Usagi Yojimbo #1 – Der
Ronin (Dantes Verlag)
Einst verlor der
gewissenhafte Yojimbo Miyamoto Usagi seinen Meister, den Fürsten
Mifune, in der schrecklichen Schlacht von Adachigahara. Als
Ronin reist Usagi nun durch das Land auf der Suche nach dem Fürsten
Hikiji, der für den Tod seines Meisters verantwortlich ist. Seine
Rache muss jedoch warten, denn, der Weg des Samurais mit den großen
Löffeln ist von Gefahren und Abenteuern gesäumt. So kämpft er
gegen ein finsteres Monster, lernt den Kopfgeldjäger Gen kennen und
beschützt gemeinsam mit der Katze Tomoe, den jungen Fürsten
Noriyuki. Zuletzt will er auch in sein Heimatdorf zurückkehren, doch
selbst dort drohen ihm Gefahren.
Zurück ins Jahr 1984! Stan Sakai veröffentlicht seine erste Usagi Yokjimbo Kurzgeschichte. Ästhetisch gibt es deutliche Parallelen zu den Original Teenage Mutant Ninja Turtles. Beides hat einen grimmigen Indiestil ohne Farben, beides handelt von anthropomorphen Tieren, die fernöstliche Kampfkunst betreiben. Doch anstatt in unserer Zeit New York unsicher zu machen, lebt Miyamoto Usagi in einer fiktiven Alternativwelt Japans zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert. Die hier erwähnte Schlacht von Adachigahara ist direkt von der realen Schlacht in Sekigahara inspiriert, genauso wie fast alle Charaktere auf realen Personen, japanischen Legenden oder Filmen basieren.
Aus all seinen Einflüssen
und Ideengeber*innen hat Sakai sich einen wunderbaren Eintopf aus
spannenden Samurai und Ninja Geschichten gebastelt. Vielleicht mag es
auf den ersten Blick merkwürdig wirken, vor allem wenn Samurai Hase
auf Ninja Maulwürfe trifft, während kleine Dinos am Rand umher
tollen. Trotzdem gibt es wohl nur sehr wenige Comics, die es
geschafft haben, ein derartig stimmiges Bild des feudalen Japans
abzugeben. Schon in den frühen Geschichten wird Usagis Charakter
sehr schnell etabliert und auch einige der wichtigsten Charaktere
werden vorgestellt. Mit „Kopfgeldjäger“ und „Heimkehr“ sind
auch schon die ersten längeren Geschichten unter diesen 10
Kurzgeschichten vertreten, in denen die Qualitäten von Sakais
Writing noch besser durchscheinen. Wobei die kürzeren Geschichten
immer eine nette Abwechslung darstellen und auch mal den Raum für
etwas weniger ernste Momente bieten.
Genauso ist ebenso das
Artwork wunderbar gealtert und kann heute noch genauso begeistern wie
vor 30 Jahren. Besonders die schonungslos in Szene gesetzte
Kampfsequenz aus „Einsamer Hase mit Kind“ ist eine perfekte
Hommage auf all die alten japanischen Samuraifilme, die wir als
Kinder so liebten. Sakai findet in seinen Zeichnungen eine gute
Mischung aus Ernsthaftigkeit, Humor, fantastischen Elementen und
blutiger Action. Sieht oft cool aus, aber ohne es darauf anzulegen
und hat zu jeder Zeit einen ganz eigenen Charme.
Falls ihr also die
Anfangstage von Usagi noch nie gelesen habt, ist dieser Sammelband
aus Dantes Verlag eine perfekte Einstiegsmöglichkeit. Als Bonus
enthält der Band noch eine kleine Covergalerie.
8,7 von 10 lästige Pferde