Samstag, 24. Januar 2015

Grand Budapest Hotel (2014)

Grand Budapest Hotel (2014)

Grand Budapest Hotel von Indie-Arthaus-Ikone Wes Anderson erzählt die wundersame und herzliche Geschichte von Monsieur Gustave H. (Ralph Fiennes), dem legendären Hotelconcierge eines der ehemals berühmtesten europäischen Hotels. Mit reservierter Strenge und präziser Genauigkeit führt er seine Pflichten aus und liest jedem Gast die Wünsche von den Augen ab, immer dabei sein Protegé, der Hotelpage Zero Moustafa (Tony Revolori).

Gustaves Vorliebe für die reifere Damenwelt und insbesondere eine angedeutete Liaison mit der 84-jährigen Witwe Céline Villeneuve Desgoffe und Taxis (Tilda Swinton), bringen ihn in die Bredouille. Nach 19. wunderschönen, aufeinanderfolgenden Saisons im Grand Budapest Hotel, verstirbt die gute Frau plötzlich und unerwartet (vom hohen Alter mal abgesehen).
Auf der Testamentseröffnung durch den Notar Kovacs (Jeff Goldblum) erfährt die blutsaugende Verwandtschaft, insbesondere der Sohn Dimitri (Adrian Brodie), davon das ein bedeutendes Gemälde, nämlich kein geringeres als "Jüngling mit Apfel" vom niederländischen Maler Johannes van Hoytl d. J., an einen gewissen Gustave H. vermacht werden soll.
Gemeinsam mit seinem treuen Begleiter Zero wird er in den Diebstahl des Kunstwerkes und in die Schlacht um das riesige Familienvermögen verwickelt. Ihr Abenteuer verwickelt sie in Verfolgungsjagden auf Motorrädern, Zügen, Schlitten und Skiern sowie eine überaus rührende Liebesgeschichte zwischen Zero und der Konditorin Agatha (Saoirse Ronan).

Wes Anderson, der neben der Regie auch wie üblich die Drehbuchadaption geschrieben hat, legt Grand Budapest Hotel als eine Rahmenerzählung an. Diese verschachtelt die eigentliche Handlung in mehrere Erzählebenen, die sich auf der historischen Zeitachse von Zubrowka bewegen. Einem fiktiven, mitteleuropäischen Land, welches im Laufe der Geschichte von seinen strahlenden Zeiten in den Faschismus abgleitet. Trotz der märchenhaften Leichtgänigkeit, schwingt immer auch eine Melancholie und die immanente Bedrohung durch Krieg und Verderben mit. 
Insgesamt hat der Film vier unterschiedliche Zeitebenen. In der ersten steht eine junge Frau mit dem Buch, welches den Namen des Filmes trägt, vor dem Grab eins offensichtlich sehr bekannten Autoren. Als sie zu lesen beginnt wird in die zweite Ebene gewechselt. Hier berichtet der unter Schreibblockade leidende Autor von einer in den späten Sechzigerjahren stattgefunden Erholungsreise nach Nebelsbad, die dritte Ebene, in der uns die fast zufällige Begegnung mit Zero Moustafa geschildert wird, welcher wiederum seine melancholische Geschichte aus den glorreichen Tagen des Grand Budapest Hotels mit Monsieur Gustave H. erzählt (Ebene vier).
Das Großartige an Andersons Gliederung ist ihre Symbiose mit den visuellen Mitteln. Jede einzelne Zeitebene wird durch ein anderes Seitenverhältnis des Filmmaterials symbolisiert. Demnach wechseln die Verhältnisse 1,33:1, 1,85:1 und 2,35:1 in Abhängigkeit zu den Zeitebenen der Handlung. Außerdem werden spezielle Farbtöne und Linsen verwendet, die noch einmal das entsprechende Alter unterstreichen. Die Kameraarbeit sticht heraus, da die Perspektive zu meist parallel zur gegenüberliegenden Wand aufgebaut wird und es fast nur 90 Grad Schwenks gibt. Zusammen mit den faszinierend, detailreich gestalteten Kulissen, ein optisches Meisterwerk.

In dieser bezaubernden Kulisse findet sich so ziemlich jeder namenhafte und überzeugende Schauspieler ein, der je an einem Wes Anderson Film beteiligt war. Dieses Familientreffen umfasst über 15 Darsteller. Von der Hauptrolle Ralphe Finnes oder Jude Law als junger Autor, Adrien Brodie als Dimitr über Jeff Goldblum der den Notar Kovacs mimt bis zu Edward Norton, Owen Wilson und Bill Murray in der Rolle des Monsieur Ivan. Hier kommen viele sehr talentierte Künstler zusammen, selbst wenn sie nur kurze Auftritte oder bloße Präsenz im Hintergrund haben, so geben sie dem Film doch ihr eigenes Flair und jeder scheint sich für Anderson besonders viele Mühe zu geben.

Grand Budapest Hotel ist ein fantastisch verrücktes Märchen in einem fiktiven Land, dass Attribute vieler west- und osteuropäischer Länder zu etwas besonderem kombiniert. Die traurige und doch hoffnungsvolle Geschichte von Monsieur Gustave H., seinem Leben und seinem Engagement in einem Land zwischen den Weltkriegen, dass dem Faschismus anheimzufallen droht, wird geistreich und meisterlich inszeniert.

9.1 von 10 Fläschchen L'Air de Panache
 
Academy Award Nominee

Best Motion Picture of the Year
Best Achievement in Directing (Wes Anderson)
Best Writing, Screenplay Written Directly for the Screen
Best Achievement in Cinematography
Best Achievement in Editing
Best Achievement in Production Design
Best Achievement in Costume Design
Best Achievement in Makeup and Hairstyling
Best Achievement in Music Written for Motion Pictures, Original Score