Montag, 5. November 2012

Torchlight II (PC)

Torchlight II (PC)

Drei Jahre nach Erscheinen des damaligen Überraschungshits „Torchlight“ schickt der Spieleentwickler Runic Games aus Seattle am 30. Oktober sein neues Action-RPG auf die Reise. Bereits im Vorfeld, mit diversen Lorbeeren überschüttet, muss der Titel nun beweisen, ob er sich gegen den großen Konkurrenten aus dem Hause Blizzard durchsetzen und vielleicht sogar triumphieren kann.


Ein Schatten über Vilderan

Am Ende des ersten Torchlight wurde der Drache Ordrak, die Quelle des Böses, welches die kleine Stadt Torchlight befiel, von den drei Helden bezwungen und blieb seither friedlich.
Viele Jahre sind seit diesen Tagen vergangen und der Alchemist, einer der drei berühmten Helden, ist besessen von der Macht des „Ember“ und des „Ember Blight“, von dessen Vergiftung er sich offensichtlich nie wirklich erholen konnte. In seinem Wahnsinn stiehlt er Ordaks Herz, welches die Quelle der dunklen Embermagie darstellt. Trunken von dieser Macht zerstört er Torchlight und zieht weiter in die Estherian Steppe. An diesem Ort beginnt er die magische Energie der Elementar-Wächter in sich aufzunehmen. Jene Wächter sind seit Jahrhunderten die mächtigen Bewahrer der sechs Elemente, die das Land zusammen halten. Es ist nun die Aufgabe eines neuen Helden (euch), dem Alchemisten auf dem Weg der Zerstörung zu folgen und das Chaos zu bekämpfen, welches er in ganz Vilderan verbreitet.

Charakter sollte man haben

Das neue Torchlight bietet einem zu Beginn, wie in jedem Guten, und auch weniger guten Action-RPG, die Möglichkeit, einen Charakter anzulegen. Der neue Held hat die Wahl zwischen vier Charakterklassen, wobei die Designer bei Runic den innovativen Weg einschlagen und keine der Rollen aus dem ersten Teil übernehmen. Diese sind zwar im Spiel vorhanden, allerdings nur in Form von storyrelevanten NPCs. Jede der vier spielbaren Heldenklassen bringt seine ganz eignen speziellen Stärken mit. Es gibt den Ingenieur, einen kräftigen Schwertkämpfer der kleine Hilfsroboter entwickeln kann, um diese im Kampf einzusetzen. Er trägt zusätzlich eine emberverstärkte Rüstung mit deren Hilfe er freie magische Energie sammeln und im Kampf freilassen kann. Der Vagant ist ein Geschickter Fernkämpfer, der sich auf den Einsatz von Fernkampf und den besonderen Einsatz ballistischer(!) Waffen spezialisiert hat. Der Berserker ist eine reine Kämpfernatur, Buschmesser, Äxte, Schwerter - einfach alles womit man kraftvoll zuschlagen kann, dient diesem Kämpfer als Waffe. Sollten ihm einmal die Waffen ausgehen, so schlägt er sich auch problemlos mit den Fäusten durch, und kann bei Bedarf Tiergeister zur Hilfe rufen. Als letztes gibt es noch den Glutsteinmagier. Als Spezialist im Umgang mit allen Formen der weltlichen Magie, ist es dem Glutsteinmagier gelungen, das Ember zu nutzen, um mächtige Elementarangriffe auf die Gegner los zu lassen.
Nach der nicht ganz einfachen Entscheidung für die Klasse des persönlichen Geschmacks und Spielstils bekommt man noch eine Handvoll Einstellungsmöglichkeiten. Eigentlich sollte es zum Standard gehören, es findet hier aber dennoch Erwähnung, da es viel zu oft vergessen wird. Es ist möglich sowohl als männlicher als auch als weibliche Protagonist_in in den Kampf zu ziehen. Zusätzlich hat man in vereinfachtem Rahmen die Option das Aussehen seines Charakters ein wenig anzupassen. Dafür bietet das Spiel die Auswahl zwischen Gesichtern, Frisuren und Haarfarben. Alles in sehr beschränktem Maße und bis auf die Haarfarbe mit marginaler Auswirkung auf das Erscheinungsbild. Doch ist es in dieser Art von Spiel schon eine Besonderheit, dass es nicht nur die vier Standardmodelle gibt, und die wirkt sich besonders im Multiplayer spürbar auf die Vielfältigkeit aus.

