Batman besucht den Joker in seiner Zelle im Arkham Asylum. Er will ein letztes mal versuchen, dem Joker klar zu machen, dass seine Taten Konsequenzen haben werden. Einer von ihnen wird irgendwann den anderen töten, wenn der Joker nicht schnellstens psychologische Hilfe annimmt. Doch zu diesem Gespräch soll es nicht kommen. Unklar zu welchem Zeitpunkt, ist es dem Joker gelungen zu fliehen und die Zelle mit einem Doppelgänger zu tauschen. Jetzt ist er in Freiheit und auch Batman weiß nicht, was sein nächster Plan sein wird. Lange muss Gotham aber nicht warten bis der Clown Prince of Crime wieder zu schlägt und so klingelt es eines schicksalhaften Abends an der Tür der Gordons.
Alan Moores „The Killing Joke“ aus dem Jahre 1988 ist immer ein Aspirant auf eine Topplatzierung wenn es um die besten Storys aus Gotham geht. Keine andere Geschichte hat jemals den Charakter des Jokers derartig gut aufs Papier gebracht und die Figur so nachhaltig definieren können. Auch das Verhältnis zwischen dem dunklen Ritter und seinem Erzfeind wurde selten so gut verdeutlicht.
Die, vom britischen Zeichner Brian Bolland artistisch umgesetzte, Geschichte handelt davon wie der Joker alles daran setzt, dass Wahnsinn zur alltäglichen Normalität gehört und versucht, sein „Bestes“ um Commissioner Gordon und Bruce Wayne dazu zu provozieren, ihm etwas anzutun. Sie sollen ihre Fassung verlieren, ihre Moral hinter sich lassen und somit beweisen, dass seine Taten das Werk jedes gewöhnlichen Menschen sein können. Zwischen einem normalen Leben und dem Joker steht nur ein Tag, ein Tag voller schrecklicher Dinge, die alles normale zerstören.
Hierbei wird einmal auf völlig andere Weise die Stärke von Gordon und Batman gezeigt. Es ist kein großer Kampf, der gewonnen wird, und auch kein komplizierter Detektivfall muss gelöst werden. Es geht nur darum, die Situation nicht eskalieren zu lassen und moralisch nicht korrumpiert zu werden. Gleichzeitig wird deutlich, wie sehr das Schicksal zwischen Joker und Batman miteinander verworren sind. Damit ist aber nicht die vielleicht Entstehungsgeschichte des Jokers gemeint, sondern wie die beiden Figuren sich gegenseitig brauchen, bedingen und am Ende ähnliche seelische Traumata auf gegensätzliche Weise verarbeiten. In die Normalität können sie beide nicht mehr zurück. Außerdem sollte dieser Comic ein schicksalshafter Moment für Barbara Gordon werden, der auch ihren Charakter für die nächsten Jahrzehnte definieren und formen sollte.
Wie gesagt, war Brian Bolland für das Artwork verantwortlich. Die Zeichnungen sind sehr dynamisch und vor allem bestens gealtert, die Kameraperspektiven bringen Bewegungen klar rüber und in der aktuellen Veröffentlichung von Panini bekommen wir auch endlich die neu kolorierte Fassung zu Gesicht. Brian Bolland war nämlich damals sehr unzufrieden mit der Kolorierung vom Watchmen Einfärber John Higgins, die ihm viel zu bunt geraten war. Deshalb kolorierte er zum 20. Geburtstag des Comics die gesamte Geschichte für die Deluxevariante neu. In der neuen deutschen Veröffentlichung bekommen wir zudem auch noch eine neue Übersetzung geboten, die meiner Meinung nach der alten Übersetzung in fast allen Punkten überlegen ist.
Als Bonus enthält das Trade ein Vorwort von Tim Sale, sowie ein Nachwort von Brian Bolland. Dazu kommen noch die beiden Short Storys „Die Entstehung des Jokers“ geschrieben von Mark Waid und von Brian Bolland gezeichnet und „Ein ganz normaler Typ“ ebenfalls von Brian Bolland aus „Batman Black and White #4“. Zu Letzt gibt’s noch eine Galerie von Bollands Variantcovern zu verschiedenen Batman Titeln.
Insgesamt eine vorbildliche Veröffentlichung eines unumgänglichen Klassikers. Anstatt der Vielzahl von Variant Covern hätte ich mir aber etwas spannenderes gewünscht. Vielleicht ein Bolland Interview oder auch die Booster Gold Geschichte „No Joke!“ oder die „Brave and the Bold“ Story „Ladys Night“ die sich direkt auf Killing Joke beziehen.
9 von 10 erstaunte Pinguine