Dienstag, 13. Januar 2015

Graf Duckula (1988-1993)

Graf Duckula (1988-1993)

Hoch oben auf den transylvanischen Alpen steht das Schloss der Grafen von Duckula. Ein alt, ehrwürdiges Vampirgeschlecht mit einer langen und dunklen Tradition. Seit ebenso vielen Jahrhunderten sorgen auch schon Igor (Donald Arthur / Jack May) und Emma / Nanny (Hartmut Neugebauer / Brian Trueman) für das Wohl ihrer Meister. Dabei werden die Grafen jedoch alle Naselang von Vampirjägern wie dem verblödeten Doktor von Gänseklein / Dr. Von Goosewing (Jochen Busse / Jimmy Hibbert) getötet. Alle 100 Jahre kann der Graf wiederbelebt werden. Da Emma aber leider etwas dümmlich ist, kam diesmal kein Fledermausblut, sondern Tomaten Ketchup bei dem Ritual zum Einsatz. So wird der Graf Duckula (Ilja Richter / David Jason) zwar wiedergeboren, ist allerdings zu einer finsteren Vampirente geworden. Während Igor alles versucht aus dem Brokkoli-Lutscher einen echten Vampir zu machen, zerschlägt Emma vor Dummheit immer wieder sämtliche Wände und Türen des Schlosses. Der Graf selbst ist vollkommen größenwahnsinnig und egoistisch. Immer wieder fallen ihm neue Pläne ein, die ihn reich und berühmt machen sollen. Neben seinen beiden unfähigen Handlangern hilft ihm dabei vor allem das Schloss selbst, mit dem er sich an jeden beliebigen Ort, zu jeder beliebigen Zeit teleportieren kann.

Graf Duckula war eigentlich nur einer der selten auftauchenden Bösewichte bei “Danger Mouse”, bekam dann aber trotzdem eine eigene Spin-Off Serie. Diese britische Cartoon-Produktion von Brian Cosgrove (The Wind in the Willows) und Mark Hall brachte es insgesamt auf 65 Folgen, aufgeteilt in vier Staffeln. Danger Mouse kommt darin nicht mehr vor, stattdessen gibt es eine leichte Parodie auf die Dracula Filme. Wie sich zudem an den Erzählern Eddi Arent (Folge 1-52), Horst Sachtleben (Folge 53-65)/ Barry Clayton (Originalversion) erkennen lässt, imitieren sie den alten unheilvollen Erzählstil von Boris Karloff (Schloss des Schreckens). Auch ansonsten gibt es durchgängig Anspielungen auf die alten Grusler der Universal und Hammerstudios. Die Mumie hat einen Gastaufritt, der Wolfman ebenso, wie die Kreatur aus der Lagune und weitergehend werden auch immer wieder alte Science-Fiction Comics, Kurzgeschichten und andere Pulp Publikationen zitiert. Ein Spaß also für jeden Science-Fiction, Horror und Filmfan.

Die Storys an sich sind meistens wenig spektakulär und drehen sich entweder um eine fixe Idee des Grafen, die meist in einem abenteuerlichen Ausflug mündet oder es steckt ein größeres Konzept dahinter. Dann wird schon mal irgendein Genre eine ganze Folge lang parodiert. So gibt es zum Beispiel eine Folge in der Duckula im Noir Stil einen Mordfall lösen möchte. Antrieb der Serie sind aber nie die Handlungsbögen, sondern lediglich die dummen Wortspiele und Running Gags. Igor versucht Duckula zum Bluttrinken zu verführen, Duckula isst lieber Brokkolibrötchen. Emma rennt eine Tür ein und Gänseklein redet sächselnd mit seinem unsichtbaren (und vermutlich nur eingebildeten) Assistenten Heinrich. Weitere Running Gags sind der Werwolf Wolfie, der niemals zu sehen ist, zwei Fledermäuse in einer Kuckucksuhr, die immer schlechte Witze erzählen und so weiter. Der Humor ist dabei meist absichtlich sehr schlecht, wodurch man die Serie sicherlich zu einem Pionier in Sachen Antihumor betiteln könnte. Andererseits ist die Serie aber auch vollgepackt mit teils recht cleveren Wortspielen, die kein Kind verstehen kann. Dadurch bleibt die Serie auch für erwachsene Zuschauer noch immer ein ziemlicher Spaß.

Problematisch ist daran nur der krasse Abnutzungseffekt. Schon nach der ersten Staffel wiederholt sich alles unheimlich oft, wodurch teils Folgen erschienen sind, die keinerlei neue Gags zu bieten hatten. Die letzte Staffel ist dadurch nur noch schwer zu ertragen und wird durch einen neuen Erzfeind und seinem rassistischen Handlanger (der selbst neben den vielen anderen rassistischen Stereotypen der Serie sehr negativ auffällt) beinahe nicht mehr schaubar. Dahingegen können die ersten 20 Folgen bestens unterhalten und beherbergen einige herrlich dämliche Wortspiele, die seit meiner Kindheit bis heute zu meinem alltäglichen Wortschatz gehören.

Optisch ist es ein hässliches Entlein. Die Animationen sind sehr sparsam, oft holprig. Schlimmer sind aber die vollkommen toten Hintergründe, die immer wie eine leblose Kulisse einer Theaterbühne aussehen. Die Charakterdesigns sind bis auf wenig Ausnahmen auch langweilig. Es sollte euch also um den Inhalt gehen, ansonsten wird Duckula für euch auf keinen Fall ein schöner Schwan.

Die Serie gibt es auf als O-Ton Hörspiel von Europa, jedenfalls ausgewählte 24 Folgen aus den frühen Staffeln. Auch auf VHS gab es auf deutsch einige Folgen. Auf DVD gibt es die ersten 52 Folgen, da später ein anderes Synchronteam verantwortlich war. Die originale deutsche Synchro ist sehr gut gelungen und teilweise sogar der englischen ebenbürtig. Nur in den letzten 13 Folgen wird es immer schlimmer. Diese sollten also in jedem Fall im O-Ton gesehen werden.

Graf Duckula ist im Grunde eine coole Serie. Allerdings bin ich hier auch etwas nostalgisch und bei der ersten kompletten Sichtung hat sich meine rosarote Brille doch sehr verdunkelt. Die ersten Episoden würde ich weiterhin jedem Cartoonfan empfehlen, die späteren Staffeln schmerzen mich als Fan eher.