A.O.T. 2 (Koch Media) [PS4]
Die Menschheit war einst Herrscher über
ihre eigene Welt. Niemand konnte ihnen etwas antun und sie lebten in
Freiheit und Wohlstand. Über Nacht endete dies aber sehr abrupt und
für alle Zeit. Aus dem Nichts tauchten plötzlich Titans auf. Dabei
handelt es sich um meist circa 15 Meter große, menschenähnliche
Monstren. Ihr einziges Ziel scheint es zu sein Menschen zu fressen.
Alle anderen Lebewesen lassen sie in Frieden und selbst ohne Nahrung
kommen sie gut klar. Sie wollen also wirklich nur Menschen fressen,
keinen anderen Sinn hat ihr Dasein. Es dauerte nicht lange bis die
Menschheit fast vollkommen ausgerottet wurde. Seit über 100 Jahren
haben sich die letzten Überlebenden in ihre letzte Stadt
zurückgezogen. Dort lebten sie bis vor kurzem ziemlich sicher hinter
einigen 50 Meter hohen Schutzmauern. Jedenfalls solange bis ein Titan
auftauchte der selbst genauso groß war. Er trat die Mauer ein,
wodurch die Titans den äußersten Verteidigungsring vollkommen
einnehmen konnten.
Wie ihr schon bemerkt habt ist die
Story der zweiten Videospieladaption der Attack on Titan Animeserie
altbekannt. Doch während ihr im ersten Game von 2016 nur die erste
Staffel nachspielen durftet, könnt ihr euch in der Fortsetzung in 27
Missionen durch die Titan Horden der ersten und der zweiten Staffel
schneiden. Gut also falls ihr den ersten, eher schwachen Teil
verpasst habt, wenn nicht ist es aber etwas nervig und langweilig
sich erneut durch die erste Staffel zu kämpfen. Als Protagonist
fungiert dabei jedoch nicht der allen bekannte Eren Jäger oder
andere bekannte Gesichter. Stattdessen dürft ihr in einem relativ
umfangreichen Charakter-Editor eure eigene Spielfigur kreieren. Auf
die bekannten Figuren müsst ihr dennoch nicht verzichten, da eure
Figur, abgetrieben von Erins bewegender Rede als er in seiner
Kindheit seine Eltern durch die Titans verlor, ebenso wie die
bekannten Held*innen Teil der 104. Trainingseinheit wird. Nach dem
Training kämpft ihr also die bekannten Schlachtender Serie nach,
immer mit den bekannten Charakteren an eurer Seite. Nicht unbedingt
originell, aber eine einfache Idee um einen selbst kreierten
Charakter in die Geschichte einzufügen.
Spielerisch ist A.O.T. 2 eines der
weniges Games, die zwar grundlegend sehr ähnlich sind, sich etwas
von Koei Tecmos gewohntem „Warriors“ Gameplay unterscheiden. Es
gilt hier keine gigantischen Schlachten zu gewinnen in denen ihr
alleine unzählige Armeen besiegt, sondern diesmal seid ihr mit eurem
Team meist in der Überzahl. Mit dem 3D-Mannöver Apparat könnt ihr
mithilfe eurer Enterhaken quer durch die Gegend fliegen, jedenfalls
solange es etwas gibt an dem ihr euch festhalten könnt. Das
funktioniert nach kurzer Eingewöhnungszeit sogar ziemlich gut und
allein diese Art der Fortbewegung sorgt schon für einige spaßige
Momente. Besser haben auch die bisherigen Spider-Man Games diese Art
der Fortbewegung nicht umsetzen können. Erschwert wird diese Art der
Fortbewegung durch die Zerstörungswut der Titans. Legen diese
nämlich erst mal die gesamte Stadt in Schutt und Asche, bleiben euch
nur wenige Gelegenheiten um euch irgendwo einzuhaken. Für solche
Momente steht euch allerdings auch ein treues Pferd (Pferde sind in
Videospielen immer treu) zur Seite. Kombiniert mit dem 3D-Mannöver
Apparat können aus dem Ritt besonders coole Moves vollbracht werden.
Um gegen die Titans zu kämpfen müssen
diese Anvisiert werden und auf Knopfdruck wird dann eine
Homing-Attack gestartet. Ihr müsst dabei auf den richtigen
Angriffswinkel achten, das Timing für die Attacke ist auch wichtig
und außerdem müsst ihr mit genügend Schwung bei den Titans
ankommen ansonsten könnt ihr sie nur leicht verletzen. Habt ihr
erfolgreich den Nacken eines Titans durchtrennt ist er besiegt.
