Das 19. Jahrhundert nähert sich dem Ende und in London wandert der junge Arzt John Watson auf dem Pfad des Doktor Viktor Frankensteins, der es vor knapp hundert Jahren schaffte, einer Leiche neues Leben zu geben. Mittlerweile ist diese Prozedur alltäglich. Tausende wiederbelebte Leichen arbeiten überall in der Welt und verrichten simple körperliche Arbeit oder führen sogar die Kriege für die Lebenden. Aber bis heute ist Frankensteins Monster, genannt „Der Eine“, die einzige Leiche, die auch seine Seele zurückbekommen hat und somit selbständig denken und fühlen kann. Als Watsons bester Freund Friday stirbt, beginnt er daran zu forschen ihn nicht nur wiederzubeleben, sondern ihm auch seine Seele zurückzugeben. Da es aber nur der englischen Regierung erlaubt ist an der sogenannten „Necroware“ zu forschen, gerät er in den Fokus des britischen Geheimdienstes und wird von diesem gezwungen auf einer weltweiten Reise die Aufzeichnungen von Viktor Frankenstein zu finden.
Bei „Empire of Corpses“ handelt es sich um eine Animeverfilmung des Science-Fiction Autors Project Itoh, so der Künstlername des 2009 im Alter von 34 Jahren an Krebs gestorbenen Itoh Keikaku. Seine Romane „Genocidal Organ“ und „Harmony“ gehören zu den höchst Gelobten des Genres der letzten Jahre und auch die Handlung zu Metal Gear Solid 4 stammt von ihm. Empire konnte Itoh allerdings nicht mehr vor seinem Tod beenden. Zu Ende geschrieben wurde der Roman dann von dem ebenfalls renommierten japanischen Science-Fiction Autor Toh Enjoe. „Empire of Corpses“ ist eines von drei Itoh Büchern die in kürzester Zeit verfilmt wurden.
Die mittleren bis hohen Erwartungen kann das fulminante, zweistündige Spektakel allerdings nicht erfüllen. Der Film erreicht es problemlos, ein kompetentes Zombie-Actionspektakel abzugeben. Auf der visuellen Ebene ist der Film über jeden Zweifel erhaben. Die Monster sehen eklig und überzeugend aus, die visuellen Effekte kommen vor allem im Kino, aber auch zuhaus auf Blu-ray wundervoll zur Geltung, die Action ist rasant und immer auf hohem Level und abgesehen von ein paar zu abgedroschenen Charakterdesigns hat der Film nur Gutes fürs Auge zu bieten. Selbst in den ruhigen Momenten wissen die weichen Animationen und die wirklich schönen Hintergründe sowie tollen Naturdarstellungen zu begeistern.
Problematisch ist eher der Plot, dieser bedient sich nämlich freigiebig bei einer Reihe klassischer Romane. Die Reise geht dabei von „Frankenstein“, „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“, „Robinson Crusoe“ über „Sherlock Holmes“ bis hin zu „20.000 Meilen unter dem Meer“ und „James Bond“. Versatzstücke und Charaktere werden sehr frei mit historischen Ereignissen und Figuren kombiniert. So treffen unsere Helden auf den 18. Präsidenten der Vereinigten Staaten Ulysses S. Grant, den Erfinder Thomas Alva Edison und werden unter anderem Zeugen des ersten Anglo-Afghanischen Krieges.
Ich bin ein sehr großer Fan von derartigen Kombinationen verschiedener fiktiver Werke und realpolitischen Ereignissen. Im Manga und Comic wären da als gelungene Beispiele „Read or Die“ und vor allem „Billy Bat“ und „Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ zu nennen.
Im Gegensatz zu diesen positiven Beispielen scheint Empire aber seine Quellen nicht sonderlich zu schätzen. Anstatt diese interessanten Fragmente so zu nehmen, wie sie sind und uns zu zeigen wie diese Figuren in dieser Frankenstein Welt agieren würden, werden teilweise nur einzelne Charakterzüge oder Namen verwendet ohne das diese Referenzen irgendwelche Konsequenzen haben. Die Referenzen verkommen schnell zum Selbstzweck und haben keinerlei Bedeutung.
Hieran erkennt man die größte Schwäche des Films, nämlich seine vollkommen krude zusammen getackerte Handlung, die nach einem guten Start über die gesamte Laufzeit immer mehr zerfasert und im finalen Akt dann völlig auseinanderbricht. Der Plot ist zwar über die gesamte Spielzeit sehr viel komplizierter als es nötig wäre, aber wer mir detailliert erklären kann was im letzten Akt passiert und vor allem warum und wie, hat sich einen Preis verdient. Problematisch ist daran nicht die Komplexität des Stoffes, sondern vielmehr, dass nichts wirklich Sinn ergibt. Der bricht seine eigenen Regeln immer wieder und füllt Lücken mit pseudophilosophischem Gerede über Seelen und die Natur des Menschen auf. Leider führt vor allem dieser Punkt ins Nichts und bleibt bis zum Ende hin sehr flach - egal wie aufgebauscht das Thema auch behandelt wird.
Empire of Corpses schafft es nur in der ersten halben Stunde zu sein, was es sein möchte. Die darauf folgenden 1,5 Stunden bleiben weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück und wird zusehend egaler und langweiliger. Als Action Film mit Zombies funktioniert der Film aber eher als die angepeilte Mischung klassischer Literatur mit dystopisch-philosopihschen Anstrich. Weniger Gerede und sich selbst nicht so ernst nehmen hätte geholfen oder eben etwas mehr Tiefgang und eine besser bedachte Handlung. Schade um einen Film der so viel mehr hätte leisten können.
6 von 10 kesse Frösche