Gespenster-Krimi - 1 - Mörderbäume (Contendo Media/Audionarchie)
Eigentlich laden die Wälder um die schottischen Grampian-Mountains zum wandern und erholen ein. Eigentlich! Denn schon seit Jahren verschwinden Wanderer spurlos in dieser Gegend. Die Polizei steht vor einem Rätsel und bisher waren auch die Anwohner nicht besonders hilfreich. Journalistin Vera Lorrimer (Christine Pappert) muss bald die selbe Feststellung machen wie die Polizei. Allerdings hat sie kein rein berufliches Interesse an den Vermisstenfällen, denn auch ihr Bruder ist vor einiger Zeit dort verschwunden. In dem kleinem Dorf Killamy angekommen stellt auch sie fest, dass die Bewohner nicht nur nichts über den Wald verraten wollen, sondern auch auffällig schroff mit Gästen umgehen. Zudem scheinen sie vollkommen von der Außenwelt abgeschottet und ohne moderne Technologie zu leben. Klar ist jedoch: Etwas lebt im Wald und dieses Etwas verlangt ständig nach neuen Opfern und will ganz sicher sein Geheimnis nicht offenbaren lassen.
Huch, beinahe 10 Jahre ist es her, als die sechste und somit auch letzte Folge der Gespenster-Krimi Hörspieladaption auf den Markt geworfen wurde. Eine lange Zeit und so richtig gut habe ich die Gespenster-Krimis nicht mehr im Ohr. Einen direkten Vergleich zwischen der ersten Hörspielumsetzung und dem Relaunch werde ich mir daher sparen. Sehen wir die neue Hörspielreihe, basierend auf den klassischen Grusel-Romanen also ganz von der anderen Reihe losgelöst.
Im Vorfeld war es schon mal interessant, dass hier Christoph Piasecki (Team Undercover) und Patrick Holtheuer (MindNapping) von Contendo Media und Audionarchie gemeinsam auf dem Regiestuhl Platz nahmen. Somit sind die Mörderbäume die Kinder gleich zweier Label. Hoffentlich verderben viele Köche nicht auch den Hörspielbrei. Dem ist aber nicht so, denn das Hörspielskript von Markus Topf, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Earl Warren, wurde von dem Regieduo ziemlich gut umgesetzt. Der einzige wirkliche Kritikpunkt ist die lange Spielzeit von 87 Minuten. Die Vorlage ist nicht unbedingt ein Epos und daher wirken Teile der Handlung zu ausgiebig beschrieben oder Szenen werden mehr gestreckt als vielleicht nötig wäre.
Gleichzeitig hat es aber auch sein gutes. Denn wo manche Gruselreihen auf Tempo und lärmenden Kinosound setzen und andere sich in billig Trash verlieren, nutzt man hier die Zeit um Atmosphäre aufkommen zu lassen. Da wäre zwar noch mehr drin gewesen, aber insgesamt könnte in dieser ruhigen und besonnen Herangehensweise, die erwachsener als die der Konkurrenz wirkt, das Alleinstellungsmerkmal der Reihe zu entdecken sein. Das Finale hat es klangtechnisch in sich und ist recht rasant geworden, während die Zeit davor eher als übernatürlicher Krimi einzuschätzen ist. Man wird dem Titel also durchaus auch gerecht und kann dadurch unterhalten. Für eine erste Folge ist das Hörspiel jedenfalls schon eine ordentliche Ansage und wenn man die starken Elemente wie Atmosphäre, Grusel und übernatürlicher Krimi (ohne Trash) ausbaut dann könnten es diesmal mehr als sechs Folgen werden.
Der Klang ist wie gesagt nicht ganz so bombastisch wie bei den ganz Großen des Gruselgenres, was allerdings nicht unbedingt negativ zu verstehen ist. Die Sounds passen gut zum Geschehen, der Wald klingt wie ein Wald und das Dorf wie ein Dorf und am Ende zeigt das Hörspiel dann doch was es alles kann. Musikalisch dreht man ebenso wenig auf, trifft aber trotzdem immer die richtigen Noten. Auch in Punkto Sprecher muss man sich vor keiner Konkurrenz verstecken. Vor allem der großartig Auftritt von Jürgen Thormann bleibt sehr präsent im Ohr hängen. Aber auch andere Sprecher Volker Brandt und Tobias Kluckert überzeugen hier. Einzig Christine Pappert hat ein paar schwächere Szenen, was jedoch auch daran liegen kann, dass sie derartig viel Text hat und einem beim Hören irgendwann auch die kleinsten Schwächen auffallen.
Ein klangvoller Auftakt! Gerne mehr davon! Die erste Zusammenarbeit von Contendo Media und Audionarchie kann sich hören lassen, macht Lust auf mehr und setzt sich in manchen Punkten positiv von anderen Genrevertretern ab. An anderen Stellen muss die Reihe wohl noch ihre eigene Marke entwickeln, wenn das Team sich aber erstmal komplett eingegroovt hat, dürfen wir uns auf gekonnt umgesetzte Grusler freuen.
7,5 von 10 grummelige Bäume