Freitag, 16. August 2019

Der Mann meines Bruders #3 - Kopfzerbrechen (Carlsen Manga)


Der Mann meines Bruders #3 - Kopfzerbrechen (Carlsen Manga)

Noch immer lebt Mike bei seinem Schwager Yaichi und dessen Tochter Kana. Auch wenn Mike durch seinen Besuch in Japan vor allem sich selbst dabei helfen wollte den Tod seines Mannes Ryoji zu verarbeiten, so scheint er nun aber vor allem Yaichis Denkweise zu verändern. Zum ersten Mal setzt Yaichi sich mit der Homosexualität seines verstorbenen Bruders auseinander, erkennt durch Mike welchen Formen von homofeindlichkeit auch im heutigen Japan ganz alltäglich ist. Und so beginnt er darüber nachzudenken was er tun würde, wenn zum Beispiel seine Tochter Kana sich outen würde. Gleichzeitig werden die drei allmählich zu einer richtigen Familie, kochen und essen zusammen, machen Ausflüge und genießen ihr Beisammensein.

Weiterhin zeigt Mangaka Gengoroh Tagama auch im dritten Band seiner vierteiligen Mangareihe „Der Mann meines Bruders“ alltägliche Homofeindlichkeit in der japanischen Kultur auf. Genauso werden aber auch der Hass und die Vorurteile an anderen Orten nicht beschönigt. Zugleich nutzt Tagama seine Erzählung auch, um den Leser*innen die japanische Kultur näher zu bringen. So geht es in diesem Band lange um einen Ausflug in ein Onsen und wie immer spielt Essen eine große Rolle.

Überhaupt dreht sich in dieser Reihe vieles ums Essen. Gemeinsames Kochen und Essen hat viel dazu beigetragen wie familiär das Verhältnis zwischen Mike und seiner, ihm vorher unbekannten, Familie mittlerweile geworden ist. Sehr schön finde ich an der Art wie Tagama erzählt sein sehr positiver Stil. Eigentlich ist alles an der Geschichte sehr traurig, doch die Charaktere finden positive Wege damit umzugehen und vor allem unterstützen und bestärken sie sich gegenseitig. Egal ob Kana verständnislos mitbetroffen wird vom Hass gegen ihren Onkel Mike, Yaichi der seinen Bruder verlor, noch bevor er seine Sexualität akzeptierte oder Mike der durch seine Reise versucht seinen verstorbenen Mann nahe zu sein, an dem Ort an dem er aufwuchs und am Ende doch nur mehr Formen der Ablehnung entdeckt. So bleibt zwar immer eine berechtigte Melancholie erhalten die sich durch die gesamte Geschichte zieht, zugleich ist der Manga jedoch ebenso von Hoffnung durchzogen und lebt von seinen tollen Figuren die trotz allen Problemen ihr bestes Versuchen.

Der Zeichenstil von Tagama ist dem seiner erotischen Hardcorearbeiten nicht unähnlich. Auch hier stehen meist große, breit gebaute und muskulöse Männer im Mittelpunkt des Geschehens. So sorgen die Herren zwar für etwas Eyecandy und dürfen auch mal halb nackt im Bad zu sehen sein, explizit erotische Szenen sind hier jedoch nicht zu finden. Neben starken Charakterdesigns verfügt die Serie über ein leicht verständliches und aufgeräumtes Layout und abwechslungsreiche und detaillierte Backgrounds. Gerade hier sorgen die vielen Details dafür das die Welt des Manga lebendig und glaubhaft erscheint und wir das Gefühl bekommen, einen echten Einblick in das Privatleben der Charaktere riskieren zu dürfen.

„Der Mann meines Bruders“ ist ein feinfühlig erzähltes Familiendrama mit vielen schönen und bewegenden Momenten. Die Geschichte wird in ebenso tollen Bildern vermittelt, die in ihrer Melancholie immer auch etwas tröstendes bieten.

8 von 10 Wasabieise