Dienstag, 22. Januar 2019

Onimusha: Warlords (Capcom) [PS4]

Onimusha: Warlords (Capcom) [PS4]


Die Schlacht von Okehazama ist geschlagen. Zwar konnte der grausame Nobunaga Oda siegreich gegen Yoshimoto aus dem Kampf hervorgehen, jedoch beendete ein gezielter Pfeil kurz darauf das Leben des Shogun. Ein Jahr später erhält Samanosuke, ein Samurai des Akechi Clans, einen Brief der Prinzessin Yuki. Dämonen attackieren Schloss Inabayama und sind im Begriff die Prinzessin zu entführen. Gemeinsam mit der Ninja Kaeda versucht Samanosuke Yuki zu retten. Sie kommen jedoch zu spät und das Schloss ist völlig von Dämonen eingenommen. Die beiden teilen sich auf und durchsuchen das Schloss nach Hinweisen, nur um herauszufinden, dass Nobunaga alles andere als verstorben ist.

18 Jahre nach dem Originalrelease auf der PS2 ist Jun Takeuchis (Resident Evil 5) Survival-Action-Adventure Onimusha in einer Remastered Version auch auf der aktuellen Konsolengeneration und dem PC spielbar. Die Konzeptidee hinter dem Game war einst, einen Resident Evil Ableger im feudalen Japan zu entwickeln, wozu es jedoch nicht kam. So wurde aus der Spin-Off Idee ein eigenständiges Franchise (nichts neues für RE Ableger) - mit vier Titeln der Hauptserie, allesamt auf der PS2 erschienen, einem Fighting Game Ableger und einen Taktik RPG Seitentitel, der auf dem GBA veröffentlicht wurde.

Trotz dieser Fülle an Titeln und der allgemein guten Rezeption von Kritiker*innen und den Spielenden lebte das Franchise nur fünf Jahre lang und ist von den meisten seitdem vergessen (wie es leider einigen schönen Capcom Titeln dieser Zeit erging). Die Remastered Version des Spiels haucht dem Titel wieder frisches Leben ein. Dazu wurde das Spiel nun auf 1080p aufpoliert und sieht zwar seinem Alter angemessen, aber immer noch ansehnlich aus. Da die vorgerenderten Hintergründe für ein 4:3 Format kreiert wurden, ist eine 16:9 Auflösung zwar anwählbar, um dieses Format zu erreichen wird jedoch das Bild herangezoomt und dann der Bildabschnitt oben und unten beschnitten. Sicherlich für manche eine Verbesserung, ich fand es aber eher störend weniger zu sehen, gerade weil es die Kämpfe weniger übersichtlich macht und die Hintergründe dadurch noch unschärfer werden. 18 Jahre alte Grafiken müssen nicht unbedingt gezoomt werden. Trotzdem nett die Option zu haben, für mich ist sie aber nichts und ich spiele Onimusha lieber so wie damals. Eine dafür aber umso mehr gewünschte Neuerung ist die Steuerung mit dem Analogstick. Wenn ihr wollt könnt ihr euren Helden auch ganz Oldschool mit dem Digipad per Tankcontrol steuern, aber selbst ich als jemand, der Tankcontrol vor allem in den Resident Evil Games bis vor kurzen verteidigt hat, muss langsam zugeben, dass diese Art der Steuerung nur noch schwer zu genießen ist. Auch ist es jetzt möglich, das Schwert per Shoulderbutton zu wechseln, ihr müsst nun dazu also nicht mehr extra ins Menü wechseln.

Eine weitere Neuerung ist die erneut aufgenommene japanische Tonspur, die somit die beste Alternative zur wirklich schlechten englischen Synchro darstellt. Auf jeden Fall eine deutliche Verbesserung, sogar ein paar der Originalsprecher*innen, darunter auch Samanosukes Sprecher Takeshi Kaneshiro. Deutsche Untertitel sind ja zum Glück vorhanden. Trotzdem ein wenig schade, die alte Synchro nicht anwählen zu können. Die letzte Neuerung ist einer obskuren Begebenheit geschuldet, die erst 2014 ans Licht kam. 2014 gab der Komponist des Spiels nämlich zu, gar nicht selbst den Soundtrack geschrieben und stattdessen einen Ghost Writer engagiert zu haben. Irgendwie hat Capcom auch immer Pech mit ihren Soundtracks, man denke nur an das Labor-Thema aus dem Directors Cut von Resident Evil oder dem Skandal um den Komponisten des Devil May Cry V Themesong. Hier sehe ich weder eine große Verbesserung, noch eine Verschlechterung und auch wäre es schön gewesen zwischen den Tonspuren wechseln zu können.

Aber genug vom technischen Gelaber, die Frage ist doch viel mehr, was taugt Onimusha 2019 noch. Und die Antwort lautet für meinen Geschmack: Noch ziemlich viel. Onimusha hat einige Schwächen. Die aus der Resident Evil Idee gebliebenen Rätsel sind nicht immer wirklich clever und können das eigentlich eher rasante Gameplay - geübte Fans brauchen selten länger als 4 Stunden für das Spiel - schnell zum stocken bringen. Das Kampfsystem ist eher rudimentär und ist nicht vergleichbar zu aktuellen Action Titeln, dafür ist bei den Kämpfen aber auch eine gute Samurai Atmosphäre spürbar und die neue Steuerungsmethode macht alles viel einfacher und spaßiger als damals. Trotzdem ist das Gameplay natürlich nicht perfekt gealtert. Es gibt viel Backtracking und die meisten Rätsel bestehen nur aus besorg Item A und bring es zu Ort B und wer keine Erfahrung mit Action Games vergangener Generationen hat wird sich vermutlich nur schwer damit anfreunden können. Die Grafik wird jüngere Spieler*innen wohl auch teilweise abschrecken und das größte Problem ist wohl die fixierte Kamera, die gerade bei den Bosskämpfen mehr Probleme als eure Feinde machen kann.

Onimusha hat wie die meisten seiner Fans schon einige Jahre auf dem Buckel. Für Fans aktueller Games mögen einige Gameplay Elemente, sowie artistische Elemente wie Artefakte vergangener Tage wirken. Teilweise sind sie es sicher auch. Trotzdem hat Onimusha durchaus auch heute noch einen näheren Blick verdient, vor allem wenn ihr Interesse an einer Mischung aus Survival Horror und Samurai Action habt. Mir gefällt die Jagd auf Nobunago jedenfalls fast immer noch so sehr wie damals und würde mich über einen Erfolg des Remasters freuen, besonders wenn das heißen sollte, dass auch der zweite Teil eine ähnliche Behandlung bekommen könnte.

7,6 von 10 seelenklauende, fliegende Totenkopfklumpen