Jede  Charakterklasse hat ihren eigenen Skilltree, auf dem die einzelnen Spezial- und Zusatzfähigkeiten aufgelistet sind. Diese Bäume sind im Vergleich zum Vorgänger etwas umfangreicher geworden und teilen sich je nach Klasse in drei Kategorien. Je nach Level des Charakters werden neue Fertigkeiten verfügbar, die mit Hilfe von Fertigkeitspunkten erlernt werden können. Diese Punkt erlangt man jedes Mal, wenn der Spieler durch den Kampf genug Erfahrung gesammelt hat, um eine Stufe aufzusteigen. Außerdem wurde ein Ruhmsystem implementiert, dass euch beim Bekämpfen besonders böser oder legendärer Monster Ruhmpunkte gutschreibt. Sind genug dieser Punkte gesammelt, seid ihr nicht nur der Held des Tages, sondern auch um einen Fertigkeitspunkt reicher.
Neben den Fertigkeiten, die einem im Kampf neue Angriffe und Manöver ermöglichen, gibt es noch die sogenannten passiven Fertigkeiten. Diese Skills wirken sich indirekt auf bestimmte Eigenschaften der Klasse, wie beispielsweise den Umgang mit Waffen oder die Widerstandsfähigkeit gegen magische Angriffe aus. Die komplexe Verzahnung und das Zusammenspiel solcher Fertigkeitsbäume ist nicht zuletzt eine Wissenschaft für sich, wenngleich auch ein zentraler Bestandteil moderner Action-RPGs. Für viele Spieler liegt neben dem Sammeln der besondere Reiz grade in den vielen Kombinationsmöglichkeiten der Fertigkeitsbäume, um das Spiel richtig auszukosten. Torchlight 2 bietet auf diesem Gebiet  so einiges. 
In den bereits erwähnten drei Fertigkeitskategorien gibt es jeweils sieben aktive und drei passive Fähigkeiten zu erlernen und zu verbessern. Das führt nach Goliath Riese und Gimbli Zwerg zu einer Gesamtzahl von 30 unterschiedlichen Eigenschaften, die jeder Charakter ganz speziell für sich besitzt. Die Fähigkeiten bauen hierbei allerdings nicht baumartig aufeinander auf, sondern können getrennt voneinander ausgebaut werden. Um zu vermeiden, dass man sich bereits sehr früh unglaubliche Macht aneignet, gibt es jedoch die Beschränkung, dass Fertigkeiten erst ab einem bestimmten Level erlangt werden können.
Außer den speziellen Fertigkeiten gibt es selbstverständlich, nicht zu Letzt aus historischen Gründen, noch vier Charakterattribute die beim Aufstieg in eine neue Stufe erhöht werden können. Ihr erlangt je Stufe fünf Attributspunkte die auf Stärke, Geschicklichkeit, Fokus (Magie) und Vitalität verteilt werden dürfen. Diese Werte beeinflussen ganz direkt die Entwicklung eures Charakters, ob ihr nun eine Kampfmaschine mit massig Stärke oder ein fieser Beschwörer mit jeder Menge Fokus werdet, liegt hier ganz ihr eurer Hand.