Einige, abnorme, Titans können jedoch nicht sofort erledigt werden.
Bei ihnen muss ihr zuerst Schwachpunkte treffen oder Gliedmaßen
abtrennen. Taktisch erwartet das Spiel dabei relativ wenig von euch,
wichtig ist es vor allem in späteren Aufträgen jedoch eure Route
gut zu planen um keine Zeit zu verschwenden und somit Nebenmissionen
in Gefahr zu bringen. Wichtiger ist es sich schnell und fehlerfrei
fortzubewegen und die Titans in möglichst rasanter Art ohne große
Pausen hintereinander zu besiegen. Dabei wird das zuerst etwas
sperrige Kampfsystem mit wachsender Erfahrung immer spaßiger. Schade
nur, dass die KI der Titans nicht die beste ist und sie somit nur
selten eine wirkliche Gefahr für erfahrenere Spieler*innen
darstellen werden, wenn sie nicht gerade mal in die falsche Richtung
laufen oder sich an Häuserecken verheddern. Etwas mehr taktischen
Tiefgang bekommt das Spiel durch Versorgungs- und Verteidigungstürme
verschiedenster Arten, die ihr mit, aus Nebenmissionen, erworbenen
Punkten wiederaufbauen könnt.
Wenn ihr euch nicht auf die
KI-gesteuerten Mistreiter*innen verlassen könnt, die jedoch meist
hilfreich sind und coole Kombinationsangriffe ermöglichen, könnt
ihr auch online mit menschlichen Mitspieler*innen in die Schlacht
ziehen. Sehr spaßig, macht das Spiel aber teilweise zu leicht und
ist eine entspannte Gelegenheit um Items und Geld zu farmen, dass ihr
wiederum für neue Ausrüstungsgegenstände und deren Verbesserung
braucht. Zur Zeit hat der Online Mode noch einige Slowdowns, ist
bisher jedoch stabil und verlässlich gelaufen. Auch online spielbar
sind die Aufklärungsmissionen, die es euch erlauben mit knapp 40 aus
der Serie bekannten Charakteren zu spielen.
Zwischen den Missionen bewegt ihr euch
frei durch die Bezirke hinter den Mauern. Dort könnt ihr eure
Ausrüstung ändern, aufleveln und vor allem mit den anderen Figuren
ins Gespräch kommen. In den Multiple-Choice-Gesprächen könnt ihr
euer Freundschaftslevel mit den anderen erhöhen und dabei
Freundschaftsevents (kleine Cutscenes, die einen tieferen Einblick in
die Charaktere schaffen) und dabei neue passive und aktive Skills
freischalten, die teilweise das Spiel grundlegend verändern können.
Ein kleines Manko an den Gesprächen sind die sehr eindeutigen
Antworten und alles was nicht 100% positiv und schmeichelnd ist, wird
von den Charakteren nur sehr selten als positiv wahrgenommen, was die
verschiedenen Gesprächsmöglichkeiten manchmal etwas sinnlos
erscheinen lässt.
Grafisch umgesetzt wurde das Spiel in
einem hübschen Cel Shading Look, der den Stil der Serie perfekt
einfängt. Vor allem die Titans sowie die Hauptcharaktere sehen
verdammt gut aus. Die Nebenfiguren hingegen sind teilweise etwas
spärlich animiert und auch die Level sind zwar insgesamt hübsch
anzusehen haben aber mit Framerateeinbrüchen und Pop Ups zu kämpfen.
Am Sound gibt es absolut nichts zu kritisieren. Der Soundtrack ist
schön und kraftvoll, die Soundkulisse ebenso und für die japanische
Synchronisation konnten sogar die Originalsprecher*innen der
Animeserie verpflichtet werden.
Nach dem schwächelnden Erstling, der
wohl vor allem nur die obsessiveren Fans der Serie begeistern konnte,
wird mit A.O.T. 2 eine starke Fortsetzung nachgelegt, die deutlich
macht, dass die Entwickler*innen aus ihren Fehlern gelernt haben. Vor
allem die frustrierenden Kameraprobleme gehören der Vergangenheit an
und insgesamt wirkt der zweite Teil durchdachter und mehr aufs nötige
fokusiert. Gamer die zugleich auch Fans des Anime sind, sollten
unbedingt mal reinschauen, aber im Vergleich zu seinem Vorgänger ist
A.O.T. 2 auch gut genug um für sich alleine stehen zu können und
auch Fans außerhalb der Anime Community zu finden.
7,8 von 10 deutliche Ansagen