Die Frau die singt -
Incendies (2010)
Nach dem Tod ihrer Mutter
werden Zwillinge Jeanne (Mélissa Désormeaux-Poulin) und Simon
(Maxim Gaudette) mit ihrem ungewöhnlichen letzten Willen
konfrontiert. Sie bekommen zwei Briefumschläge die sie ihrem
verstorben geglaubten Vater und ihrem unbekannten Bruder überreichen
sollen. Ohne ihren Bruder und ganz allein macht sich Jeanne auf die
Suche nach der Vergangenheit ihrer Mutter. Sie reist in das nicht
näher genannte nordafrikanische Geburtsland ihrer Mutter, wo die
Vergangenheit nur schwer zu entwirren ist, da die meisten Spuren vom
jahrelangen Bürgerkrieg zerstört wurden.
Mit „Incendies“ gelang
es dem kanadischen Regisseur Denis Villeneuve (Arrival) erstmals eine
große internationale Aufmerksamkeit für einen seiner Filme zu
erlangen. Sogar für eine Oscar Nominierung reichte es. Schaut man
Indencies, verwundert die Nominierung auch nicht gerade. Villeneuve
versteht es Dramaturgie und Symbolismus zu einem Bedeutsamen zu
kombinieren. Das wirkt zwar oftmals sehr gewollt und etwas zu bemüht
kann insgesamt aber durchaus bewegen. In seinem künstlerischen Eifer
trägt er dabei gerade im Finale zu dick auf, was aber letztlich
nicht unbedingt sehr stört. Eine subtilere Herangehensweise wäre
manchmal dennoch schöner gewesen. Letztlich ist es aber wohl das unangenehm moralisierende Ende, dass sowohl der ausschlaggebende Punkt für die Oscar Nominierung des Films war, aber auch für mich der Grund warum er am Ende stark hinter seinen Möglichkeiten zurück bleibt.
Insgesamt sind die
Castingentscheidungen des Regisseurs ziemlich gut, gerade Mélissa
Désormeaux-Poulin und Lubna Azabal gehen glaubhaft als Mutter und
Tochter durch und spielen beide immerzu überzeugend ihre Rollen.
Lediglich Maxim Gaudette ist eine sehr unglückliche Wahl. Gaudette,
vor allem als der Killer aus Villeneuves vorherigen Film
„Polytechnique“ bekannt, ist zwar ein durchaus guter
Schauspieler, aber als Kind zweier nordafrikanischer Eltern geht er
ganz sicher nicht durch. Wodurch hier durchaus gerechtfertigt der
Vorwurf von Whitewashing aufkommen kann.
Ansonsten handelt es sich um
einen, in allen Belangen soliden Film. Die Geschichte wird kompetent
erzählt und schlängelt sich durch verschiedene Perspektiven und
Chronologien und verbindet am Ende viele Schicksale zu einem, zwar
etwas unglaubwürdigen, aber dennoch funktionierenden Twist. Die
Kameraarbeit ist nicht herausragend aber besonders genug um im
Gedächtnis zu bleiben und vor allem in den kleinen Rollen können
viele unbekannte Darsteller*innen ihr können beweisen.
„Incendies“ ist ein
starker Film, der zwar unter seiner eigenen Bedeutsamkeit leidet,
aber insgesamt auf intelligente Weise unterhalten kann. Die
Thematisierung von Bürgerkrieg, die nüchterne und erschreckende
Darstellung von Gewalt ist respektvoll und dient nicht auf
reißerische Weise zum erzählen der Geschichte.
7 von 10 Mathehausaufgaben