Graf Zaroff - Genie des Bösen (1932)
[Wicked Vision]
Großwildjäger und Schriftsteller Bob
Rainsford (Joel McCrea) ist mit einigen anderen Gentlemen auf einer
Seereise. Doch anstatt die Warnungen des Kapitäns (William B.
Davidson) ernst zu nehmen, schippern sie weiter, obwohl mit den
Warnlichtern etwas nicht zu stimmen scheint. Ein Fehler, den die
Schiffsbesatzung und alle Reisenden, abgesehen von Bob, mit dem Leben
zahlten. Abgekämpft rettet er sich zur Küste einer unbekannten
Insel, wo er bald Zuflucht in einer alten portugiesischen Festung
findet. Diese ist Wohnsitz des exzentrischen Graf Zaroff (Leslie
Banks), der auf der Flucht vor der Russischen Revolution die Insel
bezogen hat. Neben dem Grafen lernt Bob in der Festung auch die beiden Handlanger des Grafen kennen, genauso wie das Geschwisterpaar
Eve (Fay Wray) und Martin (Robert Armstrong), die ebenfalls Opfer
eines Schiffsunglücks waren. Im Gegensatz zu ihrem ständig
besoffenen Bruder, erkennt Eve schon früh, dass in der tropischen
Festung etwas nicht stimmt. Gemeinsam mit Bob deckt sie das tödliche
Spiel des Grafen auf. Doch zu Spät! Ohne es zu wissen, sind sie
bereits Teil seines perfiden Plans.
Basierend auf der Kurzgeschichte „The
Most Dangerous Game“ von Richard Connell verfilmten Irving Pichel
(Endstation Mond, 1950) und Ernest B. Schoedsack (Dr. Zyklop, 1940)
den Stoff 1932 für die RKO. Da man in den dortigen Studios
zeitgleich auch „King Kong und die weiße Frau (1933)“ drehte, nutzten sie nicht nur die Dschungelsets aus King Kong mit, sondern
liehen sich auch noch Hauptdarstellerin Fay Wray (Der geheimnisvolle
Dr. X, 1932) aus. Zwar konnte der simultan gedrehte King Kong auch in
Nazideutschland auf Gefallen stoßen, Graf Zaroffs Jagd jedoch wurde
weder während der Nazizeit noch in den folgenden Jahren in
Deutschland veröffentlicht. Erst in den Siebzigern kam es dann
hierzulande zu einer kurzen Kinoauswertung. Leider hört man der
deutschen Synchronisation des Titels seine sehr viel spätere
Produktion stark an, weshalb der O-Ton in jedem Fall mehr
Aufmerksamkeit verdient hat.
Mit einer Laufzeit von nur einer
knappen Stunde wird „Graf Zaroff - Genie des Bösen“ trotz seiner
sehr extrem dünnen Handlung nie langweilig. Die Dschungelsets sehen
natürlich vertraut, aber dennoch fantastisch aus. Überhaupt sieht
der Film, dafür das er gänzlich im Studio gedreht wurde, herrlich
lebendig und authentisch aus. Das Set innerhalb der Festung könnte
genauso gut auch den Universal Dracula entsprungen sein. Vor allem
wenn dann noch Leslie Banks (Der Mann, der zuviel wußte, 1934) den
osteuropäischen, exzentrischen Gentleman a la Bela Lugosi mimt und
verkündet, er hätte schon gegessen und sei eher in der Nacht aktiv.
Neben Banks gefällt auch das Spiel von Joel McCrea (Sacramento,
1962), der als nicht zu sauberer Abenteuerheld fungiert. Ihm zur Seite
steht Fay Wray, die hier etwas mehr als nur Deko sein darf, was sie
auch gut umsetzen kann.
Dank des durchgehenden Soundtracks und
den tollen Sets können auch kleinere erzählerische Schwächen
kaschiert werden. Und auch bei der Dynamik der Bilder kann der
schnelle Schnitt verstecken, dass die meisten Szenen des Films aus
statischen Kameraeinstellungen bestehen.
In vielen Aspekten merkt man dem Film
an, dass er auf der Schwelle zwischen Stumm- und Tonfilm steht. Damit
erklären sich auch die meisten Dinge an denen man sich hier stören
könnte, wie zum Beispiel das sehr extrovertierte Spiel von Banks.
Letztlich handelt es sich um einen trotz allem gut gealterten,
kleinen Thriller, der zig Mal neu verfilmt wurde und einen wichtigen
Beitrag zur Filmkultur darstellt.
Graf Zaroff feiert diese Tage bei
Wicked Vision sein deutsches HD Debüt. Der Film wurde sorgfältig
restauriert und sieht schöner aus als je zuvor. Der englische Ton
ist gut, die deutsche Synchro klingt wie schon geschrieben etwas zu
modern und passt auch ansonsten nicht immer so recht zum Bild. Das
Blu-ray & DVD Kombopack kommt natürlich auch mit einigen Extras.
Dr. Rolf Giesen steuert gleich zwei Audiokommentare bei. Einen allein
eingesprochenen von 2006 und einen gemeinsam mit Dr. Gerd Naumann für
diese Fassung aufgenommenen. Hinzu kommt eine Einleitung von Giesen,
sowie ein Featurette über die (meist inoffiziellen) Remakes des
Films. Abgerundet wird das Ganze durch den deutschen Trailer,
Promovideos und eine Bildergalerie. Auch ein Booklet darf nicht
fehlen, hier ist auf 52 Seiten auf deutsch und englisch ein Essay von
Clemens G. Williges zu lesen. Eine schöne Edition für einen oftmals
und völlig zu unrecht vergessenen Filmklassiker.
7 von 10 ungeschickte Hunde