Ikigami - Der Todesbote #2 (Carlsen Manga)
Fujimoto arbeitet nun schon etwas länger als Ikigami, ein sogenannter Todesbote. Seine Aufgabe besteht darin Menschen zu benachrichtigen, die sterben werden, denn in der Zukunft lebt jeder Bürger Japans in der Angst mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,01% an einer Impfung zu sterben die er als Kind bekommen hat. Durch diese Angst sollen die Bürger dazu animiert werden bessere Menschen zu sein, die ihr Leben effektiver nutzen. Nach den ersten Wochen, in denen er noch sehr aufmerksam gearbeitet hat setzt ihm die Arbeit mehr und mehr zu. Er merkt aber auch schon wie er abstumpft. Genauso muss er aber auch lernen das sein Job ihm im Alltag viel Verachtung einbringt. Erste persönliche Konsequenzen aus seiner Arbeit ergeben sich als er von seiner Freundin wegen seiner Beschäftigung verlassen wird. Schon ist er nicht mehr ganz so begeistert von seinem Job.
Sein nächster Auftrag verändert schlagartig das Leben von Katsumura, einem jungen Mann aus dem Fernsehgeschäft. Im Moment schlägt er sich mit Assistenten Aufgaben durch, eigentlich will er aber Regisseur werden. Seine Unzufriedenheit unterdrückt er indem er Drogen nimmt. Dabei versucht seine Freundin immer wieder ihn davon abzuhalten. Trotz einiger Fehltritte darf Katsumura bald Regie bei einer kleinen TV-Produktion führen. Mitten während der Produktion bekommt seine Freundin ihren Ikigami ausgehändigt. Da die beiden sich vorher mal wieder wegen seinem Drogenmissbrauch gestritten haben, weiß er nicht so recht was er tun soll. Außerdem kann er doch nicht seinen Regiejob wegen ihr in Gefahr bringen.
Danach geht ein Ikigami an einen Krankenpfleger, der seine Ausbildung gerade angefangen hat. Bisher hat er in seinem Leben alles falsch gemacht und auch während seiner Ausbildung läuft einiges schief. Erst durch die alte Frau Asakura bekommt seine Arbeit endlich einen Sinn. Die alte Dame weigert sich nämlich zu gehen und sie redet auch mit niemandem. Da Shouji die Oma an ihren Mann erinnert blüht sie plötzlich wieder vollkommen auf. Somit erlangen die beiden eine ganz besonders starke Verbindung zueinander. Doch jetzt erfährt er das er bald sterben muss. Nun versucht er alles um Frau Asakura davor zu bewahren wieder in ihre alte Lethargie zu verfallen.
Im zweiten Band bekommen wir nicht viel mehr davon mit wie das totalitäre System funktioniert. Nur zu Beginn wird einmal mehr klar wie jeder Mensch von dieser Macht korrumpiert wird, sobald er über das Leben von anderen verfügen kann und dies vom Gesetzgeber sogar darf. Ein paar Randnotizen die ein wenig skizzieren wie dieses schreckliche System funktioniert gibt es aber schon. Der Rahmen zeigt aber mehr wie die Arbeit langsam Fujimotos Leben verändert. Den Hauptteil machen aber wieder die Schicksale seiner “Kunden” aus. Zwei solcher Fälle bekommen wir in diesem Band geboten. Im ersten geht es darum wie Drogen eine Beziehung zerstören und die entscheidenden Momente einer jungen liebe vernichten. Im Grunde nicht viel mehr als die Antidrogenfolgen alter Cartoons oder Sitcoms, soll heißen die Botschaft wirkt ziemlich stark belehrend und etwas aufgesetzt. Trotzdem passt es und die Geschichte ist sehr emotional und das Drama ist gut geschrieben. Man muss also kleinere Abstriche machen, insgesamt aber klasse geschrieben.
Der zweite Fall führt ins Altenheim, wie ihr meiner Inhaltsangabe entnehmen könnt, geht es darum wie der Todeskandidat einer alten Dame hilft ihre Lebensqualität wieder zu verbessern. Dabei geht es Hauptsächlich um die Vergangenheit der Dame, die nur langsam erörtert wird und den fehlenden Sinn seines Lebens, den er erst durch seine Arbeit mit der Dame erhält. Schlüsselobjekt für diese Geschichte wird neben dem Ikigami, der symbolisch gleichbedeutende Einberufungsbrief, den der Mann der Dame im zweiten Weltkrieg bekommen hat. Für beide Männer gleichermaßen ein sicheres Todesurteil. Somit ist Kapitel #4 “Die Nacht der Einberufung” das bisher wohl rundeste und durchdachteste Kapitel der Mangareihe. Weiterhin ist verdammt viel Potential vorhanden das genutzt werden will. Hoffentlich geht’s noch lange in der Qualität weiter.
Erwachsen sieht das Artwork die meiste Zeit aus. Dramaturgisch sind einige Panel etwas zu sehr drüber, wodurch auch hier die Emotionalen Momente etwas zu bemüht wirken. Überhaupt der einzige Vorwurf den ich an Mangaka Mototro Mase habe: Er versucht teilweise zu verkrampft bestimmte Themen, Motive und Emotionen herbei zu beschwören, anstatt sie kommen zu lassen wie sie sich ergeben. Ansonsten gibt es an den Zeichnungen nichts auszusetzen. Immer zwischen hohem Mittelmaß und sehr gut!
8 von 10 Bärenkostüme