Klick, klick, klick

Die meisten Action-Rollenspiele unterscheiden sich von ihren großen Vorbildern durch ein auf schnelle Gefechte ausgelegtes Spielsystem. Der Spieler soll sich hierbei weniger mit komplexer Charakterentwicklung oder einer epischen Geschichte auseinandersetzen, als vielmehr mit zügigen, effektvollen Kämpfen. Hacken und schlitzen, wie es sonst nur Cassie und Vlad am liebsten tun, steht auch bei Torchlight 2 im Mittelpunkt des Spielgeschehens. Hierfür haben die Entwickler das gesamte Interface des Spiels noch einmal überdacht. Die Herausforderung war es, die vielen Möglichkeiten des HUD so zu gestalten, dass es informativ aber nicht überladen wirkt. Der Ansatz ist im Grunde der eines ganz klassischen MMORPS. Es gibt die Schnellauswahlleiste mit bis zu zehn Optionen am unteren Bildschirmrand. Diese ist gerahmt von den beiden Lebens- und Managläsern, eine Ausdaueranzeige gibt es jedoch nicht. Am linken und rechten Bildschirmrand befinden sich zwei kleine Symbolleisten, die sich bei Bedarf über den halben Bildschirm ausklappen lassen. Hier findet ihr nicht nur die Details über eure Ausrüstung und das Inventar sondern auch den Rucksack eures Begleiters, aber dazu später mehr. Ganz oben rechts finden sich dann noch eine Minikarte, die sich sehr praktisch durch Druck der ‚M‘-Taste auf den Hauptbildausschnitt vergrößern lässt, sowie eine Liste eurer aktuellen Quests. Gesteuert wird das Spiel mit der Maus, durch einfaches Klicken in die Landschaft läuft euer Alter Ego genau an den gewünschten Punkt. Möchte ich schneller von A nach B gelangen, so ist es auch möglich die Maustaste gedrückt zuhalten. In diesem Fall befindet sich der Charakter im Dauerlauf durch die Welt. Begegnen euch hierbei Monster, was zu erwarten ist, dann könnt ihr mit der linken Maustaste den Standardangriff und mit der rechten den alternativen Angriff ausführen. Die Aktionsbelegung beider Tasten ist ganz nach persönlichem Gusto modifizierbar. Ein besonderer Clou in Torchlight 2 ist die Möglichkeit, die rechte Maustaste mit zwei verschiedenen Manövern zu belegen. Diese lassen sich, nach ihrer Konfiguration per Drag & Drop, durch einfachen Druck der Tab-Taste durchschalten. Eine angenehme Verbesserung, um immer die wichtigsten Fertigkeiten parat zu haben.
Zentraler Bestandteil des Spiels ist ganz klar die Monsterhatz. Horden um Horden von höllischen Kreaturen werden euch auf dem Pfad des Alchemisten vor die Klinge oder den Zauberstab laufen. Um die Scharmützel noch etwas motivierender zu gestalten, trefft ihr in der ganzen Welt immer wieder auf Personen, die eure Hilfe benötigen. Diese Questträger werden euch mit kniffligen Aufträgen betrauen, die jedoch gut mit Erfahrungspunkten und Gegenständen entlohnt werden. Hat der Spieler eine solche Aufgabe erfolgreich beendet kann er anschließend einen von drei Gegenständen als Belohnung auswählen. Eine gute Idee, wie ich finde, da es so möglich ist euren Charakter nach persönlichem Geschmack aufzuwerten und einem nicht der immer gleiche Gegenstand vorgesetzt wird.

