Dienstag, 6. August 2019

Graf Zaroff - Genie des Bösen (1932) [Wicked Vision]


Graf Zaroff - Genie des Bösen (1932) [Wicked Vision]

Großwildjäger und Schriftsteller Bob Rainsford (Joel McCrea) ist mit einigen anderen Gentlemen auf einer Seereise. Doch anstatt die Warnungen des Kapitäns (William B. Davidson) ernst zu nehmen, schippern sie weiter, obwohl mit den Warnlichtern etwas nicht zu stimmen scheint. Ein Fehler, den die Schiffsbesatzung und alle Reisenden, abgesehen von Bob, mit dem Leben zahlten. Abgekämpft rettet er sich zur Küste einer unbekannten Insel, wo er bald Zuflucht in einer alten portugiesischen Festung findet. Diese ist Wohnsitz des exzentrischen Graf Zaroff (Leslie Banks), der auf der Flucht vor der Russischen Revolution die Insel bezogen hat. Neben dem Grafen lernt Bob in der Festung auch die beiden Handlanger des Grafen kennen, genauso wie das Geschwisterpaar Eve (Fay Wray) und Martin (Robert Armstrong), die ebenfalls Opfer eines Schiffsunglücks waren. Im Gegensatz zu ihrem ständig besoffenen Bruder, erkennt Eve schon früh, dass in der tropischen Festung etwas nicht stimmt. Gemeinsam mit Bob deckt sie das tödliche Spiel des Grafen auf. Doch zu Spät! Ohne es zu wissen, sind sie bereits Teil seines perfiden Plans.

Basierend auf der Kurzgeschichte „The Most Dangerous Game“ von Richard Connell verfilmten Irving Pichel (Endstation Mond, 1950) und Ernest B. Schoedsack (Dr. Zyklop, 1940) den Stoff 1932 für die RKO. Da man in den dortigen Studios zeitgleich auch „King Kong und die weiße Frau (1933)“ drehte, nutzten sie nicht nur die Dschungelsets aus King Kong mit, sondern liehen sich auch noch Hauptdarstellerin Fay Wray (Der geheimnisvolle Dr. X, 1932) aus. Zwar konnte der simultan gedrehte King Kong auch in Nazideutschland auf Gefallen stoßen, Graf Zaroffs Jagd jedoch wurde weder während der Nazizeit noch in den folgenden Jahren in Deutschland veröffentlicht. Erst in den Siebzigern kam es dann hierzulande zu einer kurzen Kinoauswertung. Leider hört man der deutschen Synchronisation des Titels seine sehr viel spätere Produktion stark an, weshalb der O-Ton in jedem Fall mehr Aufmerksamkeit verdient hat.

Mit einer Laufzeit von nur einer knappen Stunde wird „Graf Zaroff - Genie des Bösen“ trotz seiner sehr extrem dünnen Handlung nie langweilig. Die Dschungelsets sehen natürlich vertraut, aber dennoch fantastisch aus. Überhaupt sieht der Film, dafür das er gänzlich im Studio gedreht wurde, herrlich lebendig und authentisch aus. Das Set innerhalb der Festung könnte genauso gut auch den Universal Dracula entsprungen sein. Vor allem wenn dann noch Leslie Banks (Der Mann, der zuviel wußte, 1934) den osteuropäischen, exzentrischen Gentleman a la Bela Lugosi mimt und verkündet, er hätte schon gegessen und sei eher in der Nacht aktiv. Neben Banks gefällt auch das Spiel von Joel McCrea (Sacramento, 1962), der als nicht zu sauberer Abenteuerheld fungiert. Ihm zur Seite steht Fay Wray, die hier etwas mehr als nur Deko sein darf, was sie auch gut umsetzen kann.

Dank des durchgehenden Soundtracks und den tollen Sets können auch kleinere erzählerische Schwächen kaschiert werden. Und auch bei der Dynamik der Bilder kann der schnelle Schnitt verstecken, dass die meisten Szenen des Films aus statischen Kameraeinstellungen bestehen.

In vielen Aspekten merkt man dem Film an, dass er auf der Schwelle zwischen Stumm- und Tonfilm steht. Damit erklären sich auch die meisten Dinge an denen man sich hier stören könnte, wie zum Beispiel das sehr extrovertierte Spiel von Banks. Letztlich handelt es sich um einen trotz allem gut gealterten, kleinen Thriller, der zig Mal neu verfilmt wurde und einen wichtigen Beitrag zur Filmkultur darstellt.

Graf Zaroff feiert diese Tage bei Wicked Vision sein deutsches HD Debüt. Der Film wurde sorgfältig restauriert und sieht schöner aus als je zuvor. Der englische Ton ist gut, die deutsche Synchro klingt wie schon geschrieben etwas zu modern und passt auch ansonsten nicht immer so recht zum Bild. Das Blu-ray & DVD Kombopack kommt natürlich auch mit einigen Extras. Dr. Rolf Giesen steuert gleich zwei Audiokommentare bei. Einen allein eingesprochenen von 2006 und einen gemeinsam mit Dr. Gerd Naumann für diese Fassung aufgenommenen. Hinzu kommt eine Einleitung von Giesen, sowie ein Featurette über die (meist inoffiziellen) Remakes des Films. Abgerundet wird das Ganze durch den deutschen Trailer, Promovideos und eine Bildergalerie. Auch ein Booklet darf nicht fehlen, hier ist auf 52 Seiten auf deutsch und englisch ein Essay von Clemens G. Williges zu lesen. Eine schöne Edition für einen oftmals und völlig zu unrecht vergessenen Filmklassiker.

7 von 10 ungeschickte Hunde