Dienstag, 27. August 2019

Sandman: Universe (Panini)

Sandman: Universe (Panini)

Lord Daniel besser bekannt als mächtiger Dream von den Ewigen, der über das Reich der Träume herrscht, ist schon seit geraumer Zeit nicht auffindbar. Zeit ist in Träumen zwar eine sehr relative Komponente aber dennoch beginnt sich seine rechte Hand, der belesene Bibliothekar, Lucien allmählich Sorgen über den Verbleib seines Meisters zu machen. Die Situation spitzt sich bedrohlich zu als am Firmament mysteriöse Risse in der „Realität“ entstehen.

Lucien bittet in der Not seinen alten Vertrauten Mathew Cable (erster Auftritt 1972 in Swamp Thing #1), der durch die Gnade Lord Morpheus’ in einen Raben verwandelt wurde, seinen Herren aufzuspüren. Mürrisch und krächzend macht Mathew sich letztlich auf den Weg und nimmt dabei die verbotene Abkürzung durch verschiedene Träume. Geleitet durch ein unsichtbares Band, dass den Raben und Dream verbindet, trifft der geflügelte Bote auf eine Reihe von Traumwandernden.  Dabei begegnet er neben der mysteriösen neuen Mitspielerin Dora, dem jungen Zauberlehrling Tim Hunter (erster Auftritt 1990 in Die Bücher der Magie) auch einem alten, grausamen Bekannten oder viel mehr dem Berg an Leichen den dieser hinterlassen hat - Lucifer Morningstar (erster Auftritt 1989 Sandman). Aber von Dream selbst fehlt jede Spur und mit jeder vergehenden Minute wird die dünne Verbindung zu ihm immer schwächer.

Neil Gaiman braucht an dieser Stelle vermutlich keine große Vorstellung, der britische Autor gehört zu den Legenden oder wenn ihr so wollt den Rockstars unter den Autor*innen moderner Fantasy. 1989 erschuf er mit Sandman den Beginn einer als revolutionär geltenden Comic-Reihe. Auch heute, gut zwanzig Jahre später erfreuen sich die Charaktere noch immer eine anhaltenden Beliebtheit, sowohl unter den Nerds als auch im Mainstream (falls es da überhaupt eine klare Trennung gibt). Anlässlich dieses Jubiläums hat DC/Vertigo eng mit Gaiman zusammengearbeitet und man kam zu dem Entschluss das Sandman Universe an die nächste Generation zu übergeben. Für diese verantwortungsvolle Aufgabe wurde eine Reihe neuer kreativer Autor*innen und Zeichner*innen so zu sagen auserwählt, um ihre Ideen und Geschichten an die nächsten Träumer*innen weiter zu geben. Der One-Shot „Sandman: Universe“ dessen Handlung von Neil selbst beigesteuert wurde, dient dabei als Start- und Ausgangspunkt für die vielen neuen Charaktere und Handlungsstränge. Mehr als zur Erzählung einer konsistenten Handlung dient der Band zur Etablierung eben jener neuen Figuren also eine Art Einführung oder Ausblick auf das was in den nächsten Bände folgen wird. Grafisch ist die Aussicht darauf schon jetzt sehr vielversprechend, ich gehe allerdings noch davon aus das die Qualität der Zeichnungen in diesem One-Shot absichtlich besonders hoch ist um ein möglichst Breites Publikum anzusprechen. Das ändert aber natürlich nichts am wirklich sehr gelungenen Artwork dieser Ausgabe, jede Charakter erhält seinen eigenen Stil von düster/schmuddelig bis verspielt sind eine ganze Palette von unterschiedlichen Techniken vertreten, die alle dem Bild der entsprechenden Person dienlich sind.
Ob dieser Reboot des Sandman Universe wirklich die erhoffte Offenbarung sein wird und an das legendäre Original anknüpfen kann, werden erst die folgenden Ausgaben zeigen, jedoch stehen die Sterne günstig und Mensch wird ja noch Träumen dürfen.


7.5 von 10 letzten Momenten eines sterbenden Traumes