Nadja (1994)
Im New York der heutigen Zeit treffen sich nach vielen Jahren eine alte Vampirfamilie wieder. Das Oberhaupt des Clans wurde von Vampirjäger Van Helsing (Peter Fonda) getötet und nun versucht der Rest der Familie sich wieder etwas näher zu kommen. Aber gleich wird klar warum sie sich solange nicht mehr gesehen haben. Jeder von ihnen geht mit dem Fluch der Unsterblichkeit und allen anderen eher störenden Eigenarten des Vampirseins anders um. Zum Beispiel ist es nicht für alle gleich schlimm Menschen als Nahrungsquelle nutzen zu müssen. Nadja (Elina Löwensohn) hingegen, versucht ihr bestes um ein normales Leben in New York zu führen, scheitert dabei aber auf schreckliche Weise.
Zwei lesbische Vampyrinnen kopulieren leidenschaftlich unter dem Weihnachtsbaum, während im Hintergrund ein Kaminfeuer prasselt. Das Bild ist schwarzweiß gehalten und voller krasser Kontraste. Die Kamera steht Minuten lang still, bewegt sich erst als das Bild zu pixeligem Brei wird. Ein ruckartiger Schnitt wechselt zu Peter Fonda (Journey to the Center of the Earth). Wir sehen ihn als Van Helsing in einem extremen Close Up. Er monologisiert, nur wenig davon macht wirklich Sinn, einiges vielleicht symbolisch der Rest soll nur schön klingen. Der Fokus ist nicht ganz auf seinem Gesicht, er steht halb im Schatten und auch hier steht die Kamera lange still. Zwischendrin wechselt die Szenerie zu Menschen die ihm Wahn sprechen, krankhaft die selben Phrasen wiederholen oder in fremden Zungen sprechen. Zusätzlich laufen im Hintergrund leise die neusten Singles von “Portishead” und “My Bloody Valentine”.
Klingt nach totaler Kunstkacke was Michael Almereyda mit “Nadja” da fabriziert hat. Total blöd ist der Film trotzdem nicht, aber unheimlich anstrengend. Ist ja schön und gut wenn ein Filmemacher sein bestes gibt um seinen Film Visuell und Inhaltlich anspruchsvoll zu gestalten, aber man darf diesen Anspruch nicht nur durch verschrobene, aber doch irgendwie Hippe visuelle Effekte und pseudo- Bedeutungsschwangere Monologe vorgaukeln. Natürlich ist die Handlung nicht völlig frei von Sinn. Anhand der Vampirfamilie und deren Umgang werden Erkrankungen unserer modernen Zivilisation seziert und die Leere unserer Welt aufgezeigt. Aber egal, der Film wirkt trotzdem zu sehr bemüht irgendwelchen hängengebliebenen Beatniks, Filmstudenten und prätentiösen Kritikern zu gefallen. Ich kann jeden verstehen der Nadja gut findet, da der Film schon im ganzen ziemlich cool ist, besonders Elina Löwensohn (Schindlers Liste) in der Titelgebenden Hauptrolle ist wirklich gut, auch der Gastauftritt vom ausführenden Produzenten David Lynch ist lustig. Optisch ist es eh recht aufregend, aber eben auch genauso aufgesetzt Artsy Fartsy.
Sehr spezielles Arthouse Vampyrdrama (Ich schreibe Vampir jetzt nur noch mit Y weil ich mir damit cooler vorkomme) mit mitunter lustigen untertönen und einem guten Cast. Optisch aufregend, inhaltlich aber meist mager und auch das optische ist ziemlich ziellos und wirkt meist platt aufgesetzt. Kann man mögen, ist aber sicherlich eine schwere Geschmacksfrage.
5 von 10 Vampire in Brooklyn