Mangaka Kazuto Tatsuta muss nach einem halben Jahr seine Arbeit als Aufräumhelfer in Fukushima beenden, da er die höchst erlaubte Strahlenkonzentration in seinem Körper erreicht hat. Zurück in Tokyo beginnt er seinen Arbeitsalltag und die Erfahrungen mit seinen Mitarbeitern in einem Mangaskript zu verarbeiten. Während er darauf wartet einen neuen Job in Fukushima zu bekommen erledigt er kleine Jobs und kellnert um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Nebenbei beendet er die Arbeiten an den ersten Kapiteln seines Manga, der nach einigen Rückschlägen im Morning Magazin ein Zuhause findet.
In in den ersten Bänden von „Reaktor 1F“ drehte sich alles um die alltäglichen Aufräumarbeiten an den Kazuto beteiligt war. Der dritte Band wird deutlich persönlicher, indem uns der Mangaka auch die Zeit zwischen zwei Jobs in Fukushima zeigt und uns an der Erstellung des Manga teilhaben lässt.
Anstatt also akribisch genau festgehaltene Arbeitsschritte aus der Reaktor Ruine wird der Manga hier etwas leichtverdaulicher als die beiden vorherigen Bände. Als eine Mischung aus Alltagsdokumentation und Slice of Life. Erst die zweite Hälfte spielt wieder in Fukushima und befasst sich direkt mit den Konsequenzen der Katastrophe. Dabei werden erneut sehr detailliert einzelne Arbeitsschritte bei den Aufräumarbeiten erläutert und nebenher noch ein wenig über den Alltag zwischen den Arbeitern gesprochen.
Letzteres lockert wiederum den etwas trockenen Erzählstil auf, der dennoch immer pointiert daherkommt. Am interessantesten ist hierbei weiterhin Kazutos nüchternes herangehen an die Katastrophe. Er verharmlost dabei nicht das Geschehene, schlachtet es aber auch nicht melodramatisch für besseres Verkaufszahlen seines Manga aus. Er versucht die Zeit nach der Katastrophe so faktisch wie möglich wiederzugeben und zwar nicht ohne immer wieder zu bemerken, dass seine Ansicht auf das Thema ein subjektiver, kleiner Ausschnitt von etwas sehr komplexen ist.
Neu war hingegen wie der Künstler hier sein normales Leben erzählt abseits seiner ungewöhnlichen Arbeit. Ein spannendes Portrait zwischen einem sehr harten Job im zerstörten Kraftwerk und irgendwelchen Gelegenheitsarbeiten, immer pleite aber einen Bestseller Manga in Arbeit der alles ändern könnte. Bringt der Erzählung ein heiteres, leicht melancholisches neues Element, dass diesen Band etwas vergnüglicher gestaltet.
Die Zeichnungen sind in einem klassischen realistischen Mangastil gehalten, der teilweise durch etwas überzeichnete lustige Momente ergänzt wird. Um Wissen zu vermitteln wechselt er aber auch zu einem dokumentarischen Lehrbuchstil, der detailliert und ausführlich die Funktion von Maschinen und Arbeitsschritten erklärt.
Falls ihr also einen ungewöhnlichen, nüchternen und vor allem ausgiebigen Einblick in die Aufräumarbeiten in Fukushima bekommen wollt ist dieser Manga ein sehr wertvolles Lesewerk. Ein großes Drama und plakative Statements bleiben hier dafür aus. Sensationen findet ihr hier nicht, dafür die Erkenntnis, dass selbst das Aufräumen nach einem atomaren Unglück für die Beteiligten schnell zu gewöhnlichem Alltagsgeschehen werden kann. Erschreckend und zeitgleich sehr menschlich.
8 von 10 Ganzkörperscanner