Die Schrift des Windes – Yagyu Jubei (Carlsen)
Nach Jahrhunderten des Krieges konnte die Tokugawa-Dynastie den Frieden in Japan herstellen. Doch obwohl das Shogunat mit eiserner Faust regiert ist der Frieden weiterhin sehr brüchig und jede Veränderung der Machtverhältnisse könnte das Land erneut ins Chaos stürzen. Als schließlich die geheimen Dokumente des Yagyu-Clans gestohlen werden, der Klan der im Auftrag des Shoguns seine Untergebenen im Schwertkampf ausbildet, soll der legendäre Samurai Jubei sie zurückholen. Schon bald findet er sich inmitten einer großen Verschwörung wieder, die ihn gegen Ninjas und einige mächtige Samurais antreten lässt.
Nach einem Skript von Kan Furuyama erschuf Manga-Ausnahmetalent Jirō Taniguchi 1992 den Manga „Die Schrift des Windes“. Darin wird eine fiktive Geschichte aus der frühen Edo Zeit (1603-1868) erzählt. Eine fiktive Geschichte über Ninjas, Samurais, epische Kämpfe, Intrigen und politische Machtkämpfe. All das ist jedoch tief verankert in der realen Historie Japans wodurch Geschichte und Folklore mitreißend miteinander verbunden werden.
Der Manga lebt vor allem von seinem Detaillreichtum. Sowohl die historische Einordnung, wie auch die Charaktere selbst und natürlich das filigran und einfühlsame optische aus der Feder Taniguchis lassen erkennen wie viel Sorgfalt und Feingefühl in die Geschichte geflossen ist. Einmal mehr zeigt sich dabei wie unterschiedlich Taniguchis Künste sein können, der sich scheinbar Problemlos zwischen Genres bewegen konnte.
Teilweise wird es durch die politischen Spielchen und den insgesamt eher philosophisch erzählten Plot etwas langsam. Was sicherlich einige abschrecken könnte. Doch selbst wer nicht Fan ist von der langsamen und behutsamen Erzählart von Taniguchi, wird zumindest in den Actionsequenzen wenig zu kritisieren finden können. Mit einer Ästhetik die gleichermaßen von nachdenklicher Samuraiprosa, wie auch schwarzweißen Kurusawa Samurai Epen und modernerer Anime und Manga-Optik geprägt zu sein scheint, werden uns hier einige umwerfende Schwertkämpfe geboten. Natürlich gibt Manga dieser Art, die durchaus aufregenderes bieten können, die Stärke von Taniguchi ist es jedoch das filigrane der japanischen Schwertkunst zu zeigen und zugleich der Gewalt eine brutale Wucht zu verleihen.
Ein gemächlich erzählter Politthriller im Samuraigewand. Teilweise vielleicht etwas sperrig und ohne Vorwissen japanischer Geschichte und Kultur etwas schwer zugänglich, allein für die tollen Zeichnungen von Taniguchi ist der Manga sicherlich einen Blick wert, ganz abgesehen von der tollen Erzählung und dem historisch interessanten Plot.
8 von 10 muntere Reisende