Donnerstag, 26. November 2020

Die unfassbare Welt von Barbarkulor – Die Trilogie (Cross Cult)

Die unfassbare Welt von Barbarkulor – Die Trilogie (Cross Cult)

Toni Müller sitzt gerne vor dem Fernseher, schaut ZDF und vor allem sich selbst beim Nichtstun zu. Sein monotoner Alltag wird gehörig aufgewirbelt als ein fieses Dimensionstor ihn in die Dimension X15 teleportiert. Dort angekommen passiert, was eben passieren muss, wenn so etwas geschieht: Die örtliche Bevölkerung erkennt ihn als ihren mächtigen Erretter Barbarkulor, der mit seinem mächtigen Zauberschwert das Böse tilgen soll. Bock hat der Dimensionsreisende auf so was natürlich nicht, aber wenn es sein muss, kämpft er auch gegen das Böse. Lange allein bleibt er auf seiner Mission jedoch nicht. Unterstützt wird er von der tapferen Prinzessin Schneekuchen und dem Lautentyp, ein Typ der Laute spielt.

Barbarkulor ist eine dreiteilige Comicheftreihe von Andre Lux, die im Zeitraum von 2016-2018 erschienen sind. Dabei handelt es sich um kleine Gag Comics mit Krakelzeichnungen allesamt DIY und in Fanzine Art selbst veröffentlicht. Da die drei Hefte wegen ihrer limitierten Auflage und vermutlich auch weil sie lustig sind, schnell ausverkauft waren, sammelt der Cross Cult Verlag für alle interessierten Leser*innen nun die Barbarkulor Trilogie als niedlichen A5 Sammelband für den runden und erschwinglichen Preis von 10€.

Die Gagcomics Erzählen von der Queste des titelgebenden Heldens, der allerlei mehr oder minder aufregende Abenteuer erlebt. Also so richtig aufregend ist da eigentlich nichts. Er nervt halt manchmal Monster und ist gemein zu ihnen oder legt sich mit Zauberern und Hexen an. Was dabei aber bemerkenswert ist: Obwohl Barbarkulor wirklich ein richtiger Unsympath ist, löst er Probleme auf gewiefte Art und Weise. Eine Hexe muss nämlich nicht unbedingt mit dem magischen Schwert umgemüllert werden. Manchmal reicht es auch schon, sie einfach ein bisschen zu bequatschen und ihr ein PlayStation Spiel zu leihen.

Auf diese Art schaffen die Gags es immer wieder, etwas subversiver zu sein als erwartet, generell ist es so, dass die krakeligen Zeichnungen und der oft flache Witz bei den Lesenden bestimmte Erwartungen schüren, die aber nur teilweise erfüllt werden und wenn er es dann nicht tut, umso besser funktioniert. Dadurch wird Barbarkulor zwar nicht zu fein gearbeiteter Satire, dafür werden auch nur selten unwitzige Momente mit derben Schoten kaschiert. So bleibt der Humor immer etwas anarchisch und wenig vorhersehbar, was für mich immer mit am wichtigsten ist an solchen Gags.

Unterbrochen werden die Comics durch die obligatorischen Werbeanzeigen, Bonusgimmicks, Leser*innenbriefe und was ein cooles Comicmagazin halt sonst noch so braucht. Einige würden behaupten, diese wären wichtiger und lustiger als die eigentlichen Comics, dem kann ich so aber nicht zustimmen. Beides ergänzt sich sehr gut und beides würde für sich alleine nicht funktionieren. Zum Schluss bekommt ihr sogar noch eine Fan Art Galerie mit coolen Bildchen von feinen Menschen wie Krieg und Freitag, Sarah Burrini und Melanie Gywer. Das coolste Gimmick ist jedoch ein scanbarer QR-Code der euch zu einem Audiokommentar von Andre führt, in dem ihr einen guten, knapp einstündigen, Einblick in die Entstehung und die Gedankenwelt hinter dem dimensionsreisenden Barbaren gewährt.

Barbarkulor ist eine top Klolektüre, vor allem für Fans von Achtziger Jahre B-Movies und trashigen selbst zusammengeklebten Comicfanzines vergangener Tage. Da das Ganze dann stellenweise noch etwas cleverer ist als es zugeben mag, wird es auch nie langweilig und ist somit eine Empfehlung wert.

7,9 von 10 dicke Unken