Samstag, 24. Juni 2023

Alpträume (1983) [Wicked Vision]

Alpträume (1983) [Wicked Vision]

Was ist schlimmer? Ausgebüchster Killer oder keine Kippen mehr im Haus? Was ist, wenn der neue Gaming Hit in den Arcades ein 13. Level bietet, dass selbst den Hardcore Gamern zu immersiv ist? Du glaubst nicht mehr an Gott? Vielleicht kann dich dieser satanische Killer-Pick-Up-Truck vom Gegenteil überzeugen? Und am Ende bleibt die Frage: Was tun, wenn dein Haus von einem Teufels Nagetier aus Deutschland heimgesucht wird, das man auch als Teufels Nager beschreiben könnte? Harter Typ sein und sich selbst drum kümmern? Oder doch lieber professionelle Hilfe holen? Diese und noch ein paar weitere brennende Fragen beantwortet dieser Film!
Ehemals als Fortsetzung der ABC Horroanthologienserie „Meine schwarze Stunde“ (1981-1982) geplant, wurden die hier zu sehenden vier, aus der Feder von Christopher Crowe (Robosaurus, 1992) & Jeffrey Bloom (Blumen der Nacht, 1987) stammenden und unter der Regie von Joseph Sargent (Der weiße Hai IV - Die Abrechnung, 1987) gefilmten, Horror-Kurzgeschichten, letztlich doch durch die Kinos gejagt. Fürs Fernsehen wohl zu gruselig, fürs Kino jedoch nicht annähernd reißerisch genug wurde der Film kurzerhand um einen etwas moderner anmutenden Slasher Prolog erweitert und somit konnte man vielleicht auch dem hartgesottenen Publikum ein paar Scheine abnehmen.

Nötig gehabt hätte es der Film letztlich nicht, denn wer hier Gore oder typische Slasher Unterhaltung sucht ist hier gänzlich falsch.

Den Anfang macht „Terror in Topanga“. Lisa (Cristina Raines) hat keine Kippen mehr und macht sich nachts noch mal auf den Weg zum Kiosk. Zwar wird im Radio vor einem gefährlichen Killer gewarnt der in die Gegend geflohen ist, der Suchtdruck ist aber größer und so könnte sie das nächste Opfer werden. Eine mäßig spannende, wenn obgleich überraschend atmosphärisch inszenierte Geschichte. Der Plot ist altbekannt und der Twist aus der alten urbanen Legende wird wohl niemanden so richtig überraschen können und wurde mittlerweile zahllose Male verfilmt. Cristina Raines (Hexensabbat, 1977), spielt jedoch überzeugend. Nett sind auch die kurzen Auftritte von Anthony James (Erbarmungslos, 1992), William Sanderson (Der Blade Runner, 1982) und dem Sänger der Hardcorepunk Band Fear: Lee Ving (Alle Mörder sind schon da, 1985). Außerdem fand ich die Idee, mit dieser Episode sehr kreativ vor den Gefahren des Rauchens zu warnen ziemlich ulkig.

Weniger unterhaltsam wird es in der folgenden Episode „The Bishop of Battle“. Zwar hat auch dieser Teil der Anthologie einige herausragende Elemente, insgesamt ist die Story aber langsam, voraussehbar und die Hälfte der Spielzeit könnte entfernt werden ohne den Inhalt der Geschichte anzukratzen. Zu gute lassen muss man dem Ganzen aber, dass der Plot wohl zum Höhepunkt des Arcade Hypes verfasst wurde und daher durchaus sehr nah am Zeitgeschehen war und Videospielsucht neu und in Medien wenig behandelt war. Wie gesagt hat die Geschichte aber auch ihr gutes. Zuerst wäre da der coole Soundtrack von Hardcorepunk Hochkarätern wie Black Flag und Fear, der dem ganzen interessante Vibes verschaffen kann. Mit Emilio Estevez (Rhea M. - Es begann ohne Warnung, 1986) verfügt der Film über Star Power, auch wenn ich ihm nicht richtig abnehme Punk zu hören. Den Gaming Nerd spielt er dafür aber überzeugend. Außerdem sind da noch die CG Effekte, die Vektorgrafiken schreckliche Realität werden lassen. Sieht aus heutiger Sicht zwar etwas albern aus, aber für damals absolut bahnbrechende Effekte von Effekt-Pionier Bo Gehring (Star Trek - Der Film, 1979). Insgesamt keine richtig überzeugende Episode, aber immerhin interessant durch die frühen CG Effekte.

„The Benediction“ erzählt eine Klassische Geschichte: Priester verliert nach Unglück seinen Glauben, verlässt die Kirche und wird sofort von einem satanischen Auto angegriffen. Das Ganze ist dann irgendwo zwischen Steven Spielbergs „Duell“ (1971) und „Der Teufel auf Rädern“ (1977) zu verorten, wobei leider nicht mal die Qualität letzteren erreicht werden kann. Am Leben gehalten wird die Folge durch Lance Henriksen (Aliens: Die Rückkehr, 1986) der sein bestes gibt und dabei seinen innerlichen Konflikt überzeugend auf den Bildschirm bringt. Gefreut habe ich mich auch über den Gastauftritt von Tony Plana (Born in East L.A., 1987), wobei hier mal angemerkt werden sollte, dass das Casting sich als eine der größten Stärken durch alle Geschichten dieser Anthologie zieht. Leider ist der Kampf gegen das teuflische Auto letztlich sehr antiklimatisch und es ist nur cool wie es einmal frech aus dem Boden hüpft.

Ende und Highlight des Ganzen bildet „Night of the Rat“. Hierzu sei zuvor gesagt, der Film sollte am besten im O-Ton gesehen werden. Der Sound der deutschen Tonspur ist teilweise nicht wirklich gut. Die Sprecher*innen Rollen sind zwar sehr gut besetzt, aber das Dialogbuch, Timing und die Übersetzung der deutschen Fassung haben einige Fehler und verpatzte Stellen. Aber vor allem in der letzten Episode verpasst ihr sonst mein persönliches Highlight. Nämlich das Teufels Nagetier aus Deutschland. Was als harmloser, aber unterhaltsamer Tierhorror beginnt, eskaliert im Finale in verschiedene Richtungen und hat ein paar großartig mittelprächtige Special Effects zu bieten. Am Ende ist das unheimlich unterhaltend und hat sogar noch eine positive Botschaft. Außerdem ist auch hier wieder die Besetzung mit Stars wie Veronica Cartwright (Die Vögel, 1963) und Richard Masur (Das Ding aus einer anderen Welt, 1982) äußerst stark.

„Alpträume“ ist insgesamt zwar ziemlich durchwachsen, aber der überragende Cast, der vor allem Genrefreund*innen sehr gefallen wird und viele kleine Besonderheiten, machen den Film letztlich doch zu einem kleinen Geheimtipp. Denn auch wenn ich nicht alle Geschichten gut fand, so hatte doch jede einzelne ihre Reize.

6 von 10 glühende Rattenaugen

Ausstattung:
  • Meidabook (Blu-ray & DVD)
  • 32-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach
  • Diese Edition enthält zwei Versionen des Films: Widescreen (1.78:1) und Vollbild (1.33:1) [nur Blu-ray]
  • Audiokommentar mit dem ausführenden Produzenten Andrew Mirisch und der Darstellerin Cristina Raines
  • „Christopher Crowe’s Nightmares“ – Interview mit Produzent und Drehbuchautor Christopher Crowe
  • Deutscher Trailer
  • Originaltrailer
  • Radio-Spot
  • Bildergalerie
  • Cover Artwork von Timo Würz
  • Limitiert auf 333 Stück

Regie:
Joseph Sargent
Drehbuch:
Christopher Crowe, Jeffrey Bloom
Originalitel:
Nightmares
Weitere Titel:
Pesadelos Diabólicos
En plein cauchemar
Painajaiset
Efialtikes ores
Εφιαλτικές ώρες
Rémálmok
Nightmares - Incubi
デビルゾーン
Pesadillas diabólicas
Mareritt
Koszmary
Nocne zmory
Pesadelos
Кошмары
Pesadillas
Mardrömmar
Night of the Rat
Terror in Topanga
The Benediction
The Bishop of Battle
Nocne more
Darsteller*innen:
Cristina Raines, Anthony James, Lee Ving, Emilio Estevez, Moon Unit Zappa, Lance Henriksen. Tony Plana, Richard Masur, Veronica Cartwright, Albert Hague