I’m a material embermage

Neben bzw. während diesen zahlreichen Aufträgen werdet ihr jede Menge Gegenstände finden. Das im Spielerjargon als „looten“ bezeichnete exzessive Sammeln von Gold und Items gehört heute zu jedem guten Action-RPG dazu. Habt ihr ordentlich kleine und ganz besonders große Gegner gemeuchelt, lassen diese ihre Habseligkeiten fallen, derer ihr gern habhaft werden solltet. Der Wert und Nutzen dieser Gegenstände hängt zum einen von ihren Fähigkeiten, allerdings noch mehr von ihren Knappheit ab. Es gibt normale (weiß), magische (grün), seltene (lila) und einzigartige (gold) Gegenstände. Wie ihr euch denken könnt sind besonders letztere das Paradies jedes Hobbieplünderers, sind diese doch nur ein einziges Mal im Spiel vorhanden. Während ihr plündernd und brandschatzend durch die Welt zieht, wird sich euer Inventar zunehmend auch mit Gegenständen füllen, die ihr entweder für eure Charakterklasse nicht wollt oder die schlicht Trödel sind. Die örtlichen Händler von Vilderan werden sie auch aber dennoch gern gegen ein gutes Sümmchen Gold abnehmen, weswegen ihr regelmäßig in eine der Städte zurückkehren solltet. Hierfür gibt es auf den Hauptebenen der Welt einige Teleportsteine, die euch schnell zwischen den Orten hin und her transportieren können. Seid ihr einmal zu weit vom nächsten Teleporter entfernt könnt ihr ebenfalls Spruchrollen nutzen um euer eigenes Raum-Zeit-Portal in die zuletzt besuchte Stadt zu öffnen. Die zweite Art von Schriftrollen dient euch zur Identifikation unbekannter Gegenstände, denn auch wenn ihr ein wandelndes Waffenlexikon seid, alles kann man ja nun wirklich nicht wissen. Es empfiehlt sich immer, einen Gegenstand zu identifizieren, selbst wenn dieser für euren Charakter grade keinen Nutzen zu haben scheint, weil diese in den meisten Fällen beim Verkauf deutlich mehr Gold bringen, als in unbekanntem Zustand. Findet sich auf einer Plündertour ein Gegenstand für den bestimmte Voraussetzungen, wie etwa eine gewisse Stufe, vorhanden sein müssen, lohnt es sich nicht, diesen ständig bei sich zu tragen. Um euch von diesen Schätzen zu erleichtern, hat jede Stadt zwei ganz persönliche Truhen nur für euch. Eine lokale Kiste, die für den aktuellen Spielstand gültig ist, und eine gemeinsame Truhe. Die Gemeinschafttruhe hat den unheimlich praktischen Nutzen, dass ihr Gegenstände zwischen euren Spielständen und sogar online austauschen könnt. Wirklich klasse, wenn ihr in einem Spielstand mit dem Kämpfer einen raren Zauberstab findet und diesen unbedingt eurer Magierin anvertrauen wollt.
So mancher Gegenstand wurde von seinem Schmied mit bis zu 6 Sockeln ausgestattet. Im ganzen Spiel werdet ihr immer wieder kleine magische Glutsteine oder andere rare Objekte finden, die sich in den Sockel der Gegenstände einpassen lassen. Je nach Art und Beschaffenheit des Objektes, wird euer Gegenstand dadurch deutlich mit einer Reihe von Boni aufgewertet. In früheren Teilen war eine solche Entscheidung ultimativ und ein einmalig eingebauter Glutstein war für immer mit dem Gegenstand verschmolzen. In Torchlight 2 bekommt ihr, dank der handwerklich geschickten Zwerge, zwei Möglichkeiten, mit diesen verzierten Gegenständen umzugehen. Ihr könnt einen Edelstein aus der Fassung brechen lassen, wobei der Gegenstand erhalten bleibt und der Stein zerbricht, oder ihr könnt einen besonders wichtigen Edelstein herausbrechen lassen, wobei der jeweilige Gegenstand zerstört wird. Diese Option ist besonders schön, wenn man einen sehr wertvollen raren Glutstein gesockelt hat und ihn gern in die neuste Waffe einbauen möchte.

