Berserker Unbound (Splitter)
Ein Barbarenkrieger, der Bastardkönig,
kehrt nach langer beschwerlicher Reise in sein Dorf zurück. Doch
anstatt aufgeregter Stimmen und den Umarmungen seiner Tochter und
seiner Frau erwarten ihn dort nur der Geruch von verbranntem Fleisch
und eine gespenstische Stille. Sein gesamtes Dorf wurde von einem
dunklen Magier vernichtet, alle Menschen die er kennt grausam
ermordet. Nun soll es auch ihn treffen, denn der Magier ist zurück.
Zwar kann er seine Feinde zuerst abwehren, muss sich letztlich
dennoch in eine Höhle zurückziehen. Ohne es zu wissen stolpert er
dort in ein Dimensionsportal, das ihn direkt in unsere Welt bringt.
Dort lernt er einen alten obdachlosen Mann kennen, der seine Wunden
versorgt und ihm versucht die neue Welt zu erklären. Viel Zeit
bleibt ihnen allerdings nicht, denn der finstere Magier ist dem
Barbarenkönig auf den Fersen.
Jeff Lemire (Black Hammer) ist nun
schon seit vielen Jahren eine sichere Nummer. Wenn er als Autor auf
dem Cover steht kann man meist nur wenig falsch machen. Trotzdem fand
ich das Konzept hinter „Berserker Unbound“ nur wenig interessant,
da es aber nur eine Miniserie ist, die beim Splitter Verlag als
Sammelband erscheint und Mike Deodato Jr. als Zeichner durchaus gut
klang habe ich dann doch einen Blick riskiert.
Ganz falsch war meine Einschätzung
dann auch nicht. Lemire hat hier eine kurzweilige Story mit einigen
netten Ideen geschaffen. Vor allem die niedliche Darstellung des
Obdachlosen hat mir gefallen, genauso wie deutlich Lemire Klassismus
thematisiert. Ansonsten ist es halt ein kurzes Fish-out-of-Water Ding
mit einem recht Klischeebeladenen Barbaren und etwas Action. Da hat
Lemire sicherlich intelligenteres geschaffen. Schlecht war es deshalb
dennoch nicht.
Vor allem liegt es jedoch an dem
fabelhaften Artwork von Mike Deodato Jr. der es hier auf wunderbare
Weise schafft wuchtiges Sword & Sorcery Artwork der alten Schule
mit etwas Humor und vielen Emotionen zu verbinden. Trotz seiner
unglaublichen Stärke verleihen die Zeichnungen dem Barbaren eine
sehr verletzliche Seite. Zudem sind einige Panellayouts wirklich
perfekt gelungen und machen stets Lust weiter zu lesen. Genauso
wichtig sind die Farben von Frank Martin, der mit seiner Kolorierung
eine sehr stimmungsvolle Szenerie erzeugen kann.
„Berserker Unbound“ ist ein
leckerer Happen für zwischendurch, vor allem wenn ihr euren Barbaren
gern mal etwas emotionaler erleben wollt. Es ist aber kein Comic den
ihr wegen der ausgefuchsten Geschichte bald wieder aus dem Regal
nehmen werdet, allein das Artwork ist einen näheren Blick in jedem
Fall wert.
Die gesamte Miniserie ist bei Splitter
als Hardcover Sammelband veröffentlicht worden. Die Qualität ist
wie von Splitter gewohnt sehr hoch und es auch etwas Bonusmaterial
wie von Lemire kommentierte Sketchbook Seiten und einige Variant
Covers.
7 von 10 goldene Städte