Mit staubtrockenem Humor, wie ein Glas englischen Sherrys und jeder Menge Selbstironie, hinterfragt der Gewinner der 2010er Poetry-Slam-Meisterschaft, Patrick Salmen in seinen Erzählungen die Absurditäten und Idiotien der Menschheit. Dabei geht er mit jeder Menge Sarkasmus und teils bitterbösen Worten zu Gang, auch wenn dabei Tränen und andere Flüssigkeiten fließen, jedenfalls im metaphorischen Sinne. (Eine Metaphore ist übrigens eine griechische Vase).
Er schreibt in seinem Buch über Bärte als letzte Bastion gutmütiger Männlichkeit, über Senseo-Maschinen als die heutigen Volksempfänger und über Sudokus als Beschäftigungstherapie für desillusionierte Hobbymathematiker. Und wenn man im Leben mal nicht weiter weiß, kennt er die Universalantwort auf alle Probleme: Ich habe eine Axt!
Das Buch fast einige seiner älteren, ein paar neue und einige ganz neue Texte des Poetry Slammers zusammen, der sich in eben jenen einer eher alltäglichen, eindringlichen Sprache bedient um eine Immanenz zu seinen Lesern zu erzeugen. Einfache, kurze Sätze mit kraftvollen Worten, nie zu verschachtelt oder langatmig. Der Inhalt variiert hingegen stärker zwischen sehr prägnanten und bissig-lustigen Texten wie dem berühmten „Rostrotkupferbraunfastbronze“, seiner Ode an die Bärtigkeit des Individuums oder „Die Empfindsamkeit litauischer Lastwagenfahrer beim Verladeakt“ als Reflektion der modernen Festival- und Musik-Kultur. Aber im Gegensatz dazu gibt es auch einige sprachlich und inhaltlich zu, nun mag man nicht belanglos sagen, aber zu alltagsnah oder alltäglich sind. Diese Geschichten boten mir persönlich zu wenig Witz oder intellektuellen Nährwert (was aber auch an meiner Diät liegen könnte).
Die immer direkte Kommunikation mit dem Leser aus einer Quasi kumpelhaften Erzählperspektive gefällt mir hingegen ganz gut und ist ein häufiges Stilmittel moderner Kleinkunst, welches sich direkter anfühlt als andere lyrische Formen.
Insgesamt ist „Ich habe eine Axt – Urlaub in den Misantropen“ eine Sammlung netter Texte aus der Zeitgeschichte eines Endzwanzigers, bei denen etwas der rauchig-kratzige Ton von Salmens Stimme aus dessen Slam-Auftritten fehlt.