The Pit and the Pendulum (1991) [Wicked Vision]
1492, Spanien: Das Land befindet sich auf dem Höhepunkt der Inquisition. Unter der brutalen Führung des fanatischen Mönchs Torquemada (Lance Henriksen) werden mehr jüdische Menschen, Muslime und angebliche Hexen gefoltert und getötet als je zuvor. Durch unglückliche Umstände geraten auch der Bäcker und die Bäckerin, Antonio (Jonathan Fuller) und Maria (Rona De Ricci) in die Fänge der Kirche. Jedoch entwickelt Torquemada erotische Gefühle für Maria und kann sich deshalb nicht dazu bringen, sie als Hexe hinzurichten. Gleichzeitig freundet sich Maria mit der wirklichen Hexe Esmeralda (Frances Bay) an und erfährt dabei über ihre eigenen magischen Fähigkeiten.
Der Anfang 2020 leider verstorbene Regisseur und Autor Stuart Gordon hat ab Mitte der 1980er Jahre angefangen, mit „Re-Animator“ (1985) und „From Beyond - Aliens des Grauens“ (1986) die besten Arbeiten seiner Karriere zu erschaffen. „Meister des Grauens“, wie „The Pit and the Pendulum“ in Deutschland betitelt wurde, verpasst diesen Zeitraum nur knapp, kann aber in einigen Punkten noch relativ gut mit seinen früheren Werken mithalten. Vor allem wirkt die sehr lose Adaption der gleichnamigen Edgar Allan Poe Kurzgeschichte deutlich hochwertiger als man es bei dem Budget von knapp einer Million Dollar erwarten würde. Liegt vor allem daran, dass der Film auf der italienischen Burg von Charles Band (Puppet Master, 1989) gedreht wurde. Dadurch wirkt alles sehr viel authentischer als es bei dem Budget eigentlich möglich wäre, was schon einen sehr großen Teil der Atmosphäre ausmacht. Hinzu kommen die glaubwürdigen Kostüme und das nur wenig schlechtere Make-Up.
Neben „The Pit and the Pendulum“ (1842) verwurstet Gordon auch noch Elemente aus der, ebenfalls von Poe erdachten Kurzgeschichte „The Cask of Amontillado“ (1846). Im kurzen, pointierten Amontilado Einschub findet sich Oliver Reed (Gladiator, 2000) als vom Papst gesandter Kardinal, in einem Gastauftritt wieder, wird aber schnellsten eingemauert. Die Hauptrollen füllen jedoch Rona De Ricci, die ihre Sache gut macht, obwohl sie neben diesen Film keine weiteren bemerkenswerten Filmarbeiten ablieferte und natürlich Lance Henriksen (Aliens - Die Rückkehr, 1986) der sich mit voller Wonne seiner Rolle als sadistischer Mönch hingibt. Dabei wird der Film über lange Strecken auch von Henriksen allein getragen, der allen in jedem Moment die Show stehlen kann. Daneben verblasst Jonathan Fuller (Castle Freak, 1995) leider immer mehr, bis am Ende seine Rolle so gut wie nichts mehr zum Film beiträgt.
Das mag auch an dem eher laxen Drehbuch liegen. Neben den erinnerungswürdigen Momenten gibt es viel Leerlauf, der mal mehr und mal weniger unterhaltsam mit Albernheiten oder Folter gefüllt werden. Beides zeigt noch zu Beginn einen effektiven Kontrast auf. Im Verlauf der Handlung verlieren beide Elemente dennoch an Effektivität. Zudem fehlt es den wichtigen Momenten an Spannung und weil auch Gordon das gemerkt zu haben scheint, wird das ganze dann etwas anrüchiger, merkwürdiger und auch übernatürliche Elemente werden bemüht. Am Ende kommt alles zu einem zwar befriedigenden Ende, aber mit einem etwas besseren, vor allem fokussierteren Drehbuch wäre hier mehr drin gewesen. Am besten funktioniert der Horror hier noch am Anfang, denn das ausgepeitschte Kind im ersten Akt, genauso wie dessen erwürgte und angezündete Mutter, übrigens gespielt von Stuart Gordons Ehefrau, machen ihre Sache sehr gut und wirken glaubwürdig in ihren Qualen. Vor allem ist die Szene aber so effektiv weil hier nicht Gordons Humor so viel des Schreckens überlagert und verwässert.
Das Mediabook von Wicked Vision enthält den Film in einer ungeschnittenen Fassung, in der deutschen HD Premiere. Somit bekommen wir die bisher schönste Version dieses Films präsentiert. Als Bonus bekommt ihr die Original Videozone, sowie die kürzere deutsche Fassung davon. Hinzu kommt ein Vorwort von Charles Band und der Original Trailer, sowie ein Interview mit Stuart Gordon. Zudem enthält das Mediabook ein 24-seitiges Essay von Christoph N. Kellerbach. Außerdem liegt dem Ganzen noch eine CD mit dem Original-Soundtrack von Richard Band (TerrorVision, 1986) bei. Übrigens einer der opulentesten Soundtracks die Richard jemals geschrieben hat.
6,4 von 10 extravagante Sanduhren