Dienstag, 1. Oktober 2019

Unruhige Geister und stille Gefährten (Carlsen Manga)


Unruhige Geister und stille Gefährten (Carlsen Manga)

Ohne irgendwelche Erinnerungen wacht ein junger Mann an einem ihm unbekannten Strand auf. Eine Familie rettet ihn und nimmt ihn bei sich auf. Ein Amerikanischer Schriftsteller, der im Japan des 18. Jahrhunderts lebt, verliert sich immer wieder in unvollendeten Geschichten. Kinder müssen einen heiligen Salamander aus der Gefangenschaft befreien und am Ende führt ein Feuerwerk einen Mann in eine überaus surreale und gefährliche Situation.


Menschen aus der Zukunft, ein Leuchtturm, fremde Geister in einer Teetasse. Jiro Taniguchi kreierte immer wieder einmalige Geschichten, die zum Träumen, entspannen und nachdenken anregen. Mal erzählt er philosophisch, mal ganz ohne Worte, aber auch klassische Fantasy, Märchen und Science-Fiction Motive dürfen von ihm erwartet werden. Am Ende bleibt jedenfalls immer eine lohnenswerte Erfahrung zurück, auch wenn nicht jede seiner Geschichte den Geschmack aller Leser*innen treffen kann.

Die erste Geschichte „Aus einer anderen Welt“ ist eine emotionale Familiengeschichte mit Science-Fiction Nuancen. Ursprünglich im französischen Sammelband „La villa sur la falaise“ erschienen, liest sich diese Kurzgeschichte in der westlichen Leserichtung. Prägend ist hier Taniguchis fabelhaftes Gespür für Timing und die wunderschönen Naturzeichnungen, die eine träumerische Atmosphäre erzeugen.

Highlight dieses Bands ist für mich der darauf folgende Zweiteiler „An einem unbekannten Ort“. Es handelt sich dabei um eine Adaption einer Erzählung des US-amerikanischen Schriftstellers Lafcadio Hearn. Auch hier kommen Taniguchis träumerischen Künste zum Tragen, ebenso bieten diese Geschichten nachdenkliche Momente, wie auch einige fantastische Elemente.

„Der magische Berg“ ist ein zwei Kapitel umfassender Jugendmanga aus dem Young Jump Magazine. Eine wunderbare Geschichte die Abenteuer und eine ökologische Botschaft kombiniert und ohne größere Änderungen genau so von Studio Ghibli verfilmt werden könnte.

Abgeschlossen wird der Band durch „Die Begleiterin“. Dabei handelt es sich um eine Adaption der Geschichte „Schattenreich“ von Hayakken Uchida. Leider konnte Taniguchi die Geschichte vor seinem Tod nicht mehr beenden. Daher sind die ersten Seiten zwar fertigen, die letzten hingegen existieren lediglich als Skizzen und Rohfassungen. Trotzdem eine effektive und unheimliche Erzählung.

Zwischen den einzelnen Geschichten bekommt ihr weiteres Bonusmaterial aus den Archiven geboten. Darunter ist Taniguchis Essay „Mein Frankreich“, einige ausgewählte Zeichnungen aus seinem letzten Notizbuch und Hintergrundinformationen zu „Die Begleiterin“.

Aufgrund der eher ungewöhnlichen Zusammenstellung, die vor allem die letzten, hier bisher unveröffentlichten Highlights und vergessenes sowie unvollendetes Vereint, handelt es sich bei „Unruhige Geister und Stille Gefährten“ sicherlich nicht um einen guten Einstieg in Taniguchis Arbeiten. Neue Fans sollten sich also zuerst an seine bekannteren Werke halten. Für alle, die aber einfach nicht genug von diesem zurecht gefeierten Mangaka bekommen können ist es eine schöne Sammlung seltener Geschichten.

8 von 10 magische Salamander