In den tausendjährigen Hallen der Astral-Akademie bereiten sich die jungen Hexen und Zauberer auf eine weitere Prüfung, auf ihrem langen und beschwerlichen Weg zu magischer Perfektion vor, als eine Explosion in der Halle der Neun Pergamente ein Loch in den Turm der Akademie reißt und das so sorgfältig gesammelte Wissen in alle Himmelsrichtungen verstreut.
Das ist der kurze Rahmen der Handlung, die euch in „Nine Parchments“ auf die lange Reise in eine unbekannte Welt entlässt um eben jene magischen Schriften zurück zu bringen und dabei zu gleich eure Fähigkeiten zu verbessern. Ohne Intro-Sequenz beginnt das Spiel direkt mit dem Epilog innerhalb der Akademie, in dem euch die ersten Schritte des Spiels mit Texten aus verteilten Schriftrollen näher gebracht werden. Mit dem linken Anlogstick bewegt ihr euch durch die aus isometrischer Perspektive betrachtet Welt, mit fester Kamerapostion. Der rechte Stick dient zum ändern der Blickrichtung eures Charakters und somit dem Zielen. Ein Knopf zum Springen, einer fürs Inventar, sowie die Schultertasten für den Nahkampf oder zum Wirken von Zaubern. Letztere sind in „Nine Parchments“ das zentrale Mittel der Wahl gegen allerhand fiese Monster.
Ihr starten je nach Wahl mit einem von acht unterschiedlichen Charakteren (von deinen zu Anfang erstmal nur zwei zur Verfügung stehen) die auf Grund ihrer speziellen Orientierung zunächst mit drei individuellen Zaubersprüchen beginnen. Diese könnt ihr im Spiel über das sogenannte Zauberrad über L1 und R1 anwählen. Der schnelle Wechsel und die geschickte Platzierung der einzelnen Zauber ist dabei von zentraler Bedeutung, denn anders als in Diablo 3 oder Torchlight habt ihr es hier nicht mit einem Hack’n’Slay zu tun sonder eher einem, wie es die Entwickler von Frozenbyte so nett betitelt haben, Blast 'em up. Der Unterschied besteht darin das ihr während der Kämpfe nicht nur möglichst schnell einen Knopf drücken müsst, sondern eure Zauber taktisch und vor Allem mit Bedacht einsetzen müsst, denn jeder Zauber besitzt seinen eigenen Mana-Vorrat, der besonders am Anfang des Spiel recht gering ist.
Außerdem laufen die Kämpfe nach dem Stein-Schere-Papier oder wie man es auch manchmal nennt, nach dem Pokémon-Prinzip ab. All eure Zauber sind einem von sechs Elementen zugeordnet. Es gibt Feuer, Eis, Donner, Nebel, Leben und Tod. Entsprechend dazu gibt es Monster die ein bestimmtes Element verkörpern und somit besonders anfällig für das gegenteilige Element sind. Feuer ist gut gegen Eis, Leben gegen Tod und so weiter.
Durch diese beiden Komponenten entsteht die Herausforderung von „Nine Parchments“ ihr müsst in Echtzeit erkennen, welche Schwachstelle der Gegner hat und eure Zauber schnell dem Kampf anpassen. Besonders anspruchsvoll wird es, wenn viele unterschiedliche Monsterarten gleichzeitig auf euch einstürmen. Zum Glück gibt es für die in Bedrängnis geratenen MagierIn die Möglichkeit sich mit einem Tastendruck schnell an eine andere Stelle des Schlachtfelds zu teleportieren, aber genau wie eure Zauber kann auch diese Fähigkeit nur wenige Male eingesetzt werden und hat eine gewisse Abklingzeit.
So zaubert und kämpft ihr euch durch eine Vielzahl unterschiedlichster Level, deren Aufbau leider etwas zu gradlinig ist und es euch nicht erlauben noch einmal an früher besuchte Orte zurück zu laufen. Das wäre manchmal sehr nützlich den in jedem Level gibt es Federkiele und Schatzkisten zu sammeln und grade Letztere sind in bestimmten Arealen gar nicht so leicht zu erkennen. Dafür ist aber ihr, per Zufall generierter, Inhalt umso wichtiger, sie bieten euch nämlich neben Erfahrungspunkten, die ihr für einen Levelaufstieg und das erlernen neuer Fähigkeiten in einem fünfstufigen Fertigkeitsbaum benötigt, auch noch magische Ausrüstung. Genauer gesagt das einzige was eine junge Magiebegabte interessiert Stäbe und Hüte.
Die fast 25 Kopfbedeckungen haben rein modische Vorteile und kleiden euren Alter-Ego standesgemäß ein. Die Zauber- und Kampfstäbe haben hingegen ganz realen Nutzen und bieten euch unterschiedlichste Boni, wie Elementarwiderstand, Stärkung der Zauberkraft oder eine schnellere Gesundheitsregeneration. So kann es je nach Level und Umgebung sinnvoll sein öfter mal einen anderen Stab anzulegen um eine bestimmte Herausforderung zu meisten. Diese werden im Laufe des Abenteuers, grade als „Einzelkämpfer“ immer schwieriger und fordern eure Fähigkeiten, grade zum Ende des Spiels, ziemlich heraus. Aber ganz nach dem Motto „together we stand“, bietet das Spiel euch die Möglichkeit entweder online oder lokal im Coop-Multiplayer gemeinsam mit euren Freunden auf die Jagd nach den verlorenen Pergamenten zu gehen.
Leider verliert das Spiel nach einmaligem Durchspielen, selbst gemeinsam mit Freunden, schnell an motivierenden Elementen, denn trotz der außerordentlich guten und abwechslungsreichen Grafik mit tollen Effekten, wiederholen sich die einzelnen Level bei jedem neuen Spieldurchlauf und selbst die Fundorte von Truhen bleiben dieselben. Zieht man dann noch in Betracht das es außer Hüten und Stäben kaum „Loot“ zu finden gibt, fehlt „Nine Parchments“ einfach die Langzeitmotivation.
Was bleibt ist ein schickes, Coop-Rollenspiel mit „Stein-Schere Papierprinzip“, das auf lange Sicht an seinem linearen Aufbau und der repetitiven Spielweise schwächelt.