Montag, 2. April 2018

Yakuza 6: The Song of Life (Koch Media) [PS4]


Yakuza 6: The Song of Life (Koch Media) [PS4]

Nach den Ereignissen von „Yakuza 5“ stellt Kazuma Kiryu sich freiwillig der Polizei. Obwohl ein guter Anwalt ihn aus der Geschichte herausbekommen könnte, nimmt er die dreijährige Gefängnisstrafe an. So hofft er, seine kriminelle Vergangenheit und die Yakuza endgültig hinter sich zu lassen. Denn nur so können seine Kinder des Morning Glory Waisenhauses in eine unbeschwerte Zukunft schauen. Während seiner Abwesenheit soll sich eigentlich seine Ziehtochter Haruka Sawamura, die gerade erst ihre Karriere als Idol beendet hat, um die Kinder kümmern. Als sie jedoch bemerkt, dass ihre Berühmtheit die Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht hat, dass das Waisenhaus ehemalige Verbindungen zu den Yakuza hat, verlässt sie die Kids. Als Kiryu dann endlich freikommt macht er sich natürlich auf die Suche nach Haruka und wird auch tatsächlich in Kamurucho fündig. Allerdings nur weil Haruka überfahren wurde und nun im Koma liegt. Nichts lässt darauf schließen wer oder warum die unbekannte Person versucht hat sie zu töten. Nur ein Baby und ein Foto das Haruka in dem Fischerdorf Onomichi Jingaicho aufgenommen hat, geben Hinweise darauf was die letzten Jahre geschehen ist.

2006 erschien Yakuza in Europa für die PS2. Für mich eine lange herbeigesehnte Angelegenheit. Schließlich fieberte ich zu diesem Zeitpunkt nach irgendwas, was meinen Abenteuern in Shenmue auf der Dreamcast nahekommen könnten. Was damals noch als Notnagel erschien um die Lücke eines anderen Franchises zu füllen ist mittlerweile ein wichtiger Teil von mir geworden. Egal wie cheesy das jetzt klingt. Nach 16 Jahren und sechs Teilen der Hauptreihe und einigen Spin-Offs sind mir Charaktere wie Kiryu, Haruka, Date und natürlich Majima sehr ans Herz gewachsen. Wie sehr viel mir erst auf, als ich merkte dass ich in den letzten Kapiteln von „The Song of Life“ angekommen war.

Dieser Teil soll der letzte Teil mit Kiryu in der Hauptrolle sein und daher wird mit diesem Spiel noch einmal alles zelebriert, was für die Reihe wichtig war. Plötzlich merke ich, wie ich mich doch wieder mehr auf die Substories und Minispiele konzentriere. Merke, wie ich mich davor drücke, den letzten Bosskampf zu starten. Da ist plötzlich die Angst, dass es bald zu Ende ist. Nie hätte ich gedacht, dass eine Reihe, die sich so sehr auf einen extrem albernen Humor verlässt, mich emotional so erwischen könnte. Der Grund dafür sind ganz klar die tollen, überlebensgroßen Charaktere. Nie hat Kiryu sich davon abhalten lassen, einen Hund zu füttern oder einer Domina zu helfen, die Probleme mit einem Kunden hatte. Da musste sein Geschäft mit dem Schutzgeld mal etwas warten. Selten war eine Spielfigur menschlicher als der Drache vom Tojo-Clan.

Um seine Geschichte zu einem zufriedenstellenden Ende zu bringen, hat SEGA das Gameplay mächtig ausgemistet und einiges vereinfacht. Das Kampfsystem hat viele Funktionen verloren, Erfahrungspunkte können leichter und mit wirklichen allem, vom Dart spielen, über essen bis hin zu Nebenmissionen erspielt werden. Auch gibt es weniger Nebenmissionen, die leichter zu entdecken sind, die dafür aber bessere Storys erzählen und sich nicht so oft wiederholen. Kampf und Stadterkundung gehen dank der neuen Dragon Engine nahtlos ineinander über und generell wirkt alles durchdachter und vor allem für neue Spieler*innen nicht mehr so abschreckend überladen. Insgesamt alles einfacher, weniger, dafür aber quantitativ besser.

Spannend, wie somit Kiryus letztes Abenteuer für viele das erste sein wird und auch daran haben die Entwickler*innen gedacht. So einfach wie dieses Mal war es nämlich noch nie in die Story einzusteigen. Das Spiel bietet euch nicht nur Zusammenfassungen aller vorherigen Teile, sondern führt die wichtigen Figuren so ein, dass die Geschehnisse leicht verständlich sind. Außerdem wurde auch hier viel Ballast abgeworfen und Charaktere aus der Story geschrieben, die nicht viel zum Ganzen beitragen könnten. Trotzdem halten aber vor allem die Substories viele bekannte Gesichter bereit und bieten euch teilweise sehr gut versteckte Anspielungen auf Vergangenes.

Es wurde aber nicht nur Content gestrichen, sondern es gibt auch eine gern gesehene Neuerung. Mit dem kleinen Ort Onomichi Jingaicho in der Präfektur Hiroshima, übrigens dem Geburtsort des Mangaka Kaiji Kawaguchi, bekommt ihr einen neuen Ort mit neuen Minispielen, wie zum Beispiel Speerfischen, neue Restaurants und generell ein neues Setting, dass im Vergleich zum tokyoter Rotlichtbezirks eine spannende Ergänzung darstellt. In Onomichi kommt dann wieder ein altes Yakuza Gefühl auf. Spielerisch entdecken wir eine neue Stadt und die eigentliche Mission gerät in den Hintergrund. Auch gerade dieser touristische Aspekt der Spielereihe verdient etwas Aufmerksamkeit, es bringt nämlich verdammt viel Spaß, die liebe voll detaillierten Orte zu erkunden. Vor allem wenn man sich danach die realen Vorlagen davon anschaut und viele Gebäude und Orte wiedererkennen kann.

Neu ist auch der Clan Battle Modus, der es euch erlaubt, einen eigenen Clan aufzubauen. Dazu muss Kiryu Gangster rekrutieren und ausbilden, die dann in einem simplen, aber spaßigen Strategiespiel feindliche Clans attackieren. Dabei ist es auch möglich, dass ihr mit eurem Clan online gegen andere Spieler*innen antretet.

Yakuza 6 ist leicht zugänglich, hält aber auch für langjährige Fans tolle Momente bereit. Es ist mit Sicherheit der am meisten erzählerisch fokussierte Teil der Reihe. Trotzdem fehlt es nicht an den beliebten absurd humoristischen Momenten. Grafisch ist das Spiel dank der neuen Dragon Engine noch mal sehr viel attraktiver geworden, auch wenn dafür der Umfang etwas geschrumpft ist. Beim Spielen stellt sich dabei aber heraus, dass es eine gute Entscheidung war, da das Spiel somit auch einige ihrer Längen verloren hat und insgesamt straffer unterhalten kann. Auf viele Nebenmissionen, Minigames und sogar komplette SEGA Klassiker wie Puyo Puyo, Fantasy Zone, Virtua Fighter 5, Super Hang-On und Space Harrier muss trotzdem niemand verzichten. Insgesamt kann Yakuza 6 somit mindestens 30 Stunden unterhalten. Wer wirklich jedes Detail sehen möchte ist ja nach Spieltempo wohl zwischen 50 und 70 Stunden beschäftigt.

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