Far from Noise (George Batchelor) [PS4]
Ein schöner Abend, irgendwo in der
Welt an einer Steilküste am Ozean: Eine junge Frau steckt in ihrem
Auto fest. Irgendwie ist sie mit ihrem Gefährt beinahe die
Steilküste herabgestürzt. Nun schaukelt ihr Auto halb über der
Klippe und jede Bewegung könnte das Auto abstürzen lassen. Auch der
Motor scheint nicht mehr zu funktionieren. Zurückfahren ist daher auch keine Option mehr. Sich im Klaren darüber, dass
ihr Leben wohl bald ein Ende haben wird, beginnt sie, die Situation, in
der sie steckt, und die Gründe ihres abendlichen Ausflugs zu
reflektieren. Während sie unfreiwillig die Sonne beobachten muss wie
sie in den Wellen versinkt, bekommt sie Besuch von einigen Tieren.
Eine nette Ablenkung von ihrem baldigen Schicksal, nur der
herannahende Rehbock wirft ihre Lage noch einmal total
durcheinander.
„Far from Noise“ ist das
Soloprojekt von George Batchelor aus dem Londoner Entwicklerteam
State of Play Games. Das Spiel erzählt die Geschichte einer jungen
Frau, die in ihrem Auto auf einer Klippe feststeckt. Im Anblick des
Todes resümiert sie ihr Leben und philosophiert mit einem Rehbock
darüber, was sie dorthin führte. Es handelt sich dabei nicht so
richtig um ein Spiel, eher um eine Visual Novel. Mit dem Digipad
könnt ihr während des Gesprächs bis zu drei verschiedene
Antwortmöglichkeiten wählen. Das Gespräch ändert sich dadurch
jedoch nur um Nuancen. Zwischen den verschiedenen Schlüsselmomenten,
kann es zu verschiedenen Spezialevents kommen, die zufällige
Ereignisse geschehen lassen. Meist dienen sie zur humorigen
Auflockerung des philosophischen Gesprächs um Leben und Tod und
allem dazwischen.
Die meiste Zeit über seht ihr das
Spiel aus der selben Kameraperspektive, nur selten wird diese
Perspektive verlassen um anschaulich zu machen wie tief das Kliff ist
oder ähnliches. Trotz eines etwas langatmigen Start, ist der Dialog
durch die Mischung aus pointierten Humor und guter philosophischer
Beobachtung bald dazu fähig ziemlich fesselnd zu werden. Dabei
heraus kommt ein Erlebnis, das es schafft, gute Fragen aufzuwerfen
darüber wie wir Kunst betrachten und wie oft wir diese dem
Selbsterlebten vorziehen. Batchelor lässt uns nur beobachten,
genauso wie die Protagonistin, die diese Nacht nur durch die
Windschutzscheibe ihres Autos verfolgt. Insgesamt ein spannendes
Konzept, das artistisch originell und trotzdem nicht zu abgehoben
umgesetzt wurde. Die zarten Soundtrack Einsätze passen perfekt zu
der farbenfrohen und dennoch zurückhaltenden Grafik, wodurch ein
angenehm runder Gesamteindruck entsteht.
„Far from Noise“ ist weniger ein
Spiel als ein entspannendes, philosophisches Erlebnis, das meditativ
auf die Spielenden wirkt, zugleich aber auch zum diskutieren anregen
kann. Sicherlich nur für eine kleine Zielgruppe interessant, aber
gerade deshalb etwas ganz besonderes in der aktuellen
Videospielszene.
8,5 von 10 faule Frösche