Die unerhörten Abenteuer von Sheldon & Mrs. Levine (Christoph Merian Verlag)
Sheldons (Klaus Brömmelheimer) Leben wurde immer von seiner Mutter Mrs. Levine (Dinah Hinz) kontrolliert und bis ins Detail verplant. Als erwachsener Mann kann er sich endlich von ihr losreißen, als sie ihm verbieten möchte Lyriker zu werden. Seitdem er weg gelaufen ist haben Mutter und Sohn nur noch per Brief Kontakt miteinander. Aber auch mit hunderten Meilen zwischen den beiden, versucht sie immer noch sein Leben zu kontrollieren. Während er durch ihren Kontrollwahn und ihre kühle Art psychisch immer mehr angeschlagen wird, geht sie auf große spirituelle Weltreise. So kommen beide viel herum und erleben die verrücktesten Abenteuer, bis der Kontakt schließlich für 5 Jahre abbricht.
“Die unerhörten Abenteuer von Sheldon & Mrs. Levine” sind ein grotesk komisches Drama, das immer mal wieder ins makabre abdriftet. In dieser, hier im Briefwechsel geschilderten Beziehung zwischen Mutter und Sohn, steckt soviel Wahnsinn das es meist noch etwas lustiger als tragisch ist, wenn man aber ein wenig genauer hinhört und auf Details achtet ist die Gesamtsituation um einiges schrecklicher als man erst denken würde. Auch das vermeintliche Happy End ist letztlich doch recht düster.
Wie schon gesagt werden die Erlebnisse der beiden in Briefform wiedergegeben, wobei die jeweilige Person einfach nur das erlebte vorliest. Dabei werden die Szenen nicht groß mit Geräuschen unterlegt und auch Musikstücke kommen eher selten zum Einsatz. Wenn aber, dann unterstreichen sie die lockere meist sehr leichtfüßige Atmosphäre des Hörspiels. Daher führen die beiden einzigen Charaktere die hier vorkommen, großartig von Klaus Brömmelheimer und Dinah Hinz gesprochen, auch bis auf die Finale Szene nur Monologe und diese gehen zudem großartig aneinander vorbei. Verwunderlich ist das es trotz der klar definierten und eigentlich recht starren Erzählweise ziemlich dynamisch wirkt, denn nüchtern betrachtet hätte die Umsetzung auf diese weise auch ganz schön trocken werden können. Aber ich habe mich über die gesamten 50 Minuten gut unterhalten gefühlt und nie gelangweilt.
Dieses kleine Hörspielexperiment, basierend auf dem Stück von dem amerikanischen Dramatiker Sam Bobrick, der übrigens unter anderem auch Liedtexte für Elvis geschrieben hat, was wiederum eines der ganz abgefahrenen Kapitel hier erklären würde und dessen Frau Julie Stein, kann überzeugen, ist aber eher etwas für Menschen mit etwas Geduld und einer Vorliebe für ausgedehnte Dialoge. Mir hat es jedenfalls gefallen.
8 von 10 hungrige Tiger