Ein junger Künstler entdeckt im Nachlass seiner verstorbenen Mutter einen Stapel selbst gezeichneter Postkarten und einige Fotos. Die Fotografien zeigen allesamt Aufnahmen aus Venedig auf denen immer wieder Personen abgebildet sind, die ihr für seine Mutter im kindlichen Alter und seine Großeltern hält. Um das Geheimnis um seinen Großvater zu lüften reist er nach Italien um die von seinem Vorfahren fotografierten und gemalten Orte zu besuchen und somit vielleicht etwas über seinen Großvater zu lernen.
Am 11. Februar 2017 ist Jiro Taniguchi im Alter von nur 69 Jahren viel zu früh verstorben. Seine leise und bescheidene Art, mit der er für uns immer wieder neue mitreißende Geschichten erschuf war einmalig und wird eine große Lücke in der Mangaszene hinterlassen. Danke für die vielen schönen Momente!
Venedig ist nun der erste seiner Manga, der posthum bei uns erscheint. Eine Geschichte für die Taniguchi schon 2001 mit der Recherche begann und die er dann erst 2014 nach weiteren Venedig Besuchen fertiggestellt hat. Selbst für Taniguchis Schaffen handelt es sich bei dieser Geschichte um etwas ganz spezielles. Zuerst wäre da das ungewöhnliche längliche Format von 29,00 x 19,90 cm. Außerdem kommt dieser Manga komplett ohne Sprechblasen aus (abgesehen von dem „Miau“ einer Katze). Stattdessen werden die wenigen vorhandenen Texte in Textblöcken an den Rand der Zeichnungen gestellt. Zudem sind hier noch alle Seiten koloriert, wodurch Taniguchis Artwork noch einmal eine gänzlich neue Wärme verliehen wird.
Die Geschichte selbst ist wie die meisten aus seiner Feder leise, langsam, einfühsam, emotional und frei von Action, plakativen Darstellungen oder sonstiger Manga Klischees. Stattdessen begleiten wir einen Mann auf der Suche nach seinen Vorfahren. Dabei entdecken wir gemeinsam mit ihm immer mehr Orte in Venedig, die stets in wunderschönen Szenen bebildert werden. Jedes Panel schafft es auf verblüffende Art und Weise das vibrierende Leben der Stadt einzufangen. Dabei ist es stets leicht sich in die warmen hellen Farben zu verlieben oder in die vielen malerischen Details die es auf jeder Seite zu entdecken gilt.
Die Story ist sicherlich nicht die mitreissendste, die Taniguchi je geschrieben hat, jedoch kommt auch hier zu keiner Zeit langeweile auf. Im Gegensatz zu seinen anderen Manga würde ich diesen hier aber sicherlich nur wegen des tollen Artworks noch mal herausholen, da die Story nicht wirklich nochmals erlebt werden muss. Das Buch deshalb aber als Artbook zu betiteln wäre trotzdem zu kritisch.
Neben der Geschichte enthalten die 144 Seiten noch ein paar Worte zu Taniguchi und der Entstehungsgeschichte von „Venedig“. Außerdem gibt es noch eine Referenzliste, die erklärt welche Orte dargestellt wurden.
8 von 10 ungewöhnliche Zahlungsmittel