Sonntag, 22. März 2020

Berserker Unbound (Splitter)


Berserker Unbound (Splitter)

Ein Barbarenkrieger, der Bastardkönig, kehrt nach langer beschwerlicher Reise in sein Dorf zurück. Doch anstatt aufgeregter Stimmen und den Umarmungen seiner Tochter und seiner Frau erwarten ihn dort nur der Geruch von verbranntem Fleisch und eine gespenstische Stille. Sein gesamtes Dorf wurde von einem dunklen Magier vernichtet, alle Menschen die er kennt grausam ermordet. Nun soll es auch ihn treffen, denn der Magier ist zurück. Zwar kann er seine Feinde zuerst abwehren, muss sich letztlich dennoch in eine Höhle zurückziehen. Ohne es zu wissen stolpert er dort in ein Dimensionsportal, das ihn direkt in unsere Welt bringt. Dort lernt er einen alten obdachlosen Mann kennen, der seine Wunden versorgt und ihm versucht die neue Welt zu erklären. Viel Zeit bleibt ihnen allerdings nicht, denn der finstere Magier ist dem Barbarenkönig auf den Fersen.


Jeff Lemire (Black Hammer) ist nun schon seit vielen Jahren eine sichere Nummer. Wenn er als Autor auf dem Cover steht kann man meist nur wenig falsch machen. Trotzdem fand ich das Konzept hinter „Berserker Unbound“ nur wenig interessant, da es aber nur eine Miniserie ist, die beim Splitter Verlag als Sammelband erscheint und Mike Deodato Jr. als Zeichner durchaus gut klang habe ich dann doch einen Blick riskiert.

Ganz falsch war meine Einschätzung dann auch nicht. Lemire hat hier eine kurzweilige Story mit einigen netten Ideen geschaffen. Vor allem die niedliche Darstellung des Obdachlosen hat mir gefallen, genauso wie deutlich Lemire Klassismus thematisiert. Ansonsten ist es halt ein kurzes Fish-out-of-Water Ding mit einem recht Klischeebeladenen Barbaren und etwas Action. Da hat Lemire sicherlich intelligenteres geschaffen. Schlecht war es deshalb dennoch nicht.

Vor allem liegt es jedoch an dem fabelhaften Artwork von Mike Deodato Jr. der es hier auf wunderbare Weise schafft wuchtiges Sword & Sorcery Artwork der alten Schule mit etwas Humor und vielen Emotionen zu verbinden. Trotz seiner unglaublichen Stärke verleihen die Zeichnungen dem Barbaren eine sehr verletzliche Seite. Zudem sind einige Panellayouts wirklich perfekt gelungen und machen stets Lust weiter zu lesen. Genauso wichtig sind die Farben von Frank Martin, der mit seiner Kolorierung eine sehr stimmungsvolle Szenerie erzeugen kann.

„Berserker Unbound“ ist ein leckerer Happen für zwischendurch, vor allem wenn ihr euren Barbaren gern mal etwas emotionaler erleben wollt. Es ist aber kein Comic den ihr wegen der ausgefuchsten Geschichte bald wieder aus dem Regal nehmen werdet, allein das Artwork ist einen näheren Blick in jedem Fall wert.

Die gesamte Miniserie ist bei Splitter als Hardcover Sammelband veröffentlicht worden. Die Qualität ist wie von Splitter gewohnt sehr hoch und es auch etwas Bonusmaterial wie von Lemire kommentierte Sketchbook Seiten und einige Variant Covers.

7 von 10 goldene Städte