Freitag, 16. Januar 2015

The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben (2014)

The Imitation Game - Ein streng geheimes Leben (2014)

Alan Turing (1912-1954) - diejenigen unter euch die keine Kryptologen oder Informatiker sind, werden den Namen wohlmöglich recht nichtssagend gelesen haben, aber die Leistungen dieses britischen Mathematikers ermöglichen es überhaupt, dass ihr heute vor einem der vielen computerisierten Geräten sitzen und das hier lesen könnt. Seine Geschichte und sein Leben werden euch in Morten Tyldums – The Imitation Game nähergebracht.


Die Enigma zerbricht den Forschern den Kopf, denn dieses deutsche Kodiergerät verschlüsselt die Funksprüche der Wehrmacht als der 2. Weltkrieg hereinbricht. Mit Hochdruck arbeiten Mathematiker und andere Forscher im britischen Bletchley Park daran, den deutschen Code zu knacken. Alan Turing (Benedict Cumberbatch) ist einer von ihnen. Der Cambridge Professor und nach eigener, bescheidener Meinung beste Mathematiker der Welt stellt sich diesem schier unlösbaren Rätsel. Über 200 Trillionen mögliche Schlüsselkombinationen bietet das Meisterstück deutscher Ingenieurskunst. Davon ganz abgesehen wechselt die Wehrmacht alle 24 Stunden den Kodierungsschlüssel. Eine für Menschen unlösbare Aufgabe, soviel ist Turing klar. Doch was wäre, wenn es eine Maschine gäbe die diese Möglichkeiten in endlicher Zeit eliminieren kann?


Mit diesem Ansatz gelingt dem jungen Genie schließlich der Durchbruch – die deutschen Funksprüche sind fortan kein Geheimnis mehr für die Alliierten. Jetzt gilt es jedoch, diesen Fortschritt zum bestgehüteten Geheimnis des Landes zu machen. Nur so kann verhindert werden, dass die Deutschen eine neue Verschlüsselung einsetzen. Turing wird zum gefeierten Star. Doch auch er hat ein Geheimnis, das nicht an falsche Ohren gelangen darf: Er ist homosexuell. Ein „Vergehen“, das im Großbritannien dieser Tage mit Haftstrafen und chemischen Kastrationen geahndet wird.
Der Film ist eine stückweit an das Buch „Alan Turing: The Enigma“ von Andrew Hodges angelehnt, welches eine Biografie der wichtigsten Jahre des Mathematikers und seinem nicht immer einfachen Leben darstellt. Auf dieser Grundlage entfaltet sich Tyldums Adaption in drei bis vier unterschiedliche Zeitebenen, über das Leben Turings verteilt. Die Kindheit im Kollege sowie die Zeit vor, während und nach Bletchley Park, wobei diese dem stilistischen Aufbau dienlich nicht in chronologischer Reihenfolge ablaufen. 

Die Erzählung beginnt recht geschickt mit den späten Jahren Alan Turings, durch welche dieser zunächst eine negative, verschrobene Gestalt zu sein scheint. Ein Eindruck der sich im Laufe des Films, welcher nur nach und nach durch geschickte Vor- und Rückblenden das volle Spektrum seiner Persönlichkeit offenbart, deutlich verändert wird.

Als Soziopath, Autist und Homosexuellem, in einer Zeit in der dies unter schwerer Strafe steht, fällt es Turing oft schwer sich zu Recht zu finden. Hier drin besteht auch ein großer Teil der Dramatik, durch Gewalt und unterdrückte Sexualität geformt ist Turing trotz seines Genies und enormer Bedeutung, eine geschundene Seele. In jenen Facetten zeigt sich das immense Talent von „Little Britain’s number one boy“ Benedict Cumberbatch. Es gelingt ihm unglaublich gut die schüchterne, unbeholfene Seite und die Obsession des Mathematikers in Bezug auf seine Vision in Sprache und Körperhaltung so rüber zu bringen, dass der Charakter lebendig wirkt und man starken Anteil an der Tragik seines Lebens nehmen kann. 

Unterstützt wird der gute Eindruck durch die überzeugend, mit bekannten Schauspielern wie Charles Dance, Keira Knightley, Matthew Goode oder Marc Strong, besetzten Nebenrollen. Diese bleiben zwar eher blass und sind mehr stille Begleiter des Films, der sich stark auf seinen Protagonisten fokussiert, doch mich persönlich hat diese Einschränkung, wenn auch merklich, in einem biografisch angelegten Film nicht über die Maßen gestört. Als jemand der den historischen Hintergrund von Alan Turing zwar in den Grundzügen präsent hatte, die vielen Details und Veröffentlichung aber nicht kennt, bleibt für mich ein Urteil über den genauen Wahrheitsgehalt an dieser Stelle offen. Dennoch funktioniert das gezeigte durch die Reduktion auf markante Eckpunkte seines Lebens und seines Schaffens für mich sehr gut.

Seid ihr also einer von den Menschen, die Alan Turing bisher nicht kannten, dann ist „The Imitation Game“ einer dieser Filme, der euch mit Bewunderung erfüllen und zugleich zum Nachdenken und Weinen bringen kann, bedenkt ihr das die Errungenschaften dieses Genies über seine Lebzeiten hinaus geheim gehalten wurden und er eines der vielen Opfer der Unterdrückung und Kriminalisierung von Homosexualität geworden ist, der sich mit 41 Jahren aus Verzweiflung das Leben nahm.



8.8 von 10 kryptischen Ritualen der Menschlichkeit

Academy Award Nominee


Best Motion Picture of the Year
Best Performance by an Actor in a Leading Role (Benedict Cumberbatch)
Best Performance by an Actress in a Supporting Role (Keira Knightley)
Best Achievement in Directing (Morten Tyldum)
Best Writing, Screenplay Based on Material Previously Produced or Published
Best Achievement in Editing
Best Achievement in Production Design
Best Achievement in Music Written for Motion Pictures, Original Score