Der genervte Vater David Bower (Ian Patrick Williams), seine zweite und sehr reiche Ehefrau Rosemary (Carolyn Purdy-Gordon) und seine fantasievolle, kleine Tochter Judy (Carrie Lorraine) fahren mit dem Auto in den Urlaub. Auf dem Weg dorthin bleibt ihr Auto während eines Sturms liegen und sie machen sich zu Fuß auf die Suche nach einem Unterschlupf für die Nacht. Dabei entdecken sie das alte Herrenhaus des Spielzeugmachers Gabriel Hartwicke (Guy Rolfe) und dessen Frau Hilary (Hilary Mason), wo sie erstmal unter kommen dürfen. Etwas später stoßen noch der kindliche Ralph (Stephen Lee) und zwei Anhalterinnen zur Gruppe hinzu, die er mitgenommen hat. Als die beiden Mädchen nachts versuchen den Spielzeugmacher zu bestehlen, bemerken sie, dass etwas nicht stimmt. Zu spät, denn schon werden sie Opfer der Puppen, die scheinbar ein gefährliches Eigenleben führen.
Nach seinen ersten Werken „Der Re-Animator“ (1985) und „From Beyond - Aliens des Grauens“ (1986) erwarteten Horrorfreaks Großes von Regisseur Stuart Gordon. Gerade weil er in letzterem bis ziemlich an die Grenze von dem gegangen ist, was man im Mainstream-Horror machen konnte. Würde sein nächstes Werk noch fieseren Humor haben? Oder noch heftigere Effekte? Und welchen Lovecraft Stoff würde er wohl als nächstes adaptieren? Und was war? Nichts in der Richtung. Ein Jahr nach den Aliens des Grauens enterten seine Dolls die Kinoleinwand. Eine fantasievolle Horrorkomödie mit sehr kindlichem Charme, die mich nicht gerade wenig an Gremlins oder die Critters Filme erinnert, was nicht zu sehr verwundert, wenn man weiß, dass „Dolls“ Drehbuchautor Ed Naha unter anderem auch der Autor von „Troll“ (1986) war. Viele waren wohl enttäuscht davon, wie brav dieser Film geworden ist, wie kindlich und sehr nostalgisch anmutend. Auch ich habe Dolls deshalb nie wirklich beachtet, obwohl ich noch aus meiner Kindheit wusste, dass der Film gar nicht mal so schlecht war.
Ein großer Fehler. Ja, „Dolls“ ist etwas angestaubt und war es wohl auch schon zu Release. Besonders blutig oder eklig ist der Film auch nicht, obwohl es in dem Bereich schon ein paar nette Ideen gibt und auch der Humor ist nicht gerade gewagt. Ist aber alles egal, da der kindliche Charme sehr erfrischend ist und die Botschaft doch sehr schön ist, schließlich überleben nur die, die sich ein kindliches Gemüt erhalten haben und noch nicht zu verbittert sind. Zu den Puppen gibt es später im Film einen netten Twist, der ganz cool kommt. Das kleine Mädchen hat auch eine nette Tagträumerei (unfassbar lustig) und ihre ätzenden Eltern bekommen, was sie verdienen. Dabei kann besonders Carolyn Purdy-Gordon (Robot Jox - Die Schlacht der Stahlgiganten, 1989) sehr in ihrer nervtötenden Rolle brillieren. Schade, dass sie außerhalb der Filme ihres Ehemanns, Stuart Gordon, nur wenig Auftritte hatte.
Die Puppen sehen cool aus, teilweise werden sie von Puppenspieler*innen bedient, was leider manchmal etwas zu sehr bemerkbar ist, andere Puppen werden durch Stop Motion zum Leben erweckt, was hier eigentlich immer gut und überzeugend aussieht. Wer also etwas mit beinahe noch kindgerechten etwas märchenhaften Horrorfilmen mit einem gewissen Sinn für Humor anfangen kann, ist hier genau richtig. Vielleicht nicht Gordons schlagkräftigster Film, aber trotzdem viel zu wenig beachtet.
Das neue „Dolls“ Mediabook aus dem Hause Koch Media bringt den Film technisch gut ins HD-Zeitalter. Auch Bonusmaterial darf dabei nicht fehlen. Sehr schön ist die halbstündige Minidoku „Toys of Terror“, eine Retrospektive zum Film. Zudem bekommt ihr auch einen Storyboard / Film-Vergleich, den englischen Trailer und eine Bildergalerie. Hinzu kommen dann noch zwei Audiokommentare. Einer mit Regisseur Stuart Gordon & Drehbuchautor Ed Naha und einer mit den Darsteller*innen Carolyn Purdy-Gordon, Ian Patrick Williams, Stephen Lee und Carrie Lorraine.
7 von 10 beschämte Teddys