspricht dann werde ich die nächsten Bände mindestens genauso lieben.
8,6 von 10 flugfaule Fledermäuseriche