Bissig im Kampf, aber flauschig und sanft

Nicht mal der größte Held aller Zeiten hält es auf Dauer vollkommen allein aus und daher hält eines der großartigen Features aus Torchlight auch Einzug in den zweiten Teil. Ihr habt zu Anfang bei der Erstellung eures Charakters auch die Möglichkeit, euch einen tierischen Begleiter an die Seite zu holen. Hierbei wurde die Auswahl deutlich aufgestockt. Aus ganzen acht unterschiedlichen Tierrassen könnt ihr nun diejenige wählen die euch am besten gefällt. Von Wölfen über Frettchen und Falken bis hin zu Katzen(!) ist für jeden Tierfreund und Abenteurer etwas dabei. Eure treuen Begleiter sind aber viel mehr als seelischer Beistand und schmuckes Beiwerk. Jeder von ihnen Hilft euch Tatkräftig im Kampf mit und hat seinen eigenen Lebens- und Manavorrat. Erreicht euer Held eine neue Stufe, so wird auch euer Begleiter ein weniger Stärker, was eine schöne Teambindung zwischen Tier und Besitzer ermöglicht. Aber damit noch nicht genug. Es gibt sogar eigene Rüstungsgegenstände, die nur eure Begleiter tragen können. Hierfür haben sie drei freie Slots spendiert bekommen. In zwei davon passen spezielle Amulette, die diverse Fähigkeiten eures Tieres verbessern. Der dritte Slot ist für ein Halsband reserviert, welches zumeist den Schutz oder die magische Resistenz erhöht. Jedes Tier trägt einen unscheinbaren magischen Rucksack bei sich in dem sich Platz für ganze 32 Gegenstände findet. Hierdurch werdet ihr in eurer Sammelleidenschaft noch einmal bestärkt und könnt beliebige Objekte zwischen eurem und dem Inventar des Tieres austauschen. Eines der wirklich großartigen Features der Begleiter ist es allerdings, diese mit der Beute auf dem Rücken mitten im Spiel oder in einem Dungeon in die Stadt laufen zu lassen, um dort die Waren für euch zu verkaufen. Zwar müsst ihr je nach Entfernung zur letzten Stadt einige Minuten (werden oben rechts im Begleitermenü angezeigt) warten, aber euer Spielfluss wird dadurch nicht unterbrochen. Einfach klasse. Für den dringenden Bedarf an Heil- oder Manatränken könnt ihr dem Begleiter bei seiner Reise in die Stadt sogar noch eine Einkaufliste um den Hals hängen. Kehrt er anschließend zurück, bringt er ganz treu alles mit, was ihr haben wolltet.
Allein das wäre schon ein enormer Unterschied zu den zwar nützlichen aber eher unnötigen Begleitern in Diablo 3. Jedoch hatten die Designer bei Runic noch einige weitere schöne Ideen, um eurer Tier nützlich und unentbehrlich zu machen. Zum einen könnt ihr Zauberspruchrollen in das Zauberinventar verschieben, um dem flauschigen Knäuel eigene magische Fähigkeiten beizubringen. Zum Anderen könnt ihr es mit einer Vielzahl unterschiedlicher Fische füttern. Auf den großen Ebenen von Vilderan gibt es einige Flüsse und Seen, an denen ihr bei bestimmten Stellen eure Angel auswerfen und in einem kleinen Minispiel fischen dürft. Die hierdurch erbeuteten Fische besitzen die unterschiedlichsten magischen Effekte. Verfüttert ihr beispielsweise einen Schakalbarsch an euren Begleiter, verwandelt er sich für einige Sekunden in einen kampflustigen Schakal. Über zwei Dutzend dieser Fischarten können gefangen und gekauft werden, was für zusätzliche Tiefe im Gameplay sorgen dürfte.

Auf in den Kampf, Gefährten!

Hat man trotz der vielen Möglichkeiten, die einem der Singleplayer bietet, die Nase voll vom einsamen durch die Wälder streifen, so bietet einem das Spiel einen recht gelungenen Multiplayer Modus. Nach einer kurzen Registrierung auf der Seite von Runic Games (unter Angabe von begrüßenswert wenig persönlichen Informationen) kann man sich direkt im Spiel mit seinem neuen Online-Account einloggen. Immer, wenn ihr nun einen eurer Spielstände laden wollt, kommt eine Abfrage, ob ihr gern im Singleplayer, Online oder im LAN antreten möchtet. Entscheidet ihr euch für die Online-/LAN-Variante, werden die verfügbaren offenen Spiele in einer übersichtlichen Liste angezeigt.  
In jeder Onlineinstanz des Spieles können bis zu sechs Mitstreiter gleichzeitig im Koop-Modus durch die weiten Steppen von Vilderan pilgern. Möchtet ihr selbst ein Spiel eröffnen, so ist dies mit wenigen Mausklicks möglich. Ihr entscheidet den Schwierigkeitsgrad, wie das Spiel heißt, und ob es ein öffentliches oder privates Spiel mit Freunden sein soll. Die Möglichkeit, immer zwischen Singleplayer und Multiplayer wechseln zu können, ohne jedes Mal einen neuen Charakter erstellen zu müssen, macht unheimlich Spaß und integriert sich sehr gut in das Spiel. So könnt ihr beispielsweise erst mal ein bisschen alleine euren Charakter trainieren, um dann mit den stärkeren Charakteren eurer Freunde gemeinsam auf die Jagd zu gehen. Eine gute Idee ist es ebenfalls, dass die Gegenstände von erlegten Feinden für jeden Spieler separat generiert werden, was dem bösen Beuteklau einen Riegel vorschiebt. Natürlich ist es aber trotzdem möglich, jederzeit seine Gegenstände mit den anderen Teilnehmern einer Partie zu tauschen. Was dem Multiplayer allerdings vollkommen fehlt, und für den besonders motivierten Zocker sicher ein kleiner Wermutstopfen sein dürfe, sind globale oder lokale Ranglistensysteme. Demnach ist es euch nicht möglich, eure Werte direkt mit denen der anderen zu vergleichen. Schade eigentlich.

Malerische Landschaften und bunte Farben

Der Stil von Torchlight 2 orientiert sich ziemlich deutlich an dem, was bereits World of Warcraft so beliebt gemacht hat. Eine sehr comichafte Stilisierung der Welt mit handgezeichneten Hintergründen. Grafisch ist der Unterschied zum etwas realistischeren Diablo 3 klar zu erkennen, wobei es in Sachen Vielfalt und Abwechslung keine Angst vor der Konkurrenz haben muss. Jeder Abschnitt von den idyllischen Steppen, bis hin zu den feurigen Dungeons, hat seinen ganz eigenen Look. In die Zeichnungen der Landschaft haben die Entwickler wirklich viel Mühe gesteckt und auch kleine Details wie Blumen oder Felsen handgearbeitet, dadurch bekommt das Spiel eine gesamthaft malerische Erscheinung. Die Farbgebung ist sehr bunt gehalten und sagt ziemlich sicher nicht jedem Spieler zu, fügte sich aber für meinen Geschmack recht gut in die sonstige Umgebung ein. In Sachen Effekte braucht sich das Spiel wirklich nicht zu verstecken. Was da mit einem guten Dutzend Gegnern auf dem Bildschirm für ein magisches Zauberfeuerwerk abgebrannt wird, weiß absolut zu überzeugen. Darüber hinaus bekommt man ein komplettes Tag- und Nachtsystem, sowie recht realistische Wetterübergänge von Sonnenschein bis Schnee.
Doch obwohl Torchlight 2 sehr vieles richtig macht, sind die Kompromisse das Spiel auch auf älter Hardware (und sogar Netbooks) lauffähig zu halten, deutlich spürbar. Die Charaktermodelle wirken recht Polygonarm und haben etwas sonderbare Proportionen. Außerdem wirken manche Bereiche trotz vollaufgedrehtem Antialiasing (Kantenglättung) etwas zu eckig. Wirklich schade sind die im Vergleich zur Konkurrenz von Blizzard recht simplen Zwischensequenzen, die keine Chance gegen die epischen CGI Renderings haben.

When hope fades, heroes arise

Torchlight 2 wurde von der Fachpresse bereits während seiner Entwicklungsphase sehr wohlwollend beäugt und nicht selten als besseres Diablo 3 umschrieben. Dass es sich dabei nicht bloß um einen schnöden Insiderhype handelt, sondern um harte Fakten, lehrt uns das nun fertige Spiel. Die vielen Freiheiten bei der Charakterentwicklung, das Prinzip der offenen Welt mit jeder Menge Quests und der nützliche und liebenswerte Begleiter, sorgen für so viel Abwechslung, dass man selbst nach mehrmaligem Durchspielen immer wieder gern einen Abstecher in die Welt von Vilderan unternehmen möchte.

9.3 von 10 plündernden KampfmagierInnen