Andy Warhol's Frankenstein (1973)
[cmv-Laservision]
Baron Frankenstein (Udo Kier) lebt in
einer inzestuösen Beziehung zu seiner Schwester Katrin (Monique van
Vooren), aus der auch zwei gemeinsame Kinder hervorgegangen sind. Das
reicht ihm jedoch nicht. Er will perfekte Kinder und die kann ihm
seine Schwester nicht schenken. Die perfekten Kinder sollen aus einem
perfekten Paar entstehen, das er höchst selbst aus eigens
produzierten Leichen zusammennäht. Als der Baron dann aber den Kopf
eines einfachen Arbeiters an seine Kreatur (Srdjan Zelenovic)
bastelt, beginnt Nicholas (Joe Dallesandro), der Sexdiener der Gräfin
die scheußlichen Experimente aufzudecken. Das ist aber nicht das
einzige Problem des Grafen, zusätzlich hat Frankensteins Kreatur
auch noch keinen Bock sich zu vermehren...
„Flesh for Frankenstein“, ein Film
von Paul Morrissey und produziert von Andy Warhol, schafft es
gleichermaßen eine für seine Zeit mutig moderne Adaption des
Stoffes zu sein und gleichzeitig Mary Shelleys Werk teils plump,
teils subversiv zu parodieren. Das titelgebende Fleisch spielt hier
auch die Hauptrolle. Schließlich geht es darum etwas aus Fleisch zu
schaffen, aber auch das Fleisch zu begehren, es zu zerstören und
natürlich um ungezügelte Fleischeslust. Diese kann mal mit einer
Gallenblase vollzogen werden, auch mit der eigenen Schwester, einem
Monster oder und das ist vermutlich das schlimmste, mit einem
Menschen der hierarchisch und in der sozialen Ordnung unter einem
angesiedelt ist. Diese Klassenunterschiede spielen hier eine große
Rolle und sprechen auf ungewöhnliche Weise gesellschaftliche
Probleme an. Dieser Ton zieht sich durch den gesamten Film, kann aber
zwischen all dem Blut, dem Sex und anderen grotesken Momenten auch
leicht ignoriert werden.
Zwischen absurder
gesellschaftspolitischer Satire, groteskem Horror, Sex, Gewalt und
teils relativ klamaukigem Humor ist „Flesh for Frankenstein“ ein
vor allem merkwürdiger Film, der so in dieser Form wohl nur mit den
involvierten Menschen entstehen konnte und so vermutlich nicht reproduzierbar
ist. Morrissey scheint voll darin aufzugehen, machen zu können, was
ihm in den Sinn kommt und erschafft somit einen Frankenstein der sich
in jedem Fall sehr deutlich von allen anderen, meist sehr
gleichförmigen Frankenstein Verfilmungen ab. Mit Udo Kier (Das
deutsche Kettensägen Massaker) hat der Film einen großartigen
Bösewicht, der vor allem im englischen Originalton sehr überzeugend
und zugleich äußerst komisch wirkt. Dazu muss gesagt werden, dass
die deutsche Synchronisation zwar ziemlich gut ist, aber sehr viele
feine Facetten der Dialoge und besonders den Humor und oft auch die
Heftigkeit des Inhalts zerstört. Mit Joe Dallesandro (Andy Warhol's
Trash) steht Kier ein talentierter Schauspieler entgegen der zu
Warhols Stammspielern gehört. Und selbst Monique van Vooren, die
ansonsten höchstens kleine Rollen spielte, wirkt meist überzeugend.
Für die teilweise nicht so richtig überzeugenden, oftmals dennoch
ekligen Spezialeffekte war Carlo Rambaldi zuständig, der uns später
mit seinen Effekten in Filmen wie „E.T.“, „Alien“ und „Dune“
begeistern durfte.
„Andy Warhol's Frankenstein“ ist
nicht immer ein guter Film, aber in jedem Fall immer unterhaltsam und
visuell interessant. Es ist ein schöner Film, voller Hässlichkeit,
Sex und Humor und einigen sehr blöden 3D Effekten. In allem also ein
grotesker Spaß der durchaus mehr bietet, als zuerst zu erwarten ist.
Das Mediabook enthält natürlich DVD
und Blu-ray des Films, beides bietet euch den Film in guter Audio-
und Videoqualität. Ein 16-seitiges Booklet bietet noch einige
Hintergründe zu dem Film und auch auf den Discs lassen sich noch
einige Extras finden. Den Anfang machen einige Probeaufnahmen, die
wiedergefunden wurden. Allerdings nur das Bild und nicht der Ton.
Dafür werden die Proben von Regisseur Paul Morrissey kommentiert.
Morrissey kommentiert ebenfalls die Bildergalerie und einen
Audiokommentar. Letzteren gemensam mit Udi Kier und Maurice Yacowar.
Zuletzt gibt es natürlich noch den originalen und den deutschen
Trailer zum Film.
6,9 von 10 Eidechsen auf dem